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In der vorliegenden Arbeit wurden 99 Katzen mit Symptomen des Katzenschnupfenkomplexes klinisch und ophthalmologisch untersucht, mit dem Ziel, nur anhand des bestehenden Krankheitsbildes zu eruieren, welcher Erreger oder Erregerkomplex für die Symptomatik des infizierten Tieres verantwortlich ist. Von diesen 99 Katzen wurden 22 Tiere von der Doktorandin und Frau Prof. Dr. C. Eule gemeinsam untersucht und unabhängig voneinander befundet, um zu überprüfen, ob eine Diskrepanz in der Befundung zwischen einer basisausgebildeten Tierärztin mit praxisüblicher Geräteausstattung und einer Spezialistin für Ophthalmologie mit einem Spaltlampenbiomikroskop besteht. Simultan dazu wurde die von der Verfasserin dieser Arbeit gestellte klinische Verdachtsdiagnose mittels RT-PCR kontrolliert. Außerdem wurde überprüft, ob mit dem Farbstoff Lissamingrün die Diagnostizierung einer felinen Herpesvirusinfektion erleichtert wird. Die Befundung der Doktorandin und der Spezialistin erwies sich als relativ konform. Bei Kenntnis über die spezifischen Veränderungen der einzelnen Katzenschnupfenerreger ist auch ein niedergelassener Tierarzt unter Praxisbedingungen mit einer praxisüblichen Geräteausstattung in der Lage, den Erreger zu identifizieren, der die Symptome verursacht. In dieser Hinsicht konnte kein Vorteil in der Befundung mittels Spaltlampenbiomikroskop ermittelt werden. Obwohl alle Katzen der vorliegenden Studie manifeste Symptome des Katzenschnupfenkomplexes zeigten, konnte nur bei 63 Katzen der 99 untersuchten Tiere mittels RT-PCR eine Diagnose ermittelt werden. In dieser Studie wurde von der Doktorandin bei 33,3% (33/99) der Katzen klinisch der Verdacht einer felinen Herpesvirusinfektion gestellt, bei 45,5% (15/33) dieser Katzen wiederum konnte in der RT-PCR ebenfalls das Herpesvirus detektiert werden. Somit ist festzuhalten, dass sich die felinen Herpesviren mit denen in experimentellen Studien eruierten klinischen Symptomen relativ gut diagnostizieren lassen. Feline Caliciviren wurden bei 33,3% (33/99) der untersuchten Tiere von der Untersucherin als klinische Verdachtsdiagnose diagnostiziert, und bei 91,0 % (30/33) dieser Katzen konnten in der RT-PCR ebenfalls die felinen Caliciviren detektiert werden. Fünf der 33 Katzen zeigten massive Anzeichen konjunktivaler Ulzerationen, bei zwei Katzen wurden sogar plaqueartige Beläge auf der Konjunktiva dokumentiert. Normalerweise sind die ulzerativen Läsionen, die durch die felinen Caliciviren verursacht werden, auf die Maulhöhle, die Zungenränder, den harten Gaumen, die Tonsillen und die Lunge begrenzt. Somit konnte gezeigt werden, dass die Caliciviren inzwischen auch vermehrt konjunktival pathogen sind und nicht nur die felinen Herpesviren hauptsächlich zur viralen Konjunktivitis führen. Abschließend ist festzuhalten, dass sich die felinen Caliciviren mit denen in experimentellen Studien eruierten klinischen Symptomen sehr gut diagnostizieren lassen. Bei 63,6% (63/99) der untersuchten Tiere konnte in dieser Studie der Erreger Chlamydophila felis als Verdachtsdiagnose eruiert werden. In der RT-PCR wurde bei 36,5% (23/ 63) der Katzen mit der klinischen Verdachtsdiagnose Chlamydophila felis ebenfalls eine Infektion mit Chlamydophilen festgestellt. Die in der Literatur beschriebenen pathognomischen Symptome eignen sich nur bedingt zur Detektierung einer Infektion mit Chlamydophilen. Die eruierten Symptome eignen sich nicht besonders gut zur Differenzierung zwischen Chlamydophilen und Mycoplasmen. In dieser Studie konnte bei 27,3% (27/99) der untersuchten Tiere der Erreger Mycoplasma felis als Verdachtsdiagnose eruiert werden. In der RT-PCR wurde bei 66,6% (18/ 27) der Katzen ebenfalls eine Infektion mit Mycoplasma felis nachgewiesen. Von den 99 untersuchten Katzen litten laut Untersucherin 57 Tiere unter einer Monoinfektion und 42 unter einer Mischinfektion. Mit der RT- PCR konnte bei 40 von den 63 Tieren, denen nach der RT-PCR ein Befund zugewiesen wurde, eine Monoinfektion eruiert werden; 23 Katzen litten unter einer Mischinfektion. Mit Lissamingrün ließen sich sowohl geographische Ulzerationen als auch feine dendritische oder punktförmige Läsionen der Hornhaut im frühen Stadium der Herpesvirusinfektion visualisieren. Fluoreszein gelang es nicht, diese sehr feinen dendritischen Hornhautläsionen in der frühen Phase einer felinen Herpesvirusinfektion darzustellen. Lissamingrün erwies sich in seiner Handhabung als sehr unkompliziert und ist somit in seiner Anwendung dem etablierten Fluoreszein gleichzusetzen. Somit kann resümiert werden, dass sich Lissamingrün sehr gut als Standarddiagnostikum für die Eruierung einer Hornhautläsion im Zusammenhang des Katzenschnupfenkomplexes für die Veterinärmedizin eignen würde. Als abschließendes Fazit dieser Studie soll festgehalten werden, dass sich die einzelnen Erreger des Katzenschnupfenkomplexes gut anhand ihrer ermittelten pathognomischen Symptome differenzieren lassen. Die Untersucherin konnte eine virale oder bakterielle Monoinfektion von einem multifaktoriellen Geschehen unterscheiden, auch wenn es nicht in allen Fällen gelang, die am Katzenschnupfen beteiligten Bakterien mit ihren für sie evaluierten Symptomen klar voneinander abzugrenzen. Es war für die Untersucherin mit relativ einfachen und kostengünstigen Untersuchungsmethoden fast immer möglich, die Erreger konform zum Ergebnis der RT-PCR zu klassifizieren. Somit konnte schneller, als es der Laboruntersuchung möglich ist, eine spezifische Therapie eingeleitet werden.