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Fachbereich Veterinärmedizin


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    Publikationsdatenbank

    Einfluss verschiedener Erkrankungen der Nieren und harnableitenden Wege auf die renale Ausscheidung von Vitamin A, Retinol-Bindungsprotein und Tamm-Horsfall-Protein bei Hunden (2003)

    Art
    Hochschulschrift
    Autor
    Totti, Isabella (WE 20)
    Quelle
    Berlin: Mensch und Buch Verl., 2003 — 177 Seiten
    ISBN: 3-89820-731-5
    Verweise
    URL (Volltext): https://refubium.fu-berlin.de/handle/fub188/27
    Kontakt
    Klein- und Heimtierklinik

    Oertzenweg 19 b
    14163 Berlin
    +49 30 838 62422
    kleintierklinik@vetmed.fu-berlin.de

    Abstract / Zusammenfassung

    Hunde und andere Carnivoren unterscheiden sich vom Menschen und vielen anderen Tierarten durch eine physiologisch besonders hohe Retinylesterkonzentration, die in einer erhoehten Vitamin-A-Gesamtkonzentration im Blut resultiert. Der Mensch und andere Tierarten verfügen nur im Rahmen von Vitamin-A-Intoxikationen über aehnlich hohe Werte an lipoproteingebundenen Retinylestern. Darüber hinaus scheiden Hunde an Tamm-Horsfall Glykoprotein (THP) gebundenes lipophiles Vitamin A mit dem Harn aus. Für den Menschen sind zahlreiche Funktionen für das Tamm-Horsfall Protein bekannt, die aber zum Teil noch nicht vollstaendig aufgeklaert sind. Bisher wurde THP als Traegerprotein für lipophile Vitamin-A-Verbindungen im Harn aber nur für den Hund und andere Caniden beschrieben. In der Humanmedizin werden sowohl das THP als auch das Retinol-Bindungsprotein (RBP) als Marker für die Funktionstüchtigkeit des zugehoerigen Tubulusabschnittes verwandt. Zahlreiche humanmedizinische Untersuchungen konnten die Beeinflussung der Proteine durch Nierenerkrankungen nachweisen. Für den Hund existieren nur wenige Untersuchungen zur Beeinflussung von RBP, THP und den damit zusammenhaengenden Vitamin-A-Stoffwechsel durch Erkrankungen. Deshalb wurde, unter besonderer Berücksichtigung der klinischen Anwendbarkeit,untersucht, ob das RBP und das THP sowie der Vitamin-A-Stoffwechsel im Blut und/oder im Harn durch Erkrankungen der Niere bzw. durch praerenale Azotaemien oder Cystitis beeinflusst werden. Eingebunden in die Fragestellung war die Untersuchung der renalen Verteilung des RBP und des THP mit Hilfe von immunhistologischen Untersuchungen. Dazu wurden Blut- und Harnproben von 22 Hunden mit Niereninsuffizienz,Nierenwertveraenderungen oder Cystitis klinisch-chemisch sowie mit Hilfe der Umkehrphasen-Hochdruck-Flüssigkeits-Chromatographie (RP-HPLC) auf ihren Vitamin-A-Gehalt und die Vitamin-A-Zusammensetzung untersucht. Der semiquantitative Nachweis des RBP und des THP im Harn erfolgte nach elektrophoretischer Trennung im Western-Blot. Die renale Verteilung des RBP und des THP wurde immunhistologisch an Formalin fixierten und Paraplast eingebetteten histologischen Gewebeschnitten (Niere) von 77 nierenkranken Hunden durchgeführt. Der Vitamin-A-Stoffwechsel sowie RBP und THP unterliegen beim Hund dem Einfluss von Nierenerkrankungen. Dabei ist sowohl die Plasma-Konzentration als auch der Gehalt an Vitamin A, RBP und THP in den Nieren und im Harn veraendert. Die akuten Niereninsuffizienzen führen zu einem Anstieg des Vitamin A im Blut und im Harn, wobei insbesondere der Retinylestergehalt gesteigert ist, waehrend die Retinolkonzentration relativ niedrig ist. Bemerkenswert ist, dass die Vitamin-AKonzentration im Serum erhoeht ist und gleichzeitig vermehrt Vitamin A über die Niere ausgeschieden wird. Hieraus laesst sich schlussfolgern, dass die Vitamin-A-Homoeostase renalen Regulationsmechanismen untersteht. Die chronisch nierenkranken Hunde zeigten nur einen leichten Anstieg von Vitamin A im Blut, wobei das Retinol dominierte, waehrend die Ester reduziert waren. Die Hunde mit Nierenwerterhoehungen aufgrund anderer Erkrankungen verfügten durchschnittlich über Vitamin-A-Werte, die mit denen von gesunden Vergleichshunden übereinstimmten. Dagegen liessen sich bei den an einer Cystitis erkrankten Hunden erniedrigte Serum-Vitamin-A-Konzentrationen nachweisen. RBP und THP reagieren aufgrund ihrer verschiedenen Lokalisation und Stoffwechselwege in unterschiedlichem Masse auf Nierenerkrankungen: Bei Schaedigung des proximalen Tubulus ist die tubulaere Rückresorption reduziert, wodurch weniger RBP rückresorbiert wird. Deshalb wird vermehrt RBP mit dem Harn ausgeschieden.Dementsprechend weniger RBP kann in den Epithelzellen des proximalen Tubulus nachgewiesen werden. Bei Schaedigung des distalen Tubulus wird weniger THP produziert, wodurch sowohl die Menge an ausgeschiedenem Protein als auch an gespeichertem THP reduziert ist. Aufgrund dieser Mechanismen bietet die wenig invasive Harnprobenentnahme und anschliessende Elektrophorese zusammen mit einer pathologischen Untersuchung und der immunhistologischen Untersuchung einer Nierenbiopsie wertvolle und eindeutige Aussagemoeglichkeiten über den Ort der Schaedigung sowie die Funktionalitaet des Tubulus.