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Fachbereich Veterinärmedizin


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    Prävalenz von Helminthen und Risikofaktoren für ihre Befallsstärke bei Pferden in Brandenburg (2009)

    Art
    Hochschulschrift
    Autor
    Hinney, Barbara (WE 13)
    Quelle
    Berlin: Mensch und Buch Verlag, 2009 — III, 134 Seiten
    ISBN: 978-3-86664-630-8
    Verweise
    URL (Volltext): https://refubium.fu-berlin.de/handle/fub188/4152
    Kontakt
    Institut für Parasitologie und Tropenveterinärmedizin

    Robert-von-Ostertag-Str. 7-13
    14163 Berlin
    +49 30 838 62310
    parasitologie@vetmed.fu-berlin.de

    Abstract / Zusammenfassung

    Mit der hier vorgestellten Studie wurde die Prävalenz des Helminthenbefalls auf Pferdebetrieben in Brandenburg ermittelt. Weiterhin sollten aktuelle Daten zum Betriebsmanagement der Pferdebetriebe und zu Kenntnissen der Pferdehalter über Behandlungsstrategien gegen Helminthen erfasst werden. In einem weiteren Schritt wurden die Auswirkungen dieser Strategien auf den jeweiligen Helminthenbefall statistisch analysiert.
    Die der Prävalenzschätzung zugrundeliegende Population war die Anzahl pferdehaltender Betriebe in Brandenburg. Die Größe dieser Population war unbekannt und musste ermittelt werden. Nach Ermittlung des geschätzten Gesamtumfangs von 700 Betrieben wurde an alle Betriebe im Juni/Juli 2006 ein Fragebogen geschickt, 235 Betriebe sandten den Fragebogen zurück. Unter Verwendung von Zufallszahlen wurde daraus eine repräsentative Stichprobe von 126 Betrieben ausgewählt. In Betrieben mit bis zu 15 Pferden wurden alle Tiere koproskopisch untersucht, in Betrieben mit mehr als 15 Pferden wurde eine Stichprobe von 15 Pferden unter Verwendung von Zufallszahlen zur Untersuchung ausgewählt. Es wurden insgesamt 1.407 Pferde auf den 126 Betrieben untersucht.
    Die Fragebogenauswertung ergab, dass auf den 235 Betrieben insgesamt 6.007 Pferde gehalten werden. 82% davon sind adulte Tiere. Der Medianwert der pro Betrieb gehaltenen Pferde liegt bei 15 Tieren. Die Pferde werden überwiegend in Ställen gehalten, fast alle Pferde haben dabei Weidegang. Dieser wird hauptsächlich nur halbjährig gewährt (Frühjahr bis Herbst). Die Besatzdichte der Weiden ist bei den meisten Höfen mit ≤ 2 Pferde/ha gering.
    Auf einigen Höfen werden Weidehygienemaßnahmen betrieben, so wird auf 38% der Betriebe der Kot von den Weiden abgesammelt, 86% entfernen Geilstellen und 17% lassen Wiederkäuer und Pferde im Wechsel auf den Weideflächen grasen. Etwa 75% der Betriebe geben an, ihre Pferde mehrmals jährlich umzutreiben. Zur Stallhygiene wurde von 79% der Betriebe angegeben, dass täglich ausgemistet wird.
    Entwurmungsmaßnahmen sind in den meisten Fällen strategisch und an das Alter der Tiere angepasst. So werden adulte Pferde am häufigsten zwei mal, Fohlen vier mal im Jahr entwurmt. Gastpferde werden auf 38% der Betriebe entwurmt, mit anschließender Quarantäne. 64% der Betriebe entwurmen strategisch im Frühjahr und Herbst und 96% lassen sich bei der Entwurmung durch ihren Tierarzt beraten.
    Von den Pferdehelminthen haben in Brandenburg die Strongyliden die höchste Prävalenz. Sie waren auf 98,4% der Betriebe vorhanden. Auf allen Strongyliden-positiven Betrieben kamen kleine Strongyliden vor, zusätzlich wurde nur auf einem Betrieb Strongylus vulgaris nachgewiesen. Die Prävalenz von Spulwürmern betrug 16,7%. Auf 14,3% der Betriebe wurden Bandwürmer nachgewiesen. Pfriemenschwänze kamen auf 8,7%, Zwergfadenwürmer auf 4,0% der Betriebe vor.
    Auf Tierebene betrug die Prävalenz der kleinen Strongyliden 67%. Spulwürmer und Bandwürmer hatten eine Prävalenz von 2%. Pfriemenschwänze und Zwergfadenwürmer kamen bei 1,7% bzw. 0,5% der Pferde vor.
    Zwischen den Ergebnissen der kombinierten Sedimentation/Flotation und der Methode nach McMaster bestand ein deutlicher Zusammenhang, doch streuten die Ergebnisse im Vergleich stark, so dass mit der einen Methode nicht auf das Ergebnis der anderen geschlossen werden konnte.
    Die multivariate logistische Regressionsanalyse diente zur Ermittlung von Risikofaktoren für eine hohe Strongyliden-Eiausscheidung. Für die Ermittlung von Risikofaktoren auf Betriebsebene konnten drei Modelle erstellt werden. Durchgängig wurden in allen Modellen „seltenes Ausmisten“ und „seltenes Entwurmen“ als signifikante Risikofaktoren identifiziert. In einzelnen der drei Modelle stellten sich zusätzlich weitere Risikofaktoren heraus. Dies waren „Jungtiere im Betrieb“, „Dosierung der Wurmkuren individuell nach Gewicht und Größe“, „keine Anwendung von Makrozyklischen Laktonen“ bei der Entwurmung und „keine Entwurmungsstrategien“.
    Auf Tierebene ließen sich insgesamt vier Modelle erstellen. Es wurden folgende Risikofaktoren ermittelt: Jährlinge, Stuten und Kaltblüter hatten in allen Modellen ein erhöhtes Risiko. Für Fohlen, Hengste, Wildpferde und Kleinpferde wurde in manchen Modellen ein erhöhtes Risiko berechnet.
    Die hohe Prävalenz der kleinen Strongyliden zeigt, dass deren Kontrolle unzureichend erfolgt. Da sich die Stallhygiene als der wichtigste Faktor zur Wurmkontrolle erwiesen hat, sollten Betriebe verstärkt über die Bedeutung der Hygiene im Betriebsmanagement hingewiesen werden. Auf Grund der beobachteten Entwurmungsfrequenzen ist eine Zunahme von Anthelminthika-Resistenzen zu befürchten. Wirksamkeitsstudien zu Anthelminthika in Brandenburg sollen sich dieser Studie daher anschließen.