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Fachbereich Veterinärmedizin


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    Publikationsdatenbank

    Magnesiumstoffwechsel beim Rind:
    Neue und übersehene Erkenntnisse (2012)

    Art
    Vortrag
    Autoren
    Martens, H
    Stumpff, F
    Kongress
    Gemeinsame Tierärztefortbildungsveranstaltung für Nutztierpraktiker
    Kleve, 25.04.2012
    Quelle
    Kontakt
    Institut für Veterinär-Physiologie

    Oertzenweg 19 b
    14163 Berlin
    +49 30 838 62600
    physiologie@vetmed.fu-berlin.de

    Abstract / Zusammenfassung

    Magnesium ist ein essentieller Mineralstoff ohne hormonales Regulationssystem mit vielfältigen Funktionen als Cofaktor zahlreicher Enzyme, als Regulator von Ionenkanälen und Modulator bei der synaptischen Erregungsübertragung. Es überrascht daher nicht, dass ein Mg-Mangel mit vielen und zunächst unspezifischen Symptomen wie Appetitlosigkeit, unsicherer Gang und Absonderung aus dem Herden/Gruppenverband einhergeht. Ausgeprägte Hypomagnesämien (< 0.7 mmol/l) führen letztendlich zum Verlust des Stehvermögens und zu Tetanien, die wiederum tödlich enden können. Hypomagnesämien werden immer dann beobachtet, wenn die Regulation der normalen Blutmagnesiumkonzentration nicht aufrechterhalten wird. Da ein hormonelles Regulationssystem nicht existiert, basiert die Aufrechterhaltung der Blutmagnesiumkonzentration auf der aus dem Magen-Darm-Kanal absorbierten (a) Magnesiummenge einerseits und der Bedarfsdeckung für (b) Wachstum, (c) Milchleistung, (d) die Versorgung des Fetus und (e) endogene Verluste in den Verdauungskanal andererseits. Die Blutmagnesiumkonzentration wird im physiologischen Bereich gehalten, wenn (a) > (b) + (c) + (d) + (e) und somit die Differenz zwischen (a) ? [(b) + (c) + (d) + (e)] > 0 ist. Diese über dem Bedarf zur Verfügung stehende Magnesiummenge wird renal ausgeschieden. Umgekehrt ergeben sich Hypomagnesämien, wenn die orale Magnesiumaufnahme nicht bedarfsdeckend ist, die Magnesiumabsorption aus dem Verdauungskanal gestört wird oder wenn der Bedarf (b, c, d oder e) erhöht ist. Unter diesen Bedingungen sinkt die renale Magnesiumausscheidung und die Mg-Konzentration im Harn ist < 1mmol/l.
    Bei landwirtschaftlichen Nutztieren werden Hypomagnesämien und Tetanien fast ausschließlich bei Wiederkäuern beobachtet, die in der Regel auf eine Kombination von gestörter Mg-Absorption mit einem erhöhten Mg-Bedarf für die Milchsekretion zurückzuführen sind.
    Die in den letzten Jahrzehnten erarbeiteten Erkenntnisse über die Mg-Absorption aus den Vormägen haben ergeben, dass a) eine Mg-Absorption im Verdauungskanal der Wiederkäuer nur in den Vormägen erfolgt, dass b) diese Absorption essentiell ist für die Mg-Versorgung ist und dass b) die Absorption aus dem Pansen mit Hilfe eines aktiven Transportmechanismus erfolgt. Das erweiterte Wissen über den ruminalen Mg-Transport und dessen Beeinflussung durch Futterinhaltsstoffe erlauben mit Hilfe einer Meta-Analyse über die Mg-Absorption bei Kühen (1) eine bedarfsgerechte Abschätzung der notwendigen Mg-Aufnahme, so dass eine effektive Prophylaxe der Hypomagnesämie der Wiederkäuer möglich ist bzw. Risiken aufgezeigt werden können:

    Mg-Aufnahme (g/d) = 10 g/d + Milch (l/d) x 0.6 (g/l) + 0.4 kg/d x K (g/kg DM) (2)

    Die Gleichung beinhaltet die Mg-Aufnahme für den Erhaltungsbedarf (10 g/d), die Mg-Menge, die pro l Milch aufgenommen werden muss [(l/d) x 0.6 (g/l)], und die Kompensation für die negativen Auswirkungen von Kalium auf die Mg-Absorption [0.4 kg/d x K (g/kg DM)].
    Eine ausreichende Mg-Versorgung ist notwendig zur Aufrechterhaltung der Regulation des Ca-Stoffwechsels (3). Die mögliche Bedeutung einer ausreichenden peripartalen Mg-Versorgung zur Prophylaxe der Gebärparese wird zur Diskussion gestellt.