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Mittels Kultivierung sowie Anwendung biochemischer und molekularbiologischer Methoden wurden 117 Isolate, die aus erkrankten Mastputen zwischen 2003 und 2006 in Deutschland und Frankreich isoliert wurden, als ORT identifiziert. Unterschiede wurden in der Koloniemorphologie und einigen biochemischen Merkmalen beobachtet. Die Serotypisierung zeigte eine heterogene Verteilung, in der der Serotyp A am häufigsten auftrat. Auffällig war das vermehrte Auftreten des Serotyps C sowohl in Deutschland als auch in Frankreich.
Der zweite Teil der Arbeit befasste sich mit der Genotypisierung mittels Fingerprinting. Hierzu wurde die Eignung der Primer ERIC 1R und ERIC 2 sowie des Primers M 13 und der zugehörigen PCR-Methode (ERIC-PCR bzw. RAPD-PCR) ermittelt. Unter Nutzung des Primers M 13 wurden unterscheidbare Fragmentmuster der Standardserotypen A, B, D, E, F, G, I, K, M und O produziert. Die Fragmentmuster der Standardstämme C, H und Q, J und L sowie N und P ließen aufgrund großer Ähnlichkeit eine Differenzierung nicht zu. Ausgewählte deutsche ORT-Isolate der Serotypgruppen A, B, C und E wurden der PCR mittels Primer M 13 unterzogen. Die größte genetische Ähnlichkeit wurde innerhalb der Serotypgruppe A festgestellt. Die als Serotyp B charakterisierten Feldisolate wiesen eine geringe genetische Ähnlichkeit zu ihrem Standardstamm auf und zeigten unterschiedliche Fragmentmuster, die wiederum eine große Vergleichbarkeit mit den Mustern der Feldisolate des Serotyps A offenbarten. Für die Isolate der Serotypgruppen C und E wurde eine Vielzahl an Fragmentmustern erstellt. Eine sichere Typisierung mittels Fingerprinting unter Verwendung des Primers M 13 scheint nur für die Isolate des Serotyps A möglich.
Die Embryoletalität der deutschen ORT-Isolate wurde mittels Infektion von Hühnerembryonen mit ca. 1000 KBE pro Ei via Allantoishöhle bestimmt. Anhand der Parameter Mortalitätsrate und Überlebensindex wurden 54 bzw. 69 Isolate als niedrig pathogen sowie 34 bzw. 19 Isolate als mäßig pathogen bewertet. Es wurden keine hoch pathogenen Isolate nachgewiesen.
Gegenstand des vierten Teils der Arbeit war die Bestimmung der minimalen Hemmstoffkonzentration (MHK) aller 117 ORT-Feldisolate unter Anwendung der Mikrobouillondilutionsmethode. Unter Nutzung kommerzieller Mikrotiterplatten wurden MHK-Werte von 9 antimikrobiellen Wirkstoffen gegen ORT ermittelt und diese aufgrund fehlender Grenzwerte in Form von MHK50, MHK90 sowie Minimal-, Maximal- und Modalwerten dargestellt. Alle Isolate wiesen gegenüber Tiamulin niedrige MHK50 und MHK90 -Werte auf und ließen sich als empfindlich einstufen. Für die verbleibenden Wirkstoffe Penicillin G, Ampicillin, Enrofloxacin, Erythromycin, Ceftiofur, Lincomycin, Tetracyclin und Trimethoprim/Sulfamethoxazol wurden MHK-Werte in hohen Konzentrationsbereichen ermittelt, sodass auf eine Unempfindlichkeit von ORT gegenüber diesen Substanzen geschlossen werden kann.