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Fachbereich Veterinärmedizin


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    Möglichkeiten der alternativen arzneimittelfreien Bekämpfung des fischpathogenen Trematoden Bucephalus polymorphus Baer, 1827 (Trematoda: Bucephalidae) (2004)

    Art
    Hochschulschrift
    Autor
    Wolber, Jens-Erik (WE 13)
    Quelle
    Gießen: DVG, 2004 — 166 Seiten
    ISBN: 3-938026-10-3
    Verweise
    URL (Volltext): https://refubium.fu-berlin.de/handle/fub188/8919
    Kontakt
    Institut für Parasitologie und Tropenveterinärmedizin

    Robert-von-Ostertag-Str. 7-13
    14163 Berlin
    +49 30 838 62310
    parasitologie@vetmed.fu-berlin.de

    Abstract / Zusammenfassung

    Im Zuge der Überführung der EU- Verordnung 2377/90 in nationales Recht besteht in Deutschland seit dem 1.1.2000 ein breites Anwendungsverbot für Arzneimittel bei lebensmittelliefernden Tieren. Im Bereich der kommerziellen Fischzucht sind nur noch wenige Arzneimittel zur Anwendung zugelassen, insbesondere zur Begegnung endoparasitischer Krankheitsausbrüche steht gegenwärtig kein zugelassenes Präpa-rat mehr zur Verfügung. Die vorliegende Arbeit verfolgt das Ziel, anhand eines Mo-dellbetriebes die Beeinträchtigung von Fischbeständen durch Parasiten zu belegen und des weiteren Möglichkeiten der Entwicklung eines ökologisch unbedenklichen sowie kostengünstigen alternativen Verfahrens zur Unterbrechung entsprechender parasitärer Entwicklungszyklen zu erproben.

    Durch parasitologische Untersuchungen an Fischen, Muscheln und Schnecken wird der für Erkrankungsfälle in einer Fischzucht- und Hälterungsanlage Sachsens ver-antwortliche Erreger identifiziert. Nach Anwendung diagnostischer Verfahren und von Infektionsversuchen gelingt der Nachweis mehrerer Parasitenspezies. Der Tremato-de Bucephalus polymorphus wird aufgrund der zahlenmäßigen Präsenz seiner freile-benden und parasitären Entwicklungsstadien zweifelsfrei als Agens für das Krank-heits- und Verlustgeschehen im Modellbetrieb diagnostiziert. Durch Sektion großer Mengen von als erste Zwischenwirte dienenden Muscheln (Dreissena polymorpha) wird ein Bild über die hohe B.- polymorphus- Parasitenlast innerhalb der Anlage ge-wonnen. Weiterhin kann belegt werden, dass die parasitäre Infektion in den ersten Zwischenwirten überwintert und über mehrere Jahre fortbestehen kann. Mit Hilfe ex-perimenteller Versuche wird die Infektiösität von B.- polymorphus- Zerkarien gegen verschiedene Fischarten untersucht. Dabei kann gezeigt werden, dass insbesondere Regenbogenforellen (Oncorhynchus mykiss) und bestimmte Cyprinidenarten sehr anfällig für B.- polymorphus- Infektionen sind. Nachfolgend wird die Rolle von zwei Raubfischarten (Zander, Sander lucioperca, Barsch, Perca fluviatilis) als potenzielle Endwirte der Parasitose untersucht. Nach Verfütterung infizierter Kleinfische können im Magen-Darm-Trakt der Zander adulte B. polymorphus nachgewiesen werden. Ein Nachweis adulter B. polymorphus in den Verdauungsorganen der Flussbarsche ge-lingt nicht. Weiterhin werden mit dem Ziel der Erarbeitung einer nichtchemischen Be-kämpfungsmöglichkeit mehrere Verfahren zur Behandlung des die Anlage versor-genden Talsperrenwassers in Laborversuchen auf ihre Wirksamkeit gegen B.- poly-morphus- Zerkarien getestet. Der Aufprall zerkarienhaltigen Wassers auf eine ebene Fläche führt bereits ab einer Fallhöhe von 36 cm zu Verletzungen bzw. zum Tod ei-niger Parasitenlarven. Die Anwendung von Ultraschall resultiert unter Laborbedin-gungen bei spezifischen Energieeinträgen von 0,0005-0,001 kWh/ l in Mortalitäten von 60 bis 100 %. Nach Bestrahlung mit ultraviolettem Licht bei Dosen von 1800 und 2850 J/ m2 zeigen untersuchte Zerkarien eine tendenziell verringerte Bewegungsak-tivität. Die Durchführung von Freilandversuchen mit Karpfen (C. carpio) und Regen-bogenforellen lässt erkennen, dass sowohl eine Ultraschallbehandlung mit 0,000652 kWh/ l als auch die Bestrahlung des Produktionswassers mit ultraviolettem Licht (Do-sis 58 J/ m2) potenziell zur Bekämpfung von B.- polymorphus- Invasionen geeignet ist.
    Im Anschluss werden weitere potenzielle Verfahren zur Erregerbekämpfung (Ozonie-rung, Mikrofiltration, elektrischer Strom, biologische Manipulation) den getesteten Lösungsmöglichkeiten gegenübergestellt und hinsichtlich ihrer Nachhaltigkeit, Wirt-schaftlichkeit und ökologischen Verträglichkeit diskutiert. Es wird hierbei deutlich, dass unter den gegenwärtigen Rahmenbedingungen kein Verfahren uneingeschränkt zur kostendeckenden Behandlung der gesamten Produktionswassermenge des Mo-dellbetriebs zu empfehlen ist. Selbst unter der Prämisse einer Erzeugung von kos-tengünstigem Strom aus alternativen Quellen bleibt die Wirtschaftlichkeit einer zent-ralen Wasserdekontamination fraglich.
    Neben der regelmäßigen Reinigung und Desinfektion als grundlegende Behand-lungsmaßnahme wird zur Verminderung des Erregerdrucks bei vergleichbaren Para-sitosen abschließend empfohlen, mobile UV-Lampen mit einer effektiven UV-C- Strahlungsdosis von >400 J/ m2 zu verwenden, welche räumlich und zeitlich unab-hängig in den einzelnen Fischhälterungseinrichtungen installiert werden können. Sie erfassen eine Vielzahl eindringender Erreger, sind im Vergleich zu anderen geteste-ten Verfahren bei befriedigender Wirksamkeit kostengünstig zu beschaffen und zu betreiben sowie problemlos vom Personal auszuwechseln. Beim Auftreten techni-scher Schäden an den UV-Einheiten wären nur einzelne, leicht zu sanierende Fisch-hälterungseinheiten in Mitleidenschaft gezogen. Für die Anwendung von UV-Strahlung spricht weiterhin die hohe Arbeitssicherheit.