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Fachbereich Veterinärmedizin


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    Publikationsdatenbank

    Die Tuberkulose des Rindes - ein Beitrag zur Geschichte der Haustierkrankheiten (2005)

    Art
    Hochschulschrift
    Autor
    Sattelmair, Hendrik (WE 18)
    Quelle
    Berlin, 2005 — 213 Seiten
    Verweise
    URL (Volltext): http://www.diss.fu-berlin.de/diss/receive/FUDISS_thesis_000000001736
    Kontakt
    Nutztierklinik

    Königsweg 65
    14163 Berlin
    +49 30 838 62261
    klauentierklinik@vetmed.fu-berlin.de

    Abstract / Zusammenfassung

    Die Tuberkulose des Rindes wird ausgehend von den ersten schriftlichen Erwaehnungen des Krankheitsbildes bis in die heutige Zeit umrissen. Ueberlieferungen aus dem antiken Griechenland und dem Roemischen Reich lassen annehmen, dass tuberkuloese Erscheinungen beim Rind auch zu dieser Zeit wirtschaftlichen Schaden verursachten. Obwohl man von einem wissenschaftlichen Verstaendnis der Krankheiten noch weit entfernt war, legte man durchaus sinnvolle seuchenprophylaktische Massnahmen fest. Im altjuedischen Schrifttum sind gleichfalls Beschreibungen von Krankheitssymptomen anzutreffen, die wohl tuberkuloesen Erkrankungen zugerechnet werden koennen. Im weiteren wird der Umgang mit der Seuche im Mittelalter abgehandelt, wo zwar vielerorts per Gesetz der Genuss von Rindern und Schweinen, die mit der Perlsucht behaftet waren, verboten war, aber die Betrachtungen zum Krankheitsbild eher vom Aberglauben als vom wissenschaftlichen Herangehen gepraegt waren. Die Forschung war durch kirchlichen Dogmatismus stark behindert. Verschiedene Gelehrte dieser Zeit fuehrten dennoch anatomische Untersuchungen an erkrankten Tieren und Menschen durch, bei denen immer wieder die Tuberkel als hervorstechendes Merkmal auffielen. Ab dem ausgehenden Mittelalter sin die Forschungen ueber das Wesen der sogenannten -Franzosenkrankheit- weiter intensiviert worden. Im Verlaufe des 18. Jahrhunderts gingen viele Forscher von der These der venerischen Entstehung der Krankheit ab. Entsprechend den neuen Erkenntnissen, nach denen die Tuberkulose des Rindes als eine vom Menschen separate Erkrankung anzusehen sei, verliert sie bis zum Ende des 18. Jahrhunderts ihre Bedeutung fuer veterinaer- und medizinalpolizeiliche Massnahmen. Ende des 19. Jahrhunderts waren die Veterinaermediziner in Deutschland noch mehrheitlich der Meinung, dass der Genuss von Fleisch und Milch tuberkuloeser Tiere nicht eingeschraenkt werden sollte. Die an der Wende zum 20. Jahrhundert massiv ausgeweitete Forschung mit der endgltigen Klaerung der Aetiologie der Tuberkulose durch Robert Koch 1882 als Hoehepunkt brachte auch den Durchbruch bei der Zuordnung verschiedenster Erkrankungsprozesse zur Tuberkulose. Das war die Basis fuer den Erfolg bei der Bekaempfung der Tuberkulose des Rindes. Mannigfaltige Ansichten ueber den Erreger und das Krankheitsgeschehen gab es bis Ende der 30er Jahre des 20. Jahrhunderts in Deutschland. Der Streit der Wissenschaft ueber die Bedrohung der menschlichen Gesundheit durch M. bovis wurde schliesslich beigelegt. In der ersten Haelfte des 20. Jahrhunderts kam es in Deutschland zu einer massiven Ausbreitung der Rindertuberkulose, natuerlich mit starken Auswirkungen auf die Gesundheit der Menschen. Zwangslaeufig mussten effektive Gegenmassnahmen gefunden werden. Die vorliegende Arbeit setzt sich mit verschiedensten Verfahren zur Bekaempfung und Heilung der Seuche auseinander. Der Erreger und seine Eigenschaften erfahren in der ersten Haelfte des 20. Jahrhunderts mittels moderner Forschungsmethoden eine detaillierte Beschreibung. Nach dem zweiten Weltkrieg, der eine weitere Zunahme der Verbreitung der Tuberkulose bei Mensch und Rind mit sich brachte, orientierte sich die Bekaempfung der Tuberkulose in Deutschland am Bangschen Verfahren. Nach der Teilung des Landes ging man in beiden deutschen Staaten daran, die Tuberkulose des Rindes, angelehnt an das Verfahren nach Bang, unter staatlicher Leitung zu tilgen. In beiden Teilen Deutschlands wurden dazu staatliche Plaene aufgestellt und umgesetzt. Immer wieder wird der Zusammenhang zwischen der Tuberkulose bei Mensch und Rind sichtbar, d.h. die Bekaempfung der Tuberkulose beim Rind hatte stets positive Auswirkungen auf die Erkrankungsrate des Menschen mit Tuberkulose, die durch M. bovis verursacht wurde. Neue Erregerpotentiale fuer die Rindertuberkulose haben sich in Russland, einigen ehemaligen sowjetischen Teilrepubliken, aber auch in armen Regionen Asiens und Afrikas entwickelt. Dort ist gegenwaertig ein Anstieg der Neuinfektionen bei Mensch und Rind mit Tuberkulose zu registrieren. Von diesen Seuchenherden geht auch eine mit ihrer Ausdehnung wachsende Gefahr der erneuten Einschleppung der Rindertuberkulose nach Mitteleuropa aus.