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Fachbereich Veterinärmedizin


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    Publikationsdatenbank

    Interferometrie, Meibometrie und biochemische Analyse der Lipidschicht des Tränenfilms beim Hund (2012)

    Art
    Hochschulschrift
    Autor
    Ewert, Anna Maria (WE 20)
    Quelle
    Berlin, 2012 — X, 119 Seiten
    Verweise
    URL (Volltext): https://refubium.fu-berlin.de/handle/fub188/12454
    Kontakt
    Klein- und Heimtierklinik

    Oertzenweg 19 b
    14163 Berlin
    +49 30 838 62422
    kleintierklinik@vetmed.fu-berlin.de

    Abstract / Zusammenfassung

    Alle drei Anteile des präokulären Tränenfilms sind für die Augengesundheit essentiell, denn sie schützen und nähren die Hornhaut und optimieren das Sehvermögen. Die Muzinschicht wird von Becherzellen der Konjunktiva, die wässrige Phase in den Tränendrüsen und die Lipidschicht vornehmlich in den Meibom Drüsen in Form eines öligen Sekretes (Meibom Sekret) gebildet. Ein hypovolämischer Tränenmangel, der das klassische „trockene Auge“, die Keratokonjunktivitis sicca aufgrund eines quantitativen Mangels der wässrigen Phase hervorrufen kann, wird seit langem in der Veterinärophthalmologie mittels geeigneter Diagnostik erkannt und therapiert. Ein qualitativer Tränenmangel kann ebenfalls aufgrund einer Hyperevaporation der wässrigen Anteile zum „trockenen Auge“ führen und durch eine reduzierte, fehlende, in der Zusammensetzung gestörten Lipidschicht hervorgerufen werden. Diese Form des „trockenen Auges“ ist in der Veterinärmedizin nahezu unbekannt, während sich die Humanmedizin seit Jahrzehnten intensiv mit der Erforschung der Lipidschicht und mit der Diagnostik und Therapie dieser ernstzunehmenden Augenerkrankung beschäftigt. Beim Tier und insbesondere beim Hund mangelt es bis dato sowohl an wissenschaftlich fundierten diagnostischen Methoden zur Untersuchung der Lipidschicht als auch an Informationen bezüglich der Komposition der caninen Lipidschicht. Das evaporative „trockene Auge“ des Hundes bleibt oftmals unerkannt. Um diese Lücke zu schließen, waren die Ziele der vorliegenden Arbeit, das in der Humanmedizin etablierte Verfahren der Interferometrie mittels Tearscope-plus® zur Begutachtung der Lipidschicht an einer großen Hundepopulation hinsichtlich ihrer Anwendbarkeit und Reproduzierbarkeit zu überprüfen. Auch die Meibometrie mittels Meibometer® MB 550, ein Verfahren zur quantitativen Bestimmung des Meibom Sekrets sollte erneut an einer großen Probandenzahl überprüft werden. Desweiteren wurde erstmalig das Meibom Sekret des Hundes hinsichtlich seiner biochemischen Zusammensetzung teilweise charakterisiert. Die Anwendbarkeit der Interferometrie und der Meibometrie konnte am Hund erfolgreich getestet werden. Die Untersuchung wird ausnahmslos gut geduldet und nimmt nur wenige Sekunden in Anspruch. Bei der Beurteilung der Lipidschicht des Hundes mit dem Tearscopeplus ® konnten drei von sechs auch beim Menschen auftretende Interferenzbilder sowie drei weitere Mischbilder beobachtet werden. Bei 98 Hunden (196 Augen) konnten am häufigsten ein homogenes Interferenzbild (35,2%), Wellenmuster (25,5%) und Interferenzfarben (18,9%) beobachtet werden. Diese Muster treten auch beim Menschen auf und sprechen für eine stabile, physiologische Lipidschicht von 40 bis 590 nm Dicke. Die Meibometrie mittels Meibometer® MB 550 wurde bei 56 Tieren durchgeführt (112 Augen) und betrug 299,47 MU (Meibom Units) � 170,4 MU. Die hier präsentierten Ergebnisse liegen deutlich über bisherigen Ergebnissen anderer Studien bei Menschen und Hunden. Zwar ließ sich die meibometrische Messung bei allen Probanden durchführen, eine starke Streuung der Ergebnisse sowohl im Tages- als auch im Wochenverlauf schließt die Reproduzierbarkeit dieser Methode derzeit aus. Die Ergebnisse der biochemischen Analyse des Meibom Sekrets mittels HPLC – MS (Hochdruckflüssigkeitschromatographie mit Massenspektrometrie) sind vielversprechend. Das Meibom Sekret ähnelt qualitativ stark dem des Menschen, jedoch sind quantitative Unterschiede festgestellt worden. Bei den im caninen MS erstmalig charakterisierten Lipiden handelt es sich um Cholesterol und Cholesterolester, Wachsester, Diacyl- und Triacylglycerine sowie sog. OAHFAs ((O-acyl)-omega- hydroxy- Fettsäuren). Beruhend auf den vorliegenden Ergebnissen dieser Arbeit sollten zukünftige Studien hinsichtlich der Lipidschicht des Tränenfilms nicht nur an gesunden sondern auch an erkrankten Tieren vorgenommen werden, um eine Differenzierung zwischen physiologischen und pathologischen Untersuchungsergebnissen sowohl auf klinisch-diagnostischer als auch auf biochemischer Ebene zu ermöglichen und so die Diagnostik und Therapie des evaporativen „trockenen Auges“ voranzutreiben.