Königsweg 65
14163 Berlin
+49 30 838 62261
klauentierklinik@vetmed.fu-berlin.de
Einleitung: Bei operativen Eingriffen vermitteln und erhalten Zytokine die inflammatorische Reaktion des Körpers. Nach aufwendigen Bauch-Operationen werden hauptsächlich die Zytokine Interleukin-1 (IL-1) und Tumor-Nekrose-Faktor-α (TNF-α) von aktivierten Makrophagen und Monozyten in den traumatisierten Geweben freigesetzt, die wiederum die Produktion und Freisetzung von weiteren Zytokinen wie Interleukin-6 (IL-6) stimulieren. In ihrer Gesamtheit führen diese Zytokine zur Produktion verschiedener Akut-Phase-Proteine und somit zur Akut-Phase-Reaktion des Körpers. Mit Einleitung dieser natürlichen Abwehrvorgänge zielt der Körper primär auf die Zerstörung von Mikroorganismen und die Inaktivierung von Toxinen und wirkt somit dem operativ-induzierten Stress entgegen. Der Vergleich der Zytokinexpression bei verschiedenen OP-Methoden bei linksseitiger Labmagenverlagerung des Rindes soll dazu dienen, eventuelle Vor- und Nachteile für den Patienten abzuwägen und seine Prognose aufzuzeigen. Die meisten humanmedizinischen Untersuchungen, die diesbezüglich laparotomische und laparoskopische Operationsmethoden miteinander verglichen haben, fanden bei laparoskopischen Eingriffen weniger Entzündungsprozesse und geringere Störung der unspezifischen Immunität als bei laparotomischen Operationen, wohingegen die systemischen, reaktiven Zytokinwerte im peripheren Blut deutlich niedriger lagen. Eine Dysregulation des Zytokingleichgewichts nach einem operativen Eingriff kann somit generell auf eventuell auftretende postoperative Komplikationen hindeuten. In einer Studie über die Heat Shock-Protein-Expression bei Patienten mit schwerer Sepsis fanden sich keine Unterschiede in der basalen Expression zwischen der Kontrollgruppe, Patienten mit schwerer Sepsis und Patienten nach schweren Operationen. wobei allerdings während einer Sepsis nicht auf einen zusätzlichen Stress mit einer adäquaten Hsp70-Antwort reagieren wurde, woraus eine gestörte Immunabwehr sowie eine erhöhte Infektionsrate resultierten.
Material und Methoden: Von 14 Rindern mit linksseitiger Labmagenverlagerung wurden neun Tiere mit Bauchschnitt von rechts (Omentopexie nach Hannover-Methode) und fünf Tiere laparoskopisch (Methode nach Janowitz) operiert. Als Kontrollgruppe diente eine Gruppe von sieben klinisch gesunden Kühen. Von jeder Kuh wurden Proben venösen Blutes entnommen und darin die Expression der Zytokine Interleukin-1 (IL-1), IL-6, IL-10 und Tumor-Nekrose-Faktor- (TNF-) sowie des induzierbaren Heat Shock-Proteins Hsp70 gemessen.
Ergebnisse: Der Vergleich von laparoskopischer und laparotomischer Methode zeigte signifikante Unterschiede im Expressionsmuster der Zytokine und des Hsp70, die auf einen erhöhten Zellstress nach der Omentopexie nach Hannover hinwiesen.
Schlussfolgerungen: Die Expressionsprofile der untersuchten Heat Shock-Proteine und Zytokine spiegeln zuverlässig die klinischen Konditionen der Tiere wider, wobei hier Vorgänge im Körper erfasst wurden, die sich unmittelbar vor der Probenentnahme abgespielt haben.