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Fachbereich Veterinärmedizin


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    Publikationsdatenbank

    Epidemiologische Untersuchungen zur minimalen Hemmkonzentration von tierpathogenen Bakterien der Krankheitskomplexe (2003)

    Art
    Hochschulschrift
    Autor
    Schröter, Kathrin
    Quelle
    Berlin: Mensch & Buch Verl., 2003 — X, 184 Seiten
    ISBN: 3-89820-664-5
    Verweise
    URL (Volltext): http://www.diss.fu-berlin.de/diss/receive/FUDISS_thesis_000000000859
    Kontakt
    Institut für Mikrobiologie und Tierseuchen

    Robert-von-Ostertag-Str. 7-13
    14163 Berlin
    +49 30 838 51843 / 66949
    mikrobiologie@vetmed.fu-berlin.de

    Abstract / Zusammenfassung

    Um einen Datenbeitrag als Grundlage zur Bearbeitung des Problems der Resistenzentwicklung und -ausbreitung bereitzustellen, wurde im Rahmen der vorliegenden Arbeit die Resistenzsituation bei ausgewählten Bakterienspezies von erkrankten Lebensmittel liefernden Tierarten durchgeführt. In die Studie 2001 wurden für die Indikation "akute Mastitis des Milchrindes" die Bakterienspezies/-gattungen Escherichia (E.) coli, Staphylococcus (S.) aureus, koagulasenegative Staphylococcus spp. und Streptococcus spp. eingeschlossen. Für die Indikation "respiratorische Erkrankungen des Mastschweines" wurden die Spezies Pasteurella (P.) multocida sowie Mannheimia (M.) haemolytica ausgewählt. Zur Gewährleistung der Repräsentativität der untersuchten Bakterienstämme wurde den kooperierenden externen Einrichtungen die Auswahl der Bakterienisolate in einem Stichprobenplan vorgegeben. Je Herde wurde nur jeweils ein entsprechender Bakterienstamm jeder Spezies in die Untersuchungen einbezogen. Die in den teilnehmenden Institutionen gesammelten Bakterienstämme wurden an das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL), ehemals BgVV gesandt, damit dort zentral die Spezieszugehörigkeit der Bakterienstämme überprüft werden konnte. Ebenso wurde dort die Bestimmung der minimalen Hemmkonzentration (MHK) im Mikro-Bouillonverdünnungsverfahren entsprechend den Angaben des National Committee for Clinical Laboratory Standards (NCCLS) durchgeführt. Die Einordnung der ermittelten MHK in die Kategorien sensibel beziehungsweise resistent erfolgte anhand von Grenzwerten aus den Normen des NCCLS und des Danish Integrated Antimicrobial Resistance Monitoring and Research Programme (DANMAP). Die zur Prüfung eingesetzten antimikrobiellen Stoffe wurden nach den drei Kriterien Zulassung für die Veterinärmedizin, Zulassung für die Humanmedizin sowie entsprechend des zu testenden Bakterienspektrums ausgewählt. Maximal wurden 14 Substanzen und zwei Wirkstoffkombinationen in jeweils 10-12 Verdünnungsstufen geprüft. An der Studie 2001 nahmen 39 Labore aus 12 Bundesländern in Deutschland teil. Insgesamt wurde die Empfindlichkeit von 1.058 Bakterienstämmen bestimmt, von denen 214 der Spezies E. coli, 404 der Gattung Staphylococcus, 243 der Gattung Streptococcus, 176 der Spezies P. multocida und 21 der Spezies M. haemolytica zugehörig waren. Bei den E. coli-Stämmen wurden ähnliche Resistenzquoten gegenüber Ampicillin (8,9 %) und dem Cephalosporin der ersten Generation (8,4 %) gemessen. Nur einer der geprüften Stämme erwies sich auch gegenüber Ceftiofur, einem Cephalosporin der dritten Generation, als resistent. Für die Aminoglykoside wurden entsprechend des Zeitraumes seit der Zulassung der Substanzen absteigende Resistenzquoten (Streptomycin 10,2 %, Neomycin 5,1 % und Gentamicin 1,8 %) dokumentiert. Prozentanteile resistenter Stämme von 5-10 % wurden gegenüber Florfenicol, Tetracyclin und Trimethoprim/Sulfamethoxazol festgestellt. Für die weiteren geprüften Wirkstoffe (Amoxicillin/Clavulansäure, Colistin, Enrofloxacin, Flumequin, Nalidixinsäure und Nitrofurantoin) konnten dagegen keine Resistenzen nachgewiesen werden. Von den Staphylococcus spp. aus Mastitismilchproben erwiesen sich ca. 24 % der Stämme als resistent gegenüber dem geprüften Penicillin. Gegenüber Ampicillin zeigten ca. 21 % der S. aureus-Stämme, aber nur 12 % der koagulasenegativen Staphylococcus spp. eine klinische Resistenz, was auf eine unterschiedliche Aktivität der bakteriellen β-Lactamasen zurückzuführen ist. Während die S. aureus-Stämme gegenüber Oxacillin vollständig empfindlich waren, wurde bei den koagulasenegativen Staphylococcus spp. mit 0,5 % eine geringe Resistenzausprägung gemessen. Eine Unempfindlichkeit gegenüber den Wirkstoffkombinationen Amoxicillin/Clavulansäure und Trimethoprim/Sulfamethoxazol sowie gegenüber dem Cephalosporin der ersten Generation und den Glycopeptiden (Vancomycin) wurde nicht nachgewiesen. Die Fluorchinolon- und die Aminoglycosidresistenz ist mit bis zu 0,6 % als gering zu bezeichnen. Eine Ausnahme stellt das ältere Aminoglycosid Streptomycin mit Resistenzquoten von ca. 7 % dar. Einen hohen Resistenzanteil zeigten hingegen die Stämme gegenüber Avilamycin mit ca. 46 %. Während für Chloramphenicol für alle Staphylococcus spp. Resistenzquoten von ca. 3 % nachgewiesen wurden, lagen die für Tetracyclin und die Wirkstoffe aus der Gruppe der MLS-Antibiotika ermittelten Quoten bei S. aureus niedriger als bei den koagulasenegativen Staphylococcus spp. Von den 243 in die Studie eingeschlossenen Streptococcus spp.-Stämmen wurden 117 Stämme der Spezies S. uberis, 69 der Spezies S. dysgalatiae und 48 Stämme der Spezies S. agalactiae zugeordnet. Die übrigen 9 Stämme gehörten den Spezies S. bovis, S. mitis und S. acidominus an. Die geprüften Streptococcus spp. erwiesen sich, im Unterschied zu den Staphylococcus spp. aus Mastitismilchproben, als resistenter gegenüber den Tetracyclinen mit 29,2 % und gegenüber dem Makrolid Erythromycin mit 16,4 %. Gegenüber den β-Lactam-Antibiotika Penicillin und Ampicillin wurden keine Resistenzen notiert. Bei den aus dem Infektionsgeschehen "respiratorische Erkrankungen" geprüften Bakterienspezies P. multocida und M. haemolytica wurde bei den M. haemolytica-Stämmen insgesamt ein höheres Resistenzniveau festgestellt als bei den P. multocida-Stämmen. Resistenzen gegenüber Ceftiofur, Florfenicol, Gentamicin und der Kombination Amoxicillin/Clavulansäure wurden nicht nachgewiesen. Für die Wirkstoffe Ampicillin, Cefquinom, Enrofloxacin, Flumequin, Nalidixinsäure, Oxacillin und Streptomycin können aufgrund fehlender valider Grenzwerte in der vorliegenden Arbeit keine Aussagen zum Resistenzverhalten formuliert werden. Im Vergleich zu anderen Berichten zur Resistenzsituation in Deutschland für die vergangenen Jahre zeigte sich, dass in den eigenen Untersuchungen zum Teil deutlich niedrigere Resistenzausprägungen ermitteltet wurden. Die von den bisher veröffentlichten Berichten zum Teil stark divergierenden Ergebnisse dieser Studie sind unter anderem auf eine unterschiedliche Zusammensetzung des Untersuchungsgutes, auf die Anwendung unterschiedlicher Testmethoden und auf eine Einordnung der ermittelten MHK anhand unterschiedlicher Normen zurückzuführen. Die auf der Grundlage standardisierter Methoden ermittelten Ergebnisse zeigen eine relativ geringe Resistenzprävalenz bei den untersuchten Bakterienspezies gegenüber den getesteten Wirkstoffen. Dies bedeutet, dass für die untersuchten Indikationen mit der Therapierbarkeit der durch bakterielle Infektionserreger hervorgerufenen Erkrankungen durch Antibiotika zur Zeit gerechnet werden kann. Um dies jedoch auch weiterhin zu gewährleisten, erscheint eine umfassende Datenerhebung und -auswertung im Rahmen eines nationalen Resistenzmonitorings auf der Grundlage standardisierter Methoden notwendig. Zum einen können anhand des Vergleiches der in einem bestimmten zeitlichen Abstand erhobenen Daten Veränderungen der Resistenzsituation beurteilt und bei einem Resistenzanstieg entsprechende Interventionsmaßnahmen durchgeführt werden. Weiterhin stünden dem praktizierenden Tierarzt Daten zur Verfügung, mittels derer eine kalkulierte Antibiotikatherapie im Sinne eines verantwortungsbewussten Antibiotkaeinsatzes ermöglicht wird. Dementsprechend können die erarbeiteten Daten zu einem Erhalt der Antibiotika auch für die Tiermedizin beitragen.