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Die wachsende Bedeutung von Zahnbehandlungen in der Kleintierpraxis führt auch zu einem vermehrten Interesse an der Ursachenforschung von Zahnerkrankungen. Dies schließt auch Untersuchungen zur Ätiologie von Zahn- und Gebißfehlern ein, die zu einem großen Anteil vererbt sein können. Vor diesem Hintergrund spielt die züchterische Beurteilung der Zahn- und Gebißfehler eine wichtige Rolle. Diese Arbeit vergleicht anhand des anerkannten Klassifikationssystems der Okklusionen nach ANGLE die Berücksichtigung und Bewertung von Zahn- und Gebißfehlern beim Hund in den Zuchtzulassungsvorschriften deutscher Rassezuchtvereine. Darüber hinaus werden alle weiteren Inhalte in diesen Dokumenten, die Bezug auf Zähne und Gebiß der jeweils betreuten Rassen nehmen, erfaßt und ausgewertet. In die Untersuchung einbezogen sind die Dokumente von 148 Mitgliedsvereinen des Verbandes für das Deutsche Hundewesen (VDH e.V., Dortmund). Insgesamt ausgewertet wurden die Inhalte von 308 Dokumenten, davon 233 Rassestandards und 75 andere Zuchtzulassungsvorschriften. Entsprechend der Anzahl der Standards sind damit 233 Hunderassen von den Inhalten der untersuchten Dokumente betroffen. Nach Zuordnung der Aussagen in sieben verschiedene Kategorien mit Hilfe einer eigens hierfür erstellten Datenbank wurde ausgewertet, inwieweit vererbbare Zahn- und Gebißfehler Berücksichtigung finden. Insgesamt zeigte sich, daß die züchterische Beurteilung der Zahn- und Gebißfehler, wie sie aus den Dokumenten hervorgeht, nur zu einem sehr geringen Anteil der tierärztlich-wissenschaftlichen Bewertung entspricht. So werden beispielsweise bei 32,2% der Hunderassen keine Zahnverluste erlaubt, womit der phylogenetischen Rückbildung des Fleischfressergebisses keineswegs Rechnung getragen wird. Bei 20,7% der Hunderassen sind Abweichungen vom Scherengebiß erlaubt, mitunter sogar erwünscht. Damit wird die unbeeinträchtigte Funktion des Hundegebisses, wie sie nur durch das Scherengebiß gewährleistet ist, nicht ausreichend berücksichtigt, oder es werden - wie beim Prognathismus - Funktionsstörungen und gesundheitliche Folgen sogar in Kauf genommen. Die Diskussion der Ergebnisse beinhaltet auch eine kritische Betrachtung des Verbandssystems der deutschen Hundezucht vor dem Hintergrund von Denkansätzen zur Verbesserung der Zuchtvorschriften. Zahlreiche Nebenergebnisse komplettieren die Arbeit. SUMMARY As the importance of dental treatment in small animal practice increases the interest in etiological research grows. This includes to look into the causes of teeth abnormalities and dental disorders which often are inherited. Therefore the breeders valuation of teeth abnormalities and dental disorders is a main subject. This paper compares the consideration and valuation of teeth abnormalities and dental disorders of the dog in documents of selective breeding rules of german breeding organizations according to the acknowledged system of occlusions by ANGLE. In addition all futher contents of these documents concernig teeth and dental relations of the breed are included and analyzed. The investigation includes documents of 148 member organizations of the "VDH" (Verband für das Deutsche Hundewesen e.V., Dortmund). Analyzed are the contents of 308 documents, 233 breed standards and 75 further documents of selective breeding rules. According to the number of standards 233 breeds are affected of the contents of the analyzed documents. After assigning the statements to seven categories of an especially established data base it is analyzed in what way inherited teeth abnormalities and dental disorders are valuated. On the whole it is shown that breeders valuation of teeth abnormalities and dental disorders according to documents of selective breeding rules only correspondend in a very small part with veterinarian and scientific opinion. For example for 32,2% of breeds any tooth loss is not permitted so that the phylogenetic degeneration of carnivores set of teeth is not at all taken into account. For 20,7 % of breeds deviation from scissors bite is permitted, in some cases even desired. Consequently the unrestricted function of dogs set of teeth as guaranteed by scissors bite is not sufficiently considered or, like prognathism, malfunctions are accepted. The discussion of results also includes a critical view on the organization of german dog breeding to give starting points to improve the documents of selective breeding rules. Numerous supplementary results complete the paper.