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Ziel der vorliegenden Arbeit war die Untersuchung verschiedener organischer Säuren und eines Säurengemisches als Futterzusatz bei früh abgesetzten Ferkeln, die daraus resultierenden Einflüsse auf die intestinale bakterielle Mikrobiota und mögliche Einflüsse auf die Leistungsparameter der Tiere.
Der Tierversuch bestand aus insgesamt 84 Ferkeln, die im Alter von 23 Tagen abgesetzt wurden. Es wurden die folgenden organischen Säuren geprüft: 5 g/kg Ameisensäure, 5 g/kg Benzoesäure und eine Kombination aus 1 g/kg Ameisensäure, 3 g/kg Benzoesäure, 1 g/kg Zitronensäuremonohydrat, 1 g/kg Kaliumsorbat und 0,2 g/kg Cuxarom Spice 301.
Die Messung des Harn - pH ergab einen signifikant niedrigeren pH-Wert in der Benzoesäuregruppe im Gegensatz zur Kontroll- und Ameisensäuregruppe. Die Hippursäurekonzentration war in der Benzoesäuregruppe signifikant höher als in der Kontroll- und Kombinationspräparatgruppe. In Letzterer war die Konzentration jedoch ebenfalls signifikant höher als in der Kontrollgruppe.
Bezüglich der untersuchten mikrobiellen Metaboliten wies die Ameisensäuregruppe bei der Betrachtung des Gesamtlaktatgehalts im proximalen Jejunum signifikant weniger Laktat auf als die Kombinationspräparatgruppe. Die Untersuchung der flüchtigen Fettsäuren ergab eine signifikant geringere n-Valeriansäurekonzentration in der Kontroll- und Benzoesäuregruppe gegenüber der Ameisensäuregruppe (p = 0,012).
Es wurden tendenziell geringere E.coli Keimzahlen in der Ameisensäuregruppe gegenüber der Kontrollgruppe beobachtet (p = 0,068). In allen Gruppen konnte mittels Multiplex-PCR das est-II-Gen als dominantes Pathogenitätsgen nachgewiesen werden. Die Kontrollgruppe wies im Gegensatz zu den Säuregruppen eine höhere Varianz an Pathogenitätsgen-tragenden E.coli auf. Auch war die Anzahl der positiv getesteten Tiere in der Kontrollgruppe höher als in den Säuregruppen.
Die quantitative Untersuchung der Bakterienpopulationen im Colon ergab in der Ameisensäuregruppe eine signifikante Senkung der Escherichia spp, gegenüber der Benzoesäure- und Kombinationspräparatgruppe. Das Verhältnis der Escherichia spp. zu Eubakterien ergab einen signifikanten Unterschied zwischen der Ameisensäure- und Kombinationspräparatgruppe. Der Pathogenitätsfaktor elt-IA von E.coli war in der Kombinationspräparatgruppe signifikant höher als in den übrigen Gruppen.
Bei der Betrachtung des Verhältnis elt-IA zu Eschericha spp. zeigte sich ein signifikant niedrigerer Wert in der Kontroll- und Benzoesäuregruppe gegenüber der Ameisensäuregruppe.
Die mittels DGGE untersuchten Kotproben zeigten im Laufe des Versuchzeitraumes in der Kontroll-, Ameisensäure- und Benzoesäuregruppe eine ständige Abnahme der bakteriellen Diversität. Demgegenüber steht die Kombinationspräparatgruppe, in deren Kot am 9. Tag nach dem Absetzen ein Abfall der Bakteriendiversität nachzuweisen war, die jedoch zum 14. Tag hin wieder anstieg. Die Bakteriengemeinschaften in den Kotproben waren am 5. und 9. Tag kaum unterschiedlich zwischen den Gruppen. Am 14. Tag jedoch gab es signifikante Unterschiede, so war die Kontrollgruppe in sich homogener als die Säuregruppen.
Bezüglich der scheinbaren praecaecalen Verdaulichkeit konnte in der Kontrollgruppe eine signifikant höhere Cysteinverdaulichkeit gegenüber der Kombinationspräparatgruppe und eine signifikant höhere Methioninverdaulichkeit der Kontrollgruppe gegenüber der Benzoesäure- und Kombinationspräparatgruppe festgestellt werden. Die Methioninverdaulichkeit der Ameisensäuregruppe war ebenfalls signifikant höher als die der Kombinationspräparatgruppe (p < 0.0001). Die Überprüfung der Ameisensäure- und Benzoesäurekonzentration in der Digesta ergab, dass schon im Magen die Konzentration der eingesetzten Säure stark verringert war, und am Ende des Jejunums eine scheinbare praecaecale Verdaulichkeit von mehr als 99% bestand. Die Leistungsparameter zeigten eine Lebendmassezunahme um 10,5% und eine Senkung des Futteraufwands der Tiere in der Ameisensäuregruppe im Vergleich zur Kontrollgruppe. Signifikante Ergebnisse konnten jedoch nur in der 5. Versuchswoche gefunden werden. In der ersten Versuchswoche nahmen die Tiere der Ameisensäuregruppe signifikant mehr Futter auf als die Tiere der Kombinationspräparatgruppe.
Effekte organischer Säuren auf die intestinale Mikrobiota von Absetzferkeln wurden in dieser Arbeit festgestellt. Ameisensäure sticht dabei durch geringere Escherichia spp. Zellzahlen und vermindertes Auftreten an Pathogenitätsfaktoren hervor. Hinsichtlich der Leistungsparameter war Ameisensäure ebenfalls die effektivste Säure in dieser Studie.
Auch mittels Einsatz von Benzoesäure sind einige Effekte besonders im Hinblick auf die Hippursäurebildung und die Harn pH-Wert Absenkung zu verzeichnen. Das Kombinationspräparat zeigte gegenüber der Kontrollgruppe die schwächsten Effekte. Eine Kombination wirksamer organischer Säuren summiert somit nicht die positiven Effekte der einzelnen Säure.