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Fachbereich Veterinärmedizin


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    Langzeitbeobachtungen zur Klauengesundheit in vier Milchviehbetrieben im nordwestlichen Niedersachsen unter Berücksichtigung ausgewählter Risikoindikatoren auf Einzeltier- und Herdenebene (2008)

    Art
    Hochschulschrift
    Autor
    Eilers, Tilman Gerriet (WE 18)
    Quelle
    Berlin: Mensch und Buch Verlag, 2008 — 247 Seiten
    ISBN: 978-3-86664-529-5
    Verweise
    URL (Volltext): https://refubium.fu-berlin.de/handle/fub188/12355
    Kontakt
    Nutztierklinik

    Königsweg 65
    14163 Berlin
    +49 30 838 62261
    klauentierklinik@vetmed.fu-berlin.de

    Abstract / Zusammenfassung

    In der vorliegenden Studie wurde die Entwicklung der Klauengesundheit auf vier im nordwestlichen Niedersachsen gelegenen und mit Herdengrößen zwischen 50 und 150 Kühen für diese Region typischen Milchviehbetrieben nach Einführung der funktionellen Klauenpflege über den Zeitraum eines Jahres untersucht. Zu diesem Zweck wurden neben einer regelmäßig in 14tägigem Abstand durchgeführten Beurteilung des Lahmheitsgrades anlässlich dreier im Abstand von je sechs Monaten gelegener Klauenpflegetermine die Prävalenzen der Klauenerkrankungen ermittelt. In Anlehnung an ein von Nordlund et al. (2004) für Betriebe mit Lahmheitsproblematik entwickeltes Protokoll wurden die Klauenkrankheiten den Komplexen „infektiös“, „reheassoziiert“ und „sonstige“ zugeordnet. Gleichzeitig wurden folgende umgebungs- und tierbezogene Risikoindikatoren befundet und dokumentiert: Die Haltungsbedingungen nach dem Tiergerechtheitsindex TGI 200 sowie die Laufbodenbeschaffenheit (jeweils ein- bis zweimalig), der Stall-Standing-Index (SSI), die Stehzeit der Herde beim Melken, die Wiederkauaktivität, der Pansenfüllungsscore, der Body-Condition-Score (BCS) (letztere sämtlich in 14-tägigen Abständen). Die Errechnung des Milchfett-Eiweiß-Quotienten erfolgte aus den monatlich zur Verfügung stehenden Milchkontrolldaten.
    Auf allen vier Betrieben wichen die Ist-Werte zu den befundeten Risikoindikatoren teilweise erheblich von den in der Literatur angegebenen Sollwerten ab. In besonderem Maße traf dies zu auf den Anteil lahmer Kühe und den Schweregrad der Lahmheit zu Beginn der Studie – Parameter, welche die Einstufung der Betriebe als „mit deutlicher Lahmheitsproblematik behaftet“ rechtfertigten. Gleiches gilt für die Befunde zu den Haltungsbedingungen nach dem Tiergerechtheitsindex sowie für den Stall-Standing-Index und die Wiederkauaktivität. Besonders hervorstechend waren hier auf allen Betrieben Defizite bezüglich der Bewegungsfläche, die den Tieren zur Verfügung steht, und bezüglich der Stehzeiten der Herde. Es ist anzunehmen, dass eine Verbesserung der oben genannten Umgebungsbedingungen zu längeren Liegezeiten und damit erhöhter Durchblutung der Unterfüße führen würde, was wiederum der Klauengesundheit zugute käme. Die zu Körperkondition (BCS) und Milchkontrolldaten erhobenen Befunde lagen mit wenigen Ausnahmen innerhalb der Sollbereiche.
    Auf allen vier Betrieben wurde festgestellt, dass die Einführung der funktionellen Klauenpflege zu einer teilweise signifikanten Reduktion des Schweregrades der Lahmheiten beitrug, jedoch die Prävalenzen der verschiedenen Erkrankungen nicht beeinflusste. Die funktionelle Klauenpflege erwies sich als eine Maßnahme im Sinne des Tierschutzes, welche Schmerzen und Leiden der Tiere vermindert. Zur Reduktion der Krankheitsprävalenzen sind jedoch vor allem Verbesserungen in der Umgebung und im Management angezeigt. In den beteiligten Betrieben betrifft dies in erster Linie die Bewegungsfläche der Tiere und den Liegeboxenkomfort. Besonderes Augenmerk sollte dabei dem Management der Färsen gewidmet werden.
    Die Tatsache, dass auf allen Betrieben die unzureichende Klauengesundheit mit einem vielfach starken Abweichen der Ist-Werte der verschiedenen Risikoindikatoren von den Referenzwerten einherging, bestärkt in der Auffassung, dass die ausgewählten Parameter sich prinzipiell zum Monitoren der Klauengesundheit eignen. Es besteht jedoch Forschungsbedarf zur weiteren Entwicklung der angewandten Methoden und zur Etablierung eines Monitoringsystems, welches sich zur gemeinsamen Anwendung durch Landwirt, Klauenpfleger und Tierarzt in der Praxis eignet. Zum Erhalt allgemeingültiger Erkenntnisse sind die Erprobung der Methoden mit größeren Tierzahlen und Kontrollstudien zwischen Betrieben mit und solchen ohne Lahmheitsproblematik erforderlich. Vor allem die mit Tierbeobachtung verbundene Befundung von Risikoindikatoren erwies sich als sehr zeitaufwändig und somit aus Sicht des Landwirtes als wenig praktikabel. Hier besteht noch enormer Forschungsbedarf im Hinblick auf den Einsatz innovativer (digitaler) Messtechnik im Betrieb und am Tier sowie hinsichtlich der Analyse der erhobenen Daten, u. a. mittels Methoden zur Mustererkennung.