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Fachbereich Veterinärmedizin


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    Variabilität und Reproduzierbarkeit lungenfunktionsdiagnostischer Kenngrößen klinisch gesunder Schafe (2010)

    Art
    Hochschulschrift
    Autor
    Hildenbrand, Anja (WE 2)
    Quelle
    Berlin: Mensch und Buch Verlag, 2010 — 166 Seiten
    ISBN: 978-3-86664-787-9
    Verweise
    URL (Volltext): https://refubium.fu-berlin.de/handle/fub188/4484
    Kontakt
    Institut für Veterinär-Physiologie

    Oertzenweg 19 b
    14163 Berlin
    +49 30 838 62600
    physiologie@vetmed.fu-berlin.de

    Abstract / Zusammenfassung

    Aufgabenstellung:
    Das Impuls-Oszilloresistometrie-System und die Rebreathingmethode ermöglichen eine nichtinvasive und komplexe Beurteilung der Lungenfunktion an wachen, spontan atmenden Tieren. Das Ziel der vorliegenden Arbeit bestand zum einen in der Überprüfung der Reproduzierbarkeit und der Variabilität der mit diesen Verfahren zu erfassenden Lungenfunktionsparameter und zum anderen in der Untersuchung, ob diese nichtinvasiven Messmethoden eine Stressbelastung für die Schafe darstellen. Dafür wurden von klinisch gesunden Schafen ausgewählte Lungenfunktionsparameter sowie die Cortisolkonzentration im venösen Blut ermittelt. Weitere Untersuchungen dienten der Überprüfung der Einflüsse von Gravidität und Klimabedingungen auf die erhaltenen Lungenfunktionskenngrößen.

    Methodik:
    Zur Erfassung atmungsmechanischer Parameter wurde das ?MasterScreen IOS? Messsystem (JAEGER, Höchberg) genutzt, während die Ermittlung der Funktionellen Residualkapazität (FRC) und des Transferfaktors der Lunge für Kohlenmonoxid (TLCO) -korrigiert auf die individuelle Hämoglobinkonzentration - unter Verwendung des ?MasterScreen Diffusion-System? (JAEGER, Höchberg) erfolgte. Beide aus der Humanmedizin stammenden Verfahren wurden mittels einer Atmungsmaske an die Spezies Schaf adaptiert und erfassten über einen Pneumotachographen gleichzeitig die spirometrischen Basisgrößen Atmungsfrequenz, Atemzugvolumen und Atemminutenvolumen. Über einen Zeitraum von zehn Wochen wurden 18 klinisch gesunde, trächtige Merinoschafe ein Mal wöchentlich lungenfunktionsdiagnostisch untersucht. Die Bestimmung der Cortisolkonzentration im venösen Blut erfolgte zu drei verschiedenen Zeitpunkten, in der 3., in der 8. und in der 9. Untersuchungswoche. Für die Beurteilung der graviditätsbedingten Einflüsse wurde wöchentlich die Körpermasse der Tiere erfasst. Die Grundlage zur Prüfung klimatischer Einflüsse bildeten Klimadaten des Deutschen Wetterdienstes.

    Ergebnisse:
    Alle untersuchten Lungenfunktionsparameter erwiesen sich als reproduzierbar, zeigten aber eine verschieden deutlich ausgeprägte Variabilität. Dabei überschritt die interindividuelle Variabilität die intraindividuelle um bis zu 100 %. Die Auswertung der Cortisolkonzentrationen ergab einen signifikanten Anstieg nach Beendigung der Lungenfunktionsuntersuchungen. Im Verlauf des Untersuchungszeitraums reduzierte sich die nach den Untersuchungen gemessene Cortisolkonzentration im venösen Blut jedoch signifikant, was für einen Gewöhnungseffekt spricht. Von den lungenfunktionsdiagnostisch erfassten Kenngrößen unterlagen folgende während des Untersuchungszeitraums einer trächtigkeitsbedingten signifikanten Veränderung: Die Atmungsfrequenz der Schafe erhöhte sich, während das Atemzugvolumen eine Reduktion aufwies. Die Funktionelle Residualkapazität zeigte eine Verminderung. Sowohl die respiratorische Resistance als auch die respiratorische Reactance reduzierten sich ebenfalls. Bei keinem der untersuchten Parameter konnte ein Einfluss der Klimabedingungen nachgewiesen werden.

    Schlussfolgerungen:
    Lungenfunktionsdiagnostische Untersuchungen von wachen, spontan atmenden Schafen sind unter Anwendung des Impuls-Oszilloresistometrie-Systems und der Rebreathingmethode sehr gut möglich. Einige Lungenfunktionsparameter, vor allem die der Ventilation, werden durch eine Trächtigkeit der Schafe beeinflusst. Klimatische Umgebungsbedingungen, wie sie in der vorliegenden Studie bestanden, haben auf in einem Lungenfunktionslabor ermittelte Daten keinen Einfluss. Die Resultate der gegenwärtigen Studie belegen ebenfalls, dass die Lungenfunktionsdiagnostik bei der Tierart Schaf sich nicht in einen ?Normbereich? pressen lässt und die interindividuelle Variabilität die intraindividuelle oftmals übersteigt. Aus diesem Grund eignet sich diese sehr präzise Art der Diagnostik am besten für individuelle Verlaufskontrollen. Da die in der vorliegenden Arbeit angewendeten Methoden nicht nur reproduzierbare lungenfunktionsdiagnostische Daten, sondern auch nichtinvasive Messungen am wachen Tier ermöglichen, ist ihre zukünftige Verwendung in der Veterinärmedizin äußerst empfehlenswert.