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Die akustische Funktion des Außenohres besteht in der Sammlung und Weiterleitung eines akustischen Signals, sowie dessen richtungsabhängiger spektraler Umformung. Die Zielsetzung der vorliegenden Arbeit lag in der Darstellung der akustischen Eigenschaften der Außenohren zweier Haushunde mit langen Stehohren durch die Bestimmung der akustischen Übertragungsfunktionen anhand künstlicher Außenohrmodelle mit exakten anatomischen Abmessungen. Die binauralen und monauralen Merkmale der am Trommelfell anliegenden Signale wurden als potentielle Informationsquelle für die Schalllokalisation untersucht. Zur Validierung wurde die Methodik durch den Vergleich der mit der gleichen Methode an einem Katzenohrmodell ermittelten Daten mit publizierten Ergebnissen von narkotisierten Katzen überprüft. Weiterhin wurde an den gewonnenen Abdrücken der Außenohre deren anatomischer Aufbau beschrieben und die Abmessungen festgestellt.
Die Untersuchungen fanden in einem reflexionsarmen Raum (IAC-Freifeld-Halbraum) statt. Die Messungen wurden bei verschiedenen Schallquellenpositionen in der horizontalen Ebene (Azimut von 0° bis 360° in 10°-Schritten) durchgeführt. Als Stimulus wurde ein bandbegrenztes Pseudorauschen (500 Hz bis 20 kHz) mit einer Dauer von 1 s verwendet. Das Signal wurde mittels Elektretmikrofonen, die sich an der Position des Trommelfelles befanden, erfasst. Als Referenz wurde das gleiche Signal im Freifeld aufgezeichnet. Beschrieben wurde die Umformung des akustischen Signals nach der Passage durch das Außenohr (Außenohrübertragungsfunktion). Weiterhin wurden die Laufzeitdifferenzen eines 500 Hz Sinustones ermittelt. Für die Versuchsdurchführung wurden verschiedene Außenohrmodelle erstellt. Diese unterschieden sich in der Ausrichtung der äußeren Ohrmuschel (vorwärts und seitwärts gerichtete Ohrposition). Des weiteren wurden die originalen Modelle modifiziert, indem die Conchainnenstrukturen oder die äußere Ohrmuschel entfernt bzw. tierärztliche Manipulationen, z.B. eine Otitis-Operation oder das Kupieren der äußeren Ohrmuschel, simuliert wurden. Ein weiterer Punkt war die Darstellung des Einflusses und der Bedeutung des Kopfes für die Übertragungsfunktionen, das durch das Verwenden eines Kunstkopfes im Versuchsaufbau realisiert wurde.
Die Daten am Beispiel von Haushunden mit langen Stehohren demonstrieren, dass der Verlauf und die spektralen Merkmale der Übertragungsfunktionen auf spezielle morphologische Strukturen im Außenohr zurückzuführen sind. Dadurch ist es möglich, richtungsabhängige Informationen durch die Umformung eines Stimulus bereitzustellen.