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Die Erfolge der chirurgischen Versorgung peripherer Nervenverletzungen beim Hund sind trotz vielfältiger Möglichkeiten häufig unbefriedigend. Erwiesenermaßen haben Schwannzellen einen regenerationsfördernden Effekt auf Nervenstümpfe. Ein neuer Therapieansatz könnte die Implantation eines mit autologen Schwannzellen gefüllten Führungskanals am Nervenabriss sein. Ziel dieser Arbeit war es, mit der Kultivierung und Vermehrung caniner SC in vitro die Grundvoraussetzung für diesen Therapieansatz zu untersuchen. 17 Nerven von Hunden unterschiedlichen Signalements wurden bioptiert. Die Biopsiegrößen variierten zwischen 1cm und 15cm Länge. Es wurde die Reexplantiermethode mit anschließender Verdauung (Enzyme: Hyaluronidase, Collagenase, Trypsin) und weiterer Expansion der Zellsuspension durchgeführt. Aus dem Ausgangsmaterial konnten 50 Ansätze gewonnen werden, die in sechs Gruppen aufgeteilt wurden. Das Nervenmaterial jeder der sechs Gruppen wurde mit einer unterschiedlichen Kombination von Mitogenen und Antiproliferativa versorgt, die die verunreinigenden Fibroblasten zurückdrängen und die SC zu maximaler Proliferation bringen sollten. Zum Einsatz kamen Forskolin, PEX (pituitary extract) sowie Choleratoxin und Heregulin. Zur exakten Quantifizierung der caninen SC wurden sie mit einem spezifischen Antikörper markiert und im Fluoreszenzmikroskop ausgezählt. Bei der Markierung der SC stellte sich heraus, dass der in der Literatur häufig angeführte S100-Antikörper für die Färbung caniner SC nicht spezifisch, also unbrauchbar war. In dieser Arbeit wurde der p75-Antikörper als spezifischer Marker für canine SC eingeführt. Durch den Einsatz einer wachsenden Zahl von Zusätzen konnten Zellzahlen und Reinheit der Kulturen gesteigert werden. Dabei schien ein Synergismus zwischen Choleratoxin und Heregulin vorzuliegen. Es wurden maximal 160x104 Zellen pro Milliliter Suspension als Gesamtzellzahl erreicht. Die größte SC-Reinheit einer Kultur betrug 27,1%. Die maximale SC-Zahl belief sich auf 43,3x104 SC pro Milliliter. Die quantitativen Ergebnisse der Arbeiten lagen damit weit hinter denen der Literaturangaben zur Kultivierung humaner oder Labornager-SC. Ursache für geringe Gesamtzellzahlen und mangelnde Reinheit der Kulturen waren eine zu geringe Materialmenge, fehlende Standardisierungsmöglichkeiten des Ausgangsmaterials, Speziesunterschiede sowie spezifisch methodische und organisatorische Probleme vor allem während Verdauung und Abtrypsinieren. Der Gesamtzeitraum, den die Kultivierungen in Anspruch nahmen, war mit durchschnittlich 66 Tagen sehr lang. Diese lange Zeit wurde unter anderem dadurch bedingt, dass bei einem Teil der Ansätze die Anzahl der Passagierungen aus organisatorischen Gründen sehr hoch wurde. Die Ergebnisse könnten dadurch verfälscht worden sein. In Hinblick auf einen möglichen klinischen Einsatz von in vitro expandierten caninen SC im Rahmen eines Nervenimplantates ist es erforderlich, größere und reinere Kulturen in einem kürzeren Zeitraum zu gewinnen. Voraussetzung dafür sind größere Mengen eines standardisierbaren Ausgangsmaterials, die weitergehende Untersuchungen über die optimalen Kultivierungsbedingungen für canine SC erlauben.