Königsweg 69
14163 Berlin
+49 30 838 62551 / 52790
lebensmittelhygiene@vetmed.fu-berlin.de / fleischhygiene@vetmed.fu-berlin.de
Enterokokken erregten als Bakterien mit Multiantibiotikaresistenzen, speziell auch der Glykopeptidresistenz, in letzter Zeit Aufmerksamkeit und wurden als Indikatorkeime für Antibiotikaresistenzen eingestuft. Zur Zeit werden diese Eigenschaften in verschiedenen nationalen Resistenzmonitorings und Studien untersucht und überwacht.
In dem Zeitraum von November 1998 bis Juli 1999 wurden insgesamt 81 Nutztiere (Masthähnchen, Mastschwein und Jungrinder) aus jeweils unterschiedlichen Beständen aus verschiedenen Gegenden Deutschlands untersucht. Aus den Darm- und Hautproben wurden insgesamt 499 Enterokokken isoliert. Diese wurden nach kulturmorphologischen, biochemischen und physikalischen Kriterien den verschiedenen Enterokokkenspezies zugeordnet. 463 Stýmme gehörten zu den mit der Studie zu erfassenden Spezies E. faecium, E. faecalis, E. hirae, E. durans, E. casseliflavus und E. gallinarum. Mittels der vorliegenden Studie konnte erstmals die Speziesverteilung der Enterokokken bei den verschiedenen Nutztierarten festgestellt werden: E. faecalis war bei Masthähnchen und Mastschwein die vorherrschende Enterokokkenspezies gefolgt von E. faecium. Bei Jungrindern stellte sich E. casseliflavus als vorherrschende Enterokokkenspezies heraus.
Die isolierten Stýmme wurden auf ihr Resistenzverhalten gegenüber 23 verschiedenen Antibiotika überprüft. Diese untersuchten Substanzen besitzen ein gram-positives Wirkungsspektrum, werden oral angewandt und sind Testsubstanzen für Antibiotikaklassen. Es waren zum einen Antibiotika mit therapeutischer Bedeutung für die Veterinär- sowie Humanmedizin und zum anderen Antibiotika, die als Leistungsförderer in der Tiermast Bedeutung besitzen, in die Erhebung einbezogen. Die vorliegenden Untersuchungen lieferten neue oder genauere Erkenntnisse über das natürliche und erworbene Antibiotikaresistenzverhalten der einzelnen Enterokokkenspezies. So erwiesen sich die Enterokokken als natürlich tiamulinresistent. Für Avilamycin existieren bei den Enterokokken erworbene Resistenzen. Eine erworbene high-level Resistenz für Aminoglykoside liess sich bei den untersuchten Enterokokken nicht feststellen. Die E. hirae- und E. durans-Stämme zeigten sich als nicht natürlich monensinresistent, und die E. gallinarum- und E. casseliflavus-Stämme verhielten sich low-level natürlich virginiamycinresistent.
Des weiteren wurde ein Überblick des Antibiotikaresistenzstatus für Enterokokken aus deutschen Nutztierbeständen gewonnen. Das Profil konnte aufgrund der gleichen angewandten Methodik mit vielen anderen Resistenzmonitorings verglichen werden und eignet sich für ein deutsches Monitoring als Grundlage. Einige E. faecium-Stämme besassen erhebliche Multiresistenzen, von den 23 untersuchten Antibiotika war bei einem Stamm nur noch eines wirksam. Das Vorkommen glykopeptidresistenter Enterokokken in der vorliegenden Studie liess sich mit früheren Resultaten der Studie von RICHTER (1999) vergleichen, wobei eine markante Abnahme des Vorkommens resistenter Keime nach dem Verbot des Glykopeptidleistungsförderers Avoparcin eintrat.
Für die glykopeptidresistenten E. faecium- und E. durans-Stämme wurde ihr Verwandtschaftsgrad mittels Pulsfeldgelelektrophorese untersucht. Als verwandte Stämme erwiesen sich lediglich Stämme, die vom selben Tier isoliert wurden. Bisher konnten enge Verwandtschaften von Enterokokken mit Glykopeptidresistenz nur in Krankenhäusern nachgewiesen werden.
Das Ziel der vorliegenden Studie bildete die Beantwortung der Frage, ob in gesunden deutschen Nutztieren, die zur Schlachtung gelangen, Enterokokken mit Antibiotikaresistenzen vorkommen. Diese Kontamination konnte leider eindeutig festgestellt werden.