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Fachbereich Veterinärmedizin


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    Publikationsdatenbank

    Zur Kulturgeschichte der Hauskatze unter besonderer Berücksichtigung ihrer Erkrankungen (2004)

    Art
    Hochschulschrift
    Autor
    Jores, Nicola Lesley (WE 18)
    Quelle
    Berlin: Mensch und Buch Verl., 2004 — 170 Seiten
    ISBN: 3-89820-764-1
    Verweise
    URL (Volltext): https://refubium.fu-berlin.de/handle/fub188/3863
    Kontakt
    Nutztierklinik

    Königsweg 65
    14163 Berlin
    +49 30 838 62261
    klauentierklinik@vetmed.fu-berlin.de

    Abstract / Zusammenfassung

    Die wissenschaftliche Bezeichnung der Hauskatze lautet Felis silvestris forma catus Linnaeus, 1758. Aus Jericho (circa 8000 v. Chr.) und Anatolien (circa 6000 v. Chr.) stammen die geschichtlich ältesten Funde von Katzen, die in Zusammenhang mit Menschen gebracht werden können. In beiden Fällen handelt es sich um früheste Lehmziegeldörfer, in denen Menschen in großen, dauerhaften Gemeinschaften lebten. Ermöglicht wurde dies durch das natürliche Vorkommen von wildem Getreide. Es liegt nahe, dass sich dort heimische Wildkatzen in den Bauerndörfern ansiedelten und später wegen ihrer Nützlichkeit gezähmt oder sogar domestiziert wurden. Diesbezüglich sind jedoch lediglich Vermutungen zulässig. Das etwa zeitgleiche Vorkommen von Katzen auf den griechischen Inseln, in Ägypten und Pakistan kann sowohl im ausgedehnten Handel der Hochkulturen begründet als auch das Ergebnis analoger Domestikationen sein. Ob die alt-ägyptischen Katzen die ersten domestizierten Katzen waren, ist strittig. Mit größter Wahrscheinlichkeit waren die Ägypter aber die Ersten, die Katzen in solchem Ausmaß züchteten. Obwohl in fast allen Veröffentlichungen die Nordafrikanische Falbkatze Felis silvestris libyca Forster, 1780 als Urahnin genannt wird, kann heute nur mit Sicherheit gesagt werden, dass die Hauskatzen von der Art Felis silvestris abstammen. Ausgehend vom Mittelmeerraum breiteten sich die Hauskatzen nach Europa aus und waren etwa 1000 n. Chr. fester Bestandteil der europäischen Haustierwelt. Im östlichen Asien war die Hauskatze bereits 800 v. Chr. bekannt. Schriftlich erwähnt wird ihr Vorkommen in Amerika erstmals im Jahre 1626 und in Australien 1798. Das Ansehen eines unberechenbaren Raubtieres und andere Eigenschaften machten die Katzen zu einem Teil der religiösen Handlungen im Alten Ägypten. Die kulturelle Bedeutung der Katze darf nicht mit Verehrung oder gar Liebe gleichgesetzt werden. Schon die Ägypter töteten Katzen zu rituellen Zwecken. Verfolgt wurde die Katze in allen Erdteilen, die sie besiedelte. Das gipfelte vor allem in Deutschland unter dem Einfluss der christlichen Kirche in der fast vollständigen Ausrottung der Katzen im 15. bis 17. Jahrhundert. Auch wenn die Katze schon immer vereinzelt ein Lieblingstier war, bestand der Hauptgrund ihrer Haltung in der Schädlingsbekämpfung. In dieser Funktion bewahrte sie die Menschheit vor unermesslichem wirtschaftlichen Schaden. Im ausgehenden Mittelalter und der Neuzeit war die Katze zudem Pelz-, Fleisch- und Rohstofflieferantin für die Herstellung von Arzneien und Zaubermitteln. Das Versuchstier Katze spielt eine untergeordnete Rolle. Heutzutage nicht zu unterschätzen ist dagegen ihre psychohygienische und soziale Funktion in der Gesellschaft. Großen Platz nimmt die Katze im Volksglauben, Schrift- und Brauchtum ein. Meist symbolisiert sie Falschheit, Unglück, Gier und Lust. Seltener steht sie für freudige Ereignisse. Diese Symbolik ist Inhalt vieler Tiermärchen und �sagen sowie Sprichwörter und Redensarten. Die Katze war und ist Muse vieler bedeutender Literaten und Künstler. Erst ab Mitte des 18. Jahrhunderts taucht vereinzelt Literatur über die Katzenhaltung und -pflege auf, wobei die allgemeine Ansicht vertreten wurde, dass die Katze unter denselben Krankheiten wie der Hund leide. Von einer Therapie wurde meist wegen ihrer Wehrhaftigkeit und ohnehin robusten Natur abgesehen. Das erste umfassende Fachbuch über Katzenkrankheiten publizierte KIRK im Jahre 1925. Von da an entwickelt sich die Lehre der Katzenkrankheiten rapide und erreicht 1996 einen Höhepunkt mit der Gründung der European Society for Feline Medicine, der weltweit über 700 Mitglieder angehören. Zu den geschichtlich interessanten Erkrankungen der Hauskatzen zählen die Tollwut als eine der ältesten Zoonosen und weitere Infektionskrankheiten, über deren Seuchenzüge historische Überlieferungen vorliegen oder die aufgrund ihrer Morbidität und Mortalität große Bedeutung für die Gesamtpopulation der Katzen haben. Dazu gehören der Katzenschnupfen, die Panleukopenie, Katzenleukose, FIP und FIV. Den Parasitosen, und hier besonders der Räude und ihrer Therapie, wurde in den ersten Veröffentlichungen über Katzen viel Bedeutung beigemessen. Im Jahre 2003 stand die Katze mit 6,9 Millionen Tieren an der Spitze der in Deutschland gehaltenen Haustiere.