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Um das Göttinger Minischwein als Versuchstier für endokrin-pharmakologische Fragestellungen einsetzen zu können, müssen die pharmakologischen Wirkungen der Substanzen auf den Zyklus der Tiere beurteilt werden können. In einem Vorversuch wurden zunächst Methoden auf ihre Anwendbarkeit und Aussagekraft geprüft, das Zyklusgeschehen an sechs weiblichen Minischweinen zu charakterisieren. Als geeignet erwiesen sich der natürliche Duldungsreflex, die Rötung/Schwellung der Vulva, die Beurteilung von Vaginalschleim, die Ultraschalluntersuchung der Ovarien sowie die Bestimmung der Plasmakonzentrationen von LH, FSH, 17-ß-Estradiol und Progesteron. In dem nachfolgenden Hauptversuch wurden 12 weibliche Tiere (1 Kontrollgruppe, 3 Dosisgruppen) über einen Zeitraum von 24 Tagen intramuskulär mit LNG, einem synthetischen Gestagen, behandelt. Ziel der Behandlung war es, die Ovulation der Tiere zu hemmen und die Schwellendosis für eine Ovulationshemmung zu ermitteln.
Als niedrigste pharmakologisch wirksame Dosis für eine Ovulationshemmung wurde 0,02 mg/kg/Tag LNG ermittelt. In der 0,002 mg/kg/Tag Dosisgruppe waren durch das Verhalten und die Veränderungen am äußeren Genital keine eindeutigen Brunstsymptome zu erkennen. Eine Ovulation konnte jedoch durch die Ultraschalluntersuchung, die Histologie der Ovarien sowie die Messung der Hormonkonzentrationen nach Ende des Versuchs bestätigt werden. In der 0,02 mg/kg/Tag und der 0,1 mg/kg/Tag LNG Dosisgruppe zeigten sowohl das Verhalten der Tiere wie auch alle übrigen Parameter eine eindeutige Unterbrechung des Sexualzyklus an, dass keine Ovulation stattfand. Dabei traten in der mittleren und hohen Dosisgruppe außer am Ovar auch substanzbedingte Effekte an Vagina und Uterus sowie bei den Organgewichten auf. Diese Ergebnisse korrelierten mit bereits bekannten Wirkungen bei anderen Spezies, wie z. B. der Ratte.
Das Tiermodell des Göttinger Minischweins erwies sich daher als sehr geeignet, pharmakologische Hormonwirkungen auf den Sexualzyklus des Göttinger Minischweins zu erfassen. Dies traf ebenfalls auf die Auswahl der Methoden zu, die eine zusätzliche Möglichkeit boten, gestagene Wirkungen von Hormonen und anderen Substanzen in toxikologischen Studien zu untersuchen.