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Die Osteoarthritis des Hundes ist eine degenerative Gelenkerkrankung, die sekundär aus verschiedenen Form- und Funktionsstörungen hervorgeht. Langfristig führt die Erkrankung zur Immobilität des Gelenks und chronischen Schmerzen. Die Diagnose wird meist aufgrund der klinisch-orthopädischen und röntgenologischen Befunde am Bewegungsapparat gestellt. Frühzeitig diagnostiziert können geeignete therapeutische Maßnahmen den Verlauf der Osteoarthritis verlangsamen und so die Lebensqualität des Tieres längerfristig erhalten. Insbesondere Röntgenuntersuchungen sind jedoch nicht ausreichend sensitiv, um initiale entzündliche Prozesse der Osteoarthritis darzustellen. Biochemische Marker, die diagnostische und prognostische Informationen über frühe Stadien der Osteoarthritis liefern, stehen im Fokus der aktuellen Forschung. Die Überwachung des Kranheitsverlaufs und Therapieerfolgs anhand einer präziseren Graduierung pathologischer Prozesse im Gelenk sind denkbar. Neue Erkenntnisse könnten zudem als Grundlage zur Entwicklung von Therapiestrategien dienen. Mit diesen Zielsetzungen wurde bereits eine Vielzahl an Marker untersucht. Dennoch sind weitere Arbeiten erforderlich bis die Marker für den routinemäßigen Einsatz in der klinischen Diagnostik verwendbar sind. Ziel dieser Studie war es, die Biomarker Myeloperoxidase, C-reaktives Protein, Hyaluronsäure und C2C in Synovia und Serum von Hunden mit und ohne Osteoarthritis auf ihre Eignung als diagnostische Marker der Osteoarthritis zu untersuchen. Für die Konzentrationsmessung caniner Synovia wurde ein kommerzieller Hyaluronsäure-Assay validiert. Unabhängig von der primären Erkrankungsursache, aber unter Berücksichtigung klinischer, röntgenologischer, intraoperativer und synovialer Befunde, wurden die Gelenke in verschiedene Ausprägungsgrade der Osteoarthritis eingeteilt. Es wurde untersucht, ob zwischen Gelenken ohne, mit gering- und mit hochgradiger Osteoarthritis Unterschiede in den Konzentrationen bzw. Aktivitäten der Marker vorlagen. Um zu prüfen, ob die alleinige Bestimmung der Serumwerte zu zuverlässigen diagnostischen Aussagen führen kann, wurden die Konzentrationen bzw. Aktivitäten in Synovia und Serum verglichen. In einigen Fällen wurden Verläufe der Markerkonzentrationen bzw. -aktivitäten über 16 Wochen verfolgt und in Bezug zu den Ausprägungsgraden der Osteoarthritis gesetzt. Es wurden drei Quotienten berechnet, bei denen die Marker kombiniert wurden. Die Quotienten wurden bei den verschiedenen Ausprägungen der Osteoarthritis analysiert. Der Hyaluronsäure-ELISA lieferte zuverlässige Ergebnisse für die eigenen caninen Synoviaproben. Die Biomarker wiesen signifikante Konzentrations- bzw-Aktivitätsunterschiede in Synovia zwischen gesunden Kontrollgelenken und osteoarthritisch veränderten Gelenken auf. Für alle Marker konnten signifikante Konzentrations- bzw. Aktivitätsunterschiede in Synovia zwischen Gelenken ohne Osteoarthritis und solchen mit hochgradigen Veränderungen festgestellt werden. Die synovialen Myeloperoxidase- Aktivitäten und die Hyaluronsäure-Konzentrationen unterschieden sich zudem zwischen gesunden Gelenken und geringgradig veränderten Gelenken signifikant. Allein die synovialen Hyaluronsäure-Konzentrationen wiesen signifikante Unterschiede zwischen gering- und hochgradig erkrankten Gelenken auf. Bei den Markern überschnitten sich Werte zwischen den Ausprägungsgraden, so dass die Richtigkeit eingeschränkt ist. Die Marker können demnach einen Trend anzeigen, sollten aber nicht als alleiniges Diagnostikum für osteoarthritische Veränderungen angewandt werden. Die Ergebnisse bei den Folgeuntersuchungen der Marker nach 8 und 16 Wochen lassen darauf schließen, dass Myeloperoxidase und Hyaluronsäure in Synovia nützliche Indikatoren für die Aktivität der Erkankung im Zuge von Verlaufskontrollen sein können. Anhand der Serumkonzentrationen bzw. -aktivitäten der Biomarker konnten keine zuverlässigen Aussagen getroffen werden. Denkbar ist, dass sytemische Einflüsse auf die Marker wirken. Die Bestimmung der Marker im Serum kann aufgrund der vorliegenden Ergebnisse nicht empfohlen werden. Durch die Berechnung von Quotienten aus jeweils zwei korrelierenden Markern war eine deutlichere Diskriminierung zwischen den verschiedenen Ausprägungsgraden der Osteoarthritis nicht möglich. Mit dieser Arbeit wurden neue Erkenntnisse hinsichtlich der Biomarker gewonnen. Somit konnten nicht nur Unterschiede zwischen gesunden und osteoarthritisch veränderten Gelenken nachgewiesen werden, es konnte darüber hinaus die Ausprägung der Osteoarthritis im Gelenk reflektiert werden. Als besonders nützlich erwiesen sich hierbei Myeloperoxidase und Hyaluronsäure in Synovia. Diese Marker können dazu beitragen, bereits geringgradige (frühe) osteoarthritische Prozesse aufzudecken. Die Ergebnisse der Arbeit können als Basis für weitere Studien genutzt werden.