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Zur Bekämpfung des Erregers der humanen Campylobacteriose, einer der wichtigsten lebensmittelbedingten Magen-Darm-Erkrankungen weltweit, sind bisher keine ausreichend praxisreifen und wirksamen Minimierungsstrategien etabliert. Die Verringerung der intestinalen Campylobacter-Besiedlung von Masthähnchen gilt als wirksamer Ansatz, um den Eintrag des Bakteriums in die Lebensmittelkette zu verringern und damit die öffentliche Gesundheit zu fördern. In dieser Studie wurde erstmals die kombinierte Anwendung eines Phagencocktails und eines komplexen competitive exclusion (CE) Produkts in einem Hähnchen-Tiermodell erprobt, um mögliche synergistische Aktivitäten zur Reduzierung der intestinalen C. jejuni-Besiedlung bei Masthühnern zu evaluieren.
Insgesamt 116 Ross 308 Masthühner wurden in eine Kontroll- und eine Behandlungsgruppe aufgeteilt. Am 10. Lebenstag wurden 12 Seeder pro Gruppe mit dem C. jejuni-Stamm BfR-CA-14430 inokuliert, was zu einer Kolonisation aller untersuchten Tiere führte. Das CE-Produkt wurde am ersten Lebenstag als Spray und am 25. Lebenstag über das Tränkwasser verabreicht. Der Phagencocktail bestand aus den Phagen NCTC 12673 (Gruppe III, Fletcherviruses) und vB_CcM-LmqsCPL1/1 (Gruppe II, Firehammerviruses) und wurde vier, drei und zwei Tage vor der Sektion (34. Lebenstag) in einer Endkonzentration von 107 PFU/mL über das Tränkwasser verabreicht. Während des Tierversuchs wurden Campylobacter-Isolate gesammelt und auf ihre Empfänglichkeit gegenüber den zwei eingesetzten Phagen untersucht.
Die kombinierte Anwendung des Phagencocktails und des CE-Produkts reduzierte die Campylobacter-Besiedlung signifikant um 1 Log-Stufe in Kloakentupfern (33. und 34. Lebenstag) und um 1 Log-Stufe im Zäkum- und Koloninhalt (34. Lebenstag). Der Anteil der während des Tierversuchs gesammelten Re-Isolate mit verringerter Phagen-Empfindlichkeit gegenüber dem Gruppe III-Phagen lag zwischen 11 % (Zäkum) und 48 % (Kloakentupfer, 32. Lebenstag), während alle Re-Isolate gegenüber dem Gruppe II-Phagen vB_CcM-LmqsCPL1/1 empfänglich waren.
Weitere Studien sind erforderlich, um die Reproduzierbarkeit der Maßnahmen unter Feldbedingungen zu prüfen und um eindeutige Schlussfolgerungen über mögliche synergistische Wechselwirkungen zwischen den beiden Maßnahmen im Vergleich zur jeweiligen Einzel-Anwendung zu ziehen, die in früheren Studien untersucht wurde (Szott et al. 2022; Peh et al., zur Veröffentlichung vorbereitet).