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Fachbereich Veterinärmedizin


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    Ermittlung der Strahlenexposition des veterinärmedizinischen Personals bei routinemäßigen Röntgenuntersuchungen in der Pferdepraxis mit Hilfe elektronischer Personendosimeter (2008)

    Art
    Hochschulschrift
    Autor
    Steinberg, Meral Kristina (WE 17)
    Quelle
    Berlin: Mensch und Buch Verlag, 2008 — VIII, 188 Seiten
    ISBN: 978-3-86664-393-2
    Verweise
    URL (Volltext): https://refubium.fu-berlin.de/handle/fub188/11841
    Kontakt
    Pferdeklinik

    Oertzenweg 19 b
    14163 Berlin
    +49 30 838 62299 / 62300
    pferdeklinik@vetmed.fu-berlin.de

    Abstract / Zusammenfassung

    Kurze Zeit nach der Entdeckung der Röntgenstrahlen durch Wilhelm Conrad Röntgen 1895 wurden über die negativen Auswirkungen von Röntgenstrahlen auf den lebenden Organismus in Form von Strahlenschäden mit Todesfällen berichtet. Die Reduktion der Strahlenbelastung sowohl in der Human- als auch Veterinärmedizin wurden seit dem viel diskutiert. Die Aktualität des Themas setzt sich bis heute fort.
    Das Ziel der Untersuchung war es, in der Klinik für Pferde, Allgemeine Chirurgie und Radiologie der Freien Universität Berlin und bei niedergelassenen Tierärzten, die Strahlenexposition des veterinärmedizinischen Personals mit Hilfe von elektronischen Personendosimetern bei routinemäßigen Röntgenuntersuchungen des Pferdes zu bestimmen. Für den praktizierenden Tierarzt sollte eine repräsentative Job-Exposure-Matrix zur Abschätzung der Exposition an ionisierender Strahlung für jede einzelne Röntgenuntersuchung des Pferdes mit einer Verhaltensempfehlung im Umgang mit Röntgenstrahlen entstehen.
    Mit elektronischen Personendosimetern wurde bei 2429 Röntgenuntersuchungen die Strahlenexposition des Personals mittels 27554 Dosiswerten erhoben. Dosimetriert wurden alle die der Strahlenexposition ausgesetzten Personen („Schütze“, „Kassettenhalter“, „Pfleger“) bei routinemäßigen Röntgenuntersuchungen des Pferdes in der Klinik für Pferde der FU Berlin und bei drei niedergelassenen Tierärzten. Bestimmt wurde die Personen-Äquivalentdosis in einer Gewebetiefe von 10 mm (Hp(10)) in [µSv] für die Trageorte Schilddrüse und Gonaden vor der Bleischürze, Gonaden hinter der Bleischürze und die Füße. Die Personen-Äquivalentdosis in einer Gewebetiefe von 0,07 mm (Hp(0,07)) in [µSv] wurde an den Händen des „Kassettenhalters“ bzw. alternativ am mechanischen Kassettenhalter und an den Bleihandschuhen ermittelt.
    Die Ergebnisse der vorliegenden Studie weisen darauf hin, dass die Strahlenbelastung des Personals am Körperstamm für die Röntgenuntersuchungen der distalen Gliedmaßen des Pferdes sowohl in der Klinik für Pferde der FU Berlin als auch bei den niedergelassenen Tierärzten gering ist. Die höchsten Dosiswerte für diese Röntgenuntersuchungen sind an den Füßen aller der Strahlenexposition ausgesetzten Personen zu erwarten. Die höchste Strahlenexposition (86 µSv) wurde bei den Röntgenuntersuchungen der distalen Gliedmaßen des Pferdes an den Füßen des „Kassettenhalters“ erfasst.
    Kommt es bei den Röntgenuntersuchungen zur Durchstrahlung größerer Volumina (Schulter, HWS, Rücken, Thorax, Becken, etc.) sind höhere Dosiswerte bei allen Personen anzunehmen. Die Dosiswerte der Personen für diese Untersuchungen variieren mit der geometrischen Anordnung des Personals zur Streustrahlenquelle und dem Primärstrahl.
    Bei den Personen und Trageorten, die der Streustrahlenquelle und dem Primärstrahl für die einzelne Röntgenaufnahme am nächsten sind, konnten für diese Aufnahmen die höchsten Strahlenexpositionen bestimmt werden. Das entspricht in den überwiegenden Fällen den Trageorten Schilddrüse und Gonaden bei den Personen „Schütze“ und „Pfleger“. Bei der Durchstrahlung größerer Volumina wird die entstehende Streustrahlung zu einem gewissen Teil vom umgebenden Gewebe absorbiert. Deshalb kann die ermittelte Dosis für den „Kassettenhalter“, der sich meist kaudal der geröntgten Region befindet, geringer sein als angenommen. An den Händen des „Kassettenhalters“ sind durch ein Arbeiten nahe am Primärstrahl sowohl für die Röntgenaufnahmen an den distalen Gliedmaßen als auch für die Aufnahmen der proximalen Gliedmaßen, am Kopf und Körperstamm des Pferdes die höchsten Dosiswerte zu erwarten.
    Eine Überschreitung der jährlichen Dosisgrenzwerte beruflich strahlenexponierter Personen der Kategorie A (RöV 2003) ist nicht zu befürchten. Voraussetzung für niedrige Dosiswerte ist ein Umgang mit ionisierenden Strahlen nach den Empfehlungen der RöV (2003) und der Richtlinie "Strahlenschutz in der Tierheilkunde“ (2005).
    Anhand der Studie konnte gezeigt werden, dass bei der Erzeugung von Röntgenbildern eine Strahlenexposition des veterinärmedizinischen Personals erfolgt. Diese kann, auch wenn sie noch so klein erscheint, potentiell eine stochastische Strahlenwirkung im menschlichen Organismus hervorrufen. Mit steigender Dosis nimmt die Wahrscheinlichkeit für das Eintreten stochastischer Strahlenschäden zu. Bei Einhaltung des Standards im Umgang mit Röntgenstrahlen nach RöV (2003) und nach Empfehlung der Richtlinie "Strahlenschutz in der Tierheilkunde" (2005) ist davon auszugehen, dass das veterinärmedizinische Personal die für die heutige Praxis notwendige Röntgendiagnostik uneingeschränkt anwenden kann, ohne eine Gefährdung der Gesundheit befürchten zu müssen. Vorraussetzung ist allerdings, dass die notwendigen und vorgeschriebenen Schutzmaßnahmen eingehalten werden.
    Der Einsatz von EPD´s kann zur Erfassung der Strahlenexposition bei routinemäßigen Röntgenuntersuchungen in der Pferdepraxis positiv beurteilt werden. Die Dosimeter können am Körperstamm der Personen ohne eine Einschränkung ihrer Bewegungsfreiheit befestigt werden. Die ermittelten Dosiswerte sind sofort abzulesen und können einer Röntgenuntersuchung zugeordnet werden. Das Ablesen von Tages-, Wochen- und Monatsdosen ist möglich. Die Messdaten liegen in elektronischer Form vor, sind schreibgeschützt und nicht veränderbar. Die Ergebnisse der EPD´s sind mit denen von TLD´s vergleichbar.