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Zwischen 1990 und 1997 wurden an der Klinik für Pferde, Allgemeine Chirurgie und Radiologie der Freien Universität Berlin 1431 Patienten wegen Kolik stationär untersucht und behandelt. 1206 (84,3%) Patienten konnten geheilt entlassen werden. 20% (285) der Kolikpatienten wurden chirurgisch behandelt. Dünndarm- (41%) und Dickdarmerkrankungen (40%) waren die am häufigsten zu operierenden Kolik- erkrankungen. Wobei die Dünndarmverschlingung (Volvulus mesenterialis nodosus) mit 35 Fällen zu 40% (14) und die Torsio coli bei 45 Pferden zu 31% (14) geheilt werden konnte. Die häufigsten Früh- bzw. Spätkomplikationen waren Kolikrezidive, die bei 16 (55%) bzw. bei 13 (36%) der Patienten auftraten und eine Relaparotomie erforderten. Wundheilungsstörungen (vermehrte Sekretion, Serombildung, abgestoßene Fadenreste aus tieferen Schichten z.B. Subkutis oder Bauchdecke, nekrotisches Gewebe, Nahtdehiszenzen und Bauchbrüche) traten bei 52 (18%) der 285 operierten Koliker auf. In diesem Zusammenhang wurde überprüft, ob eine Verbesserung der Wundheilung durch intraperitoneale Medikation (DMSO, Antibiotika) und/oder intraperitoneale Drainagen (Foley®katheter) möglich ist. 145 Tiere der 285 Koliker verstarben oder wurden euthanasiert, davon 99 (68%) intra operationem, 26 (18%) Pferde innerhalb der ersten 24 Stunden post operationem und 20 Tiere (14%) kamen während der verbleibenden Klinikdauer zu Tode. Haupt- todesursache während der Operation war eine infauste Prognose und nicht behebbare Lageveränderungen. Die Heilungsrate der operierten Pferde betrug unter Berücksichtigung aller zur Operation gelangten Tiere 49%; bezogen auf die Anzahl der Tiere, die die Operation überstanden haben, sind es 71,4%. Der Klinikaufenthalt betrug durchschnittlich 12 Tage. Eine konservative Kolikbehandlung erfolgte bei 1146 (80%) der Patienten. Die am häufigsten betroffenen Darmabschnitte waren das Kolon mit 44,1% und das Zäkum mit 18,2%. Der Darmkrampf war mit 13,4% die dritthäufigste Kolikursache. 5,2% der Patienten litten an einer Sandkolik. Von den 56 (76%) der insgesamt 74 Patienten mit einer Kolonverlagerung über das Milz-Nieren-Band konnten 52 (93%) der Pferde nach einer konservativen Behandlung entlassen werden. Der durchschnittliche Klinikaufenthalt der konservativ behandelten Koliker betrug 4,5 Tage. Die Heilungsrate dieser Patientengruppe betrug 93%. Die Haupttodesursache für die 7% zu Tode gekommenen konservativen Patienten waren Schockzustände, fehlende Operations- erlaubnis, akute Darmentzündungen und Rupturen im Bereich des Magen-Darm-Traktes. Mit Hilfe des Chi² Homogenitätstestes konnten Signifikanzen auf dem 5% (beidseitig) Niveau zwischen der Erfolgswahrscheinlichkeit und den Parametern Puls, Atmung und Hämatokrit festgestellt werden, ebenso für Wundheilungsstörungen und dem Einsatz intraperitonealer Medikation und Bauchdrainagen. Hierbei traten Wundheilungs- störungen unter intraperitonealer Medikation signifikant vermindert und unter dem Einsatz von Drainagen signifikant erhöht auf. Die Überprüfung einer Geschlechtsdisposition für eine bestimmte Kolikart zeigt, dass Stuten signifikant häufiger an einer Torsio coli erkranken. Weitere Signifikanzen zeigten sich im internationalen und nationalen Vergleich der Heilungsraten 1 (alle operierten Koliker) und der Heilungsrate 2 (alle Pferde, die die Kolikoperation überstanden haben). Die Krankenunterlagen lieferten die Informationen für jeden einzelnen Patienten. Diese wurden klassifiziert und mit Hilfe des Computers erfasst, gespeichert und für die Auswertung bearbeitet.