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Versuchsapparatur wurde die Skinner Box verwendet, die mit zwei Tasten ausgestattet war. Beim Betätigen der einen Taste erhielt das Versuchstier eine kleine sofort erhältliche Belohnung und beim Betätigen der anderen Taste, wurde die Belohnung erst nach einer Zeitverzögerung ausgegeben. Der erste Schritt der Methodenentwicklung war die Erfassung der versuchsrelevanten Parameter, auf denen die Methode aufgebaut wurde. Dazu wurden drei unterschiedliche Rattenstämme bzw. Zuchtlinien (Fischer/Winkelmann-, Wistar/Winkelmann-, und Wistar/BgVV-Ratten) verwendet. Bereits bei der Erfassung des ersten Versuchsparameters (die Anzahl der notwendigen Trainingstage bis zum Erlernen des Tastendrückens) zeigten sich deutliche Unterschiede im Lernverhalten zwischen den unterschiedlichen Rattenstämmen. Die Fischer/Winkelmann-Ratten wiesen im Vergleich zu den Wistar/Winkelmann- und Wistar/BgVV-Ratten einen sehr niedrigen Lernerfolg auf, welches einem geringen Explorationsverhalten zugeschrieben wurde. Das geringe Explorationsverhalten hing mit großer Wahrscheinlichkeit mit der Angst vor neuer Umgebung zusammen. Aufgrunddessen konnten die Fischer/Winkelmann-Ratten nicht mehr verwendet werden und wurden aus allen weiteren Versuchen ausgeschlossen. Weitere zu ermittelnde Versuchsparameter waren, die Dauer der täglichen Versuchszeit (Parameter II), die Anzahl der Futterpellets der großen Belohnung (Parameter III) und die maximale Zeitverzögerung vor Ausgabe der großen Belohnung (Parameter IV). Aus der Erfassung der versuchsrelevanten Parameter konnte gleichzeitig ein für die pharmakologische Untersuchung geeignetes Trainingsprogramm entwickelt werden, welches aus insgesamt drei aufeinanderfolgenden Lernphasen bestand. Das Absolvieren des Trainingsprogramms war eine Grundvoraussetzung für die Anwendung der delay of reinforcement-Methode. Die pharmakologischen Untersuchungen wurden an zwei unterschiedlichen Ratten-Zuchtlinien, Wistar/Winkelmann-und Wistar/BgVV-Ratten, durchgeführt. Bei den auserwählten Pharmaka handelte es sich um Clomipramin, Selegilin und Diazepam. Die Wistar/Winkelmann-Ratten zeigten nach Applikation des Clomipramins keine Verhaltensänderungen. Im Vergleich dazu nahm Clomipramin bei den Wistar/BgVV-Ratten Einfluß auf die Aktivität. Mit steigender Dosierung verminderte sich die Aktivität der Tiere. Clomipramin hatte allerdings weder bei den Wistar/Winkelmann- noch bei den Wistar/BgVV-Ratten Einfluß auf die Impulsivität. Selegilin erzielte bei den Wistar/BgVV-Ratten schon bei niedriger Dosierung eine Steigerung der Aktivität. Die Wistar/Winkelmann-Ratten zeigten erst nach Gabe einer mittleren Dosierung eine erhöhte Aktivität. Selegilin hatte keinerlei Wirkung auf die Impulsivität der Wistar/Winkelmann- und Wistar/BgVV-Ratten. Nach Applikation des Diazepams in der höchsten Dosierung wurde die Impulsivität der Wistar/Winkelmann-Ratten erhöht. Dagegen zeigten die Wistar/BgVV-Ratten nach Gabe des Diazepams auch in unterschiedlichen Dosierungen keinerlei Verhaltensänderungen. Diazepam hatte keine Wirkung auf die Impulsivität der Wistar/BgVV-Ratten. Die Ergebnisse zeigen, daß schon bei der Methodenentwicklung die Fischer-Ratten und die Wistar-Ratten ein ganz unterschiedliches Ausgangsverhalten aufwiesen. Ebenfalls deuten die Ergebnisse darauf hin, dass die Wistar/Winkelmann- und die Wistar/BgVV-Ratten unterschiedlich auf die Gabe der Pharmaka reagierten. Daher sollten Stammes-bzw. Zuchtlinienunterschiede bei zukünftigen Untersuchungen berücksichtigt werden.