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Fachbereich Veterinärmedizin


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    Untersuchungen zum Vorkommen von Helcococcus ovis bei der Endokarditis des Rindes sowie zur phänotypischen Charakterisierung und Empfindlichkeitsprüfung der Isolate (2009)

    Art
    Hochschulschrift
    Autor
    Kutzer, Peter (WE 7)
    Quelle
    Berlin: Mensch & Buch Verlag, 2009 — 71 Seiten
    ISBN: 978-3-86664-607-0
    Verweise
    URL (Volltext): https://refubium.fu-berlin.de/handle/fub188/898
    Kontakt
    Institut für Mikrobiologie und Tierseuchen

    Robert-von-Ostertag-Str. 7-13
    14163 Berlin
    +49 30 838 51843 / 66949
    mikrobiologie@vetmed.fu-berlin.de

    Abstract / Zusammenfassung

    Im Zeitraum September 2006 bis Februar 2008 wurden 55 Rinderherzen mit pathomorphologischen Veränderungen i. S. einer Endocarditis valvularis thromboticans bakteriologisch untersucht. Die Anzucht erfolgte als Ammenkultur unter Verwendung von Columbia-Blutagar und einem S. aureus-Stamm. Es wurden 18 verdächtige Isolate gewonnen, i. d. R. als hochgradiges Wachstum und in Reinkultur. Mittels Sequenzanalyse eines ca. 1300 bp langen Abschnittes des 16S rRNA-Gens konnten alle Isolate als H. ovis bestätigt werden.
    Die H. ovis-Isolate stellten sich als Katalase-negative, fakultativ anaerobe, Vancomycin- sensible, in Paaren und Haufen gelagerte Gram-positive Kokken dar. Als phänotypisches Hauptcharakteristikum zeigte die überwiegende Mehrheit der Isolate Satellitismus in der S. aureus-Peripherie bzw. Pyridoxal-Abhängigkeit. H. ovis gleicht darin den sog. „nutritionally variant streptococci“ die aktuell den Genera Abiotrophia und Granulicatella zugeordnet sind. Biochemische Leistungen wurden mittels der Systeme API rapid ID 32 Strep, API ZYM und Rosco Diatabs geprüft und hierbei z. T. divergente Resultate erzielt. Gestützt auf die Merkmale Satellitismus/Pyridoxal-Abhängigkeit und Hämolyse auf Blutagar sowie acht API rapid ID 32 Strep basierte bioche¬mische Tests wurde ein Schema für die Identifizierung von H. ovis und dessen Differenzierung von anderen Helcococcus spp. sowie den Pyridoxal-abhängigen Spezies A. defectiva, G. adiacens und G. elegans entwickelt.
    Die Empfindlichkeitsprüfung der H. ovis-Isolate erfolgte für 22 Wirkstoffe aus 11 Substanz-klassen im Bouillon-Mikrodilutionsverfahren entsprechend einer anerkannten CLSI-Richtlinie für A. defectiva und Granulicatella spp.. Trotz des relativ kleinen Testkollektivs wurden zahlreiche Resistenzen festgestellt. So waren vier Isolate (22,2 %) resistent gegen Enrofloxacin, 15 Isolate (83,3 %) resis¬tent gegen Tetracyclin und 12 Isolate (66,0 %) resistent gegen potenzierte Sulfonamide. Darüber hinaus konnten für zwei Isolate (11,1 %) Makrolid-Lincosamid-Streptogramin B (MLSB)-Resistenzen, sowohl konstitutiv als auch induzierbar, nachgewiesen werden.
    Basis für die Entwicklung eines selektiven bzw. elektiven Mediums zum Nachweis von H. ovis war eine Modifikation des in der Mastitisdiagnostik gebräuchlichen Edwards-Nährbodens. Um für H. ovis geeignete Wachstumsbedingungen zu schaffen, wurde dieses Medium um Pyridoxal-HCl ergänzt und zum Zwecke der verbesserten Hemmwirkung auf Gram-negative Keime Aztreonam hinzugefügt. Die Evaluierung des Helcococcus-Elektivagars (HEA) erfolgte mittels „ecometric technique“ nach MOSSEL und unter Einbeziehung aller H. ovis-Isolate sowie von 35 Kontrollstämmen verschiedener Gram-positiver und Gram-negativer Bakterienspezies. Im Er¬gebnis konnte eine sehr gute Produktivität und Selektivität für Katalase-negative, Gram-positive Kokken, einschließlich Helcococcus spp., festgestellt werden. Die Differenzierung der Helcococcus spp. von anderen Katalase-negativen, Gram-positiven Kokken gelang nach 72 h Bebrütung bei 36 ± 1 °C und erhöhter CO2-Spannung relativ einfach anhand der Charakteristika Koloniedurchmesser < 1 mm, fehlende Hämolyse sowie fehlende Schwärzung. Eine Diskriminierung innerhalb der Gattung Helcococcus war dagegen nicht möglich.