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Innerhalb eines Zeitraumes von neun Monaten wurden insgesamt 120 Broilerkarkassen mit den Beanstandungsgründen Aszites, Hepatitis und Tiefe Dermatitis und 40 Kontrolltiere bakteriologisch, pathologisch-anatomisch sowie histologisch untersucht. Die bakteriologische Analyse umfasste neben der Ermittlung der aeroben mesophilen Keimzahl den Nachweis von lebensmittelhygienisch relevanten Mikroorganismen (E. coli, Enterobakteriazeen, Campylobacter spp., Clostridium perfringens, Koagulase-positive Staphylokokken, Salmonellen). Neben den veränderten Organen wurde bei allen Tieren die Brustmuskulatur in die Erhebung einbezogen, um eine eventuelle Bakteriämie im Tierkörper aufzeigen zu können. Bei Broilern mit Aszites wurden im Rahmen der pathologisch-anatomischen Untersuchung zwei differierende Krankheitsbilder registriert. Neben Broilern mit typischen Herz- und Leberveränderungen, die auf eine Rechtsherzinsuffizienz schließen lassen, zeigten einige Broilern keine makroskopisch sichtbaren Herz-, aber auffällige Leberbefunde, die eine infektiöse Genese der Erkrankung vermuten lassen. Während die Leberproben von Broilern mit Rechtsherzinsuffizienz in der Regel nur geringe Keimzahlen aufwiesen, waren die Leberproben von Broilern ohne Herzveränderungen zum Teil sehr stark mit E. coli sowie Clostridium perfringens belastet. Die Lebern der Broiler mit Hepatitis waren zum Teil massiv vergrößert und von Nekroseherden und Granulomen durchsetzt. Obwohl das makroskopische und das mikroskopische Bild der Lebern eine infektiöse Genese vermuten lassen, war der bakteriologische Status der Lebern von Broilern mit Hepatitis bis auf wenige Ausnahmen mit dem der Kontrollgruppe vergleichbar. Allerdings waren die Lebern von Broilern mit Hepatitis signifikant häufiger und stärker mit E. coli belastet. Die Hautveränderungen der Broiler mit Tiefer Dermatitis waren häufig mit anderen E. coli-assoziierten Veränderungen wie Pericarditis, Hepatitis, Perihepatitis und/oder Aerosacculitis kombiniert. Aus den veränderten Hautarealen konnte E. coli in sehr hoher Keimzahl isoliert werden. Zum Teil wurden auch aus der makroskopisch unveränderten Brustmuskulatur E. coli angezüchtet. Unabhängig vom Beanstandungsgrund erwies sich ca. die Hälfte der beprobten Broiler als Campylobacter–positiv. Da der Keim sowohl in Haut-, Bauchhöhlenflüssigkeit-, abgeflammten Leber- sowie in abgeflammten Brustmuskulaturproben nachgewiesen wurde, ist sowohl von einer postmortalen exogenen als auch von einer intravitalen endogenen Kontamination der Schlachttierkörper und -organe auszugehen. Im Vergleich zu der hohen Belastung mit Campylobacter spp. spielt die Kontamination mit Salmonellen bei deutschen Broilern nur noch eine untergeordnete Rolle. So konnten nur bei drei Schlachttierkörpern Salmonellen nachgewiesen werden. Ebenfalls unabhängig vom Beanstandungsgrund wurden in ca. der Hälfte der histologisch untersuchten Leberproben Ansammlungen von Myelozyten registriert, was auf eine Infektion der Tiere mit dem Aviären-Leukose-Virus, Subgruppe J, hinweist.