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In der vorliegenden Arbeit sollte im Rahmen einer klinischen und radiologischen Verlaufsuntersuchung der Strahlbeine der Vorderextremitäten von Auktionsanwärtern des Westfälischen Pferdestammbuches e.V. in Anlehnung an den Röntgenleitfaden (2007) die Entwicklung und klinische Relevanz der erhobenen Befunde untersucht werden.
In der Literaturübersicht werden zunächst die Entstehung des Röntgenleitfadens und die ihm zugrundeliegenden Prinzipien dargestellt, sowie ein kurzer Überblick über die Röntgenanatomie von Zehe und Strahlbein gegeben.
Im Weiteren wird die klinische und radiologische Untersuchung im Rahmen der Kaufuntersuchung des Pferdes beschrieben und das Auftreten und die Bedeutung klinischer und röntgenologischer Veränderungen erläutert.
Die Studie wurde an 140 Pferden der Zuchtgebiete Westfalen und Rheinland in einem Abstand von ½ bis zu 6 Jahre nach der Erstuntersuchung durchgeführt.
Für die Auswertung der Erstuntersuchung stand archiviertes Daten- und Bildmaterial sowohl der klinischen, als auch radiologischen Untersuchung zur Verfügung. Im Rahmen der Verlaufsuntersuchung konnten alle Pferde radiologisch, aber nur ein Teil klinisch untersucht werden.
Die Daten der klinischen Untersuchung wurden vergleichend ausgewertet, das Röntgenbildmaterial anhand des Befunderhebungsschlüssels beurteilt und die Pferde dementsprechend klassifiziert. Dabei wurde ein besonderes Augenmerk auf die Entwicklung der Strahlbeinbefunde sowie der Klassifizierungen innerhalb des Untersuchungszeitraumes gelegt, unter Berücksichtigung klinischer Erscheinungen und der im Röntgenleitfaden gegebenen prognostischen Einschätzungen.
In der Schlussfolgerung werden die im Rahmen der Untersuchung erhobenen Aussagen
hinsichtlich der Entwicklung radiologischer Befunde und ihrer klinischen Relevanz aufgeführt.
So konnte festgestellt werden, dass der überwiegende Teil der untersuchten Pferde innerhalb des Untersuchungszeitraumes in der eingangs befundeten Röntgenklasse verbleibt. Radiologische Befunde am Strahlbein verändern sich, aber in der Regel nur langsam und ohne bedeutende Verschlechterungen. Der hohe Anteil klinisch lahmfreier Pferde sollte bewusst machen, dass nicht alleinig die Röntgenuntersuchung und Klassifizierung die Kaufentscheidung eines Pferdes prägen sollte. Ein hoher Anteil von Pferden mit Befunden der Klasse III-IV wurde über Jahre erfolgreich ohne klinische Erscheinungen und Befundverschlechterungen im Sport eingesetzt.
Des Weiteren verlangen die vielen verschiedenen Faktoren, die die Röntgenbildqualität beeinflussen eine kritische Einstellung gegenüber der Röntgendiagnose und bei unklaren Befunden sollten ergänzende Aufnahmen empfohlen werden.
Die im Röntgenleitfaden gegebenen prognostischen Aussagen zur klinischen Relevanz von Befunden lassen sich im Rahmen dieser Studie übernehmen. Aufgrund der geringen Zahl an klinisch auffälligen Probanden und einer nicht durchgeführten Diagnosestellung kann jedoch keine allgemein gültige Aussage getroffen werden. Dies könnte eine weitere Studie mit einer größeren Probandenzahl und einhergehender Diagnosestellung bei klinischen und radiologischen Verdachtsbefunden leisten.