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In der vorliegenden Arbeit wurden im Laufe eines Jahres von 85 Tieren (6 Rentiere, 11 Ceylon-Hutaffen, 11 Kirk Dik-Diks, eine Gruppe von 34 unterschiedlichen Haustieren, 11 Aras sowie 12 Hühnervögel) aus dem Zoologischen Garten Berlin insgesamt 1.739 Serumproben gewonnen, von denen alle auf Antikörper gegen C. psittaci und 1.223 auf Antikörper gegen C. burnetii untersucht wurden. Von 13 Tierpflegern, die im selben Zeitraum mit den untersuchten Tieren arbeiteten, und einer Kontrollgruppe von 20 Personen aus dem Charité Campus Benjamin Franklin, gelangten 69 Serumproben zur Untersuchung des C. psittaci-Antikörpertiters. Ziel war es, aktuelle Daten über den Antikörperstatus gegen C. psittaci und C. burnetii bei den Tiergruppen zu erlangen. Weiterhin sollte durch die Untersuchung der Pfleger und einer humanen Kontrollgruppe auf C. psittaci-Antikörper das Risiko der Tierpfleger, sich mit C. psittaci zu infizieren, eingeschätzt werden.
Alle Serumproben wurden mit einem Coxiellen- bzw. Chlamydien-Antikörper-ELISA des Chemischen und Veterinäruntersuchungsamtes (CVUA) Stuttgart untersucht. Um zu klären, ob dieser ELISA-Test mit dem verwendeten Konjugat auch für serologische Untersuchungen bei Zoo- und Wildtieren anwendbar ist, wurden C. burnetii - bzw. C. psittaci-positive Seren von Bovidae, Capridae, Ovidae, Equidae, Cervidae, Anatidae, Phasianidae und von Primaten aus dem Stuttgarter Zoo Wilhelma mit dem Konjugat in verschiedenen Verdünnungsstufen untersucht. Die Nachweisempfindlichkeit erwies sich bei allen Säugetieren als sehr gut, jedoch konnten beim C. burnetii-Antikörper-ELISA keine Reaktionen auf Immunglobuline in Vogelseren festgestellt werden. Die Seren der Hühnervögel konnten mittels des C. psittaci-Antikörper-ELISA des CVUA Stuttgart untersucht werden, zur Untersuchung der Papageiseren wurde der RIDASCREEN C. psittaci ELISA der Firma r-biopharm verwendet.
Die Tiere der untersuchten Gruppen zeigten im ELISA-Test unterschiedlich deutliche Antikörperreaktionen gegen C. burnetii und hatten somit Kontakt mit dem Erreger, was allerdings keine Aussage über eine mögliche Erregerausscheidung oder den Zeitpunkt einer Infektion zuließ. Innerhalb der Gruppen gab es Tiere, die ganzjährig keine oder nur sehr geringe Antikörperreaktionen hatten, sowie Tiere, die im Laufe des Jahres vereinzelt erhöhte Indexwerte hatten und Tiere, die über das gesamte Untersuchungsjahr hohe Antikörperindexwerte gegen C. burnetii aufwiesen. Darüber hinaus gab es Tiergruppen, bei denen im gesamten Untersuchungszeitraum die Antikörperreaktionen in nur unverdächtigen Bereichen lagen. Eine 100%ige Infektion mit C. burnetii einer gesamten Gruppe, die man bei positiven Indexwerten aller Gruppenmitglieder über das gesamte Jahr vermuten würde, war nie festzustellen.
Chronische symptomlose C. burnetii-Infektionen wurden als möglicher Grund für das Auffinden der „seropositiven“ Tiere angesehen, die durch Stressoren wie Geburten, Druck innerhalb der Gruppe oder ähnlichem zu den beschriebenen Aborten oder anderen Krankheitsgeschehen geführt haben könnten. Die Tatsache, dass zwischen Antikörperbildung und Antigennachweis kein direkter Zusammenhang bestehen muss, konnte durch den Antigennachweis bei Tieren erbracht werden, die im Untersuchungszeitraum verstorben waren, während der gesamten Zeit aber keine erhöhten Indexwerte gegen C. burnetii ausgebildet hatten. Auch konnte durch die erhöhten Indexwerte der Haustiergruppe zur Ablammsaison gezeigt werden, dass in diesem Jahresabschnitt der Infektionsdruck für die zusammenlebenden Tiere besonders hoch zu sein schien.
In allen untersuchten Tiergruppen wurden C. psittaci-Antikörperindexwerte festgestellt, allerdings in unterschiedlicher Höhe, sodass von einem Kontakt mit dem Erreger ausgegangen werden konnte. Da die „seropositiven“ Tiere während des gesamten Untersuchungsjahres ein ungestörtes Allgemeinbefinden zeigten, wurde vermutet, dass symptomlose Verlaufsformen der Infektion dominierten. Stress, den die Tiere untereinander hatten, und andere immunsuppressive Faktoren wie Geburten oder das Führen von Jungtieren, könnten zu erhöhten C. psittaci-Antikörperindexwerten geführt haben. Während der Ablammsaison im Frühjahr des Untersuchungsjahres wurde ein gehäuftes Auftreten „seropositiver“ Tiere in der Haustiergruppe festgestellt. Der Kontakt der Zootiere mit Wildvögeln und –säugern in den Innen- und Außengehegen könnte als eine weitere Ursache für Antikörperreaktionen angesehen werden.
Die serologischen Untersuchungsergebnisse der Hühnergruppen mit hohen Antikörperindexwerten im gesamten Jahr zeigten eine klinisch inapparente Infektion des Gesamtbestandes. Auch die Gruppe der Aras wies einen hohen Grad an C. psittaci-Antikörpern auf. Dieser Antikörpernachweis gelang sowohl parallel zu einem Antigennachweis, als auch zu den Zeiten, in denen kein Antigen mehr festgestellt werden konnte.
Trotz des regelmäßigen Kontaktes der Tierpfleger zu Zootieren mit erhöhten C. psittaci-Antikörpertitern und mit immer wiederkehrenden C. psittaci-Antigennachweisen, war der Anteil der AK-positiven-Reagenten unter den Tierpflegern (3 AK-positive-Reagenten von 13) im Vergleich zur Kontrollgruppe (16 AK-positive-Reagenten von 20) geringer. Weder klinische noch serologische Auffälligkeiten konnten bei den untersuchten Tierpflegern festgestellt werden. Eine Aussage über ein erhöhtes Risiko der Pfleger, sich durch die Arbeit mit den Zootieren an C. psittaci zu infizieren, konnte durch die vorliegende Arbeit nicht getroffen werden.
Anhand der vorliegenden Untersuchung wurden erstmalig in diesem Umfang in einem Zoologischen Garten einzelne Tiergruppen auf Coxiellen- bzw. Chlamydien-Antikörper über einen längeren Zeitraum hin untersucht. Es konnte gezeigt werden, dass mit den verwendeten ELISA IgG-Antikörper nachweisbar sind und sich Verläufe der Antikörperentwicklungen in den Tiergruppen darstellen lassen. In zukünftigen Studien sollten Vergleichsuntersuchungen über den Nachweis der Ig-Klassen IgM und IgG vorgenommen werden, um eindeutige Aussagen über die Antikörperentwicklung treffen zu können. Zur besseren Bewertung der Antikörperentwicklungen empfiehlt sich darüber hinaus für weiterführende Arbeiten der gleichzeitige Antigennachweis.
Aufgrund der Ergebnisse kann beim Verdacht einer Coxiellen- bzw. Chlamydien-Infektion innerhalb einer Tiergruppe einer zoologischen Einrichtung eine serologische Untersuchung auf Antikörper gegen die Erreger bei einigen Tieren (Rentiere, Ceylon-Hutaffen, Kirk Dik-Diks, unterschiedliche Haustiere, Aras sowie Hühnervögel) zur Bestandsdiagnostik empfohlen werden. Hierbei stellen die verwendeten Tests des CVUA Stuttgart eine Möglichkeit dar. Eine einheitliche Vorgehensweise und Bewertung der Ergebnisse für alle Tierarten ist jedoch nicht zu empfehlen, da sich der Grenzwert von 0,4, wie ihn der Hersteller der Tests für die Verwendung bei Rind, Schaf und Ziege vorsieht, nicht für alle überprüften Tiergruppen als geeignet herausstellte. Weitere Studien, die eine eventuelle Anpassung des Cut-offs an die Untersuchung von Wildtieren ermöglichen, fehlen bislang und bleiben zukünftigen Studien vorbehalten.