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Fachbereich Veterinärmedizin


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    Der equine Virusabort:
    molekularbiologische und virologische Studien zur Verbreitung und Bedeutung von EHV-1, EHV-4 und EAV (2005)

    Art
    Hochschulschrift
    Autor
    Gerst, Sascha (WE 5)
    Quelle
    Berlin: Mensch-und-Buch-Verl., 2005 — IX, 102 Seiten
    ISBN: 3-86664-001-3
    Kontakt
    Institut für Virologie

    Robert-von-Ostertag-Str. 7-13
    14163 Berlin
    +49 30 838 51833
    virologie@vetmed.fu-berlin.de

    Abstract / Zusammenfassung

    In der vorliegenden Arbeit wurden Untersuchungen zur Pathogenese des Equinen Virusabortes durch EHV-1 und -4 durchgeführt. Dazu standen als Untersuchungsmaterial 49 formalinfixierte und in Paraffin eingebettete Plazenten natürlich infizierter Stuten aus Großbritannien zur Verfügung. Im Rahmen der routinemäßigen Abortdiagnostik am Institut für Virologie wurden eingesandte Abortsubstrate auf EHV-1, -4 und EAV untersucht. Methodisch kamen hier die PCR, die Virusisolierung und der Antigennachweis im Abklatschpräparat zum Einsatz. Die im Rahmen dieser Arbeit am Institut für Virologie der FU Berlin eingeführte EAV RT-PCR wurde auf ihre Sensitivität geprüft, indem Samenproben eines Hengstes der Klinik für Fortpflanzung der FU Berlin getestet wurden, denen zuvor verschiedene Konzentrationen von EAV zugesetzt wurden. Um weitere Rückschlüsse auf die Verbreitung von EAV zu erlangen, wurden 150 archivierte Serumproben eines deutschen Vollblutgestütes serologisch mittels Neutralisationstest untersucht. Beim Nachweis von EHV-1 und -4 in der Plazenta abortierter Feten natürlich infizierter Pferde mittels PCR, Immunhistochemie und in situ-Hybridisierung war erwartungsgemäß die PCR die sensitivste Methode. Die Plazenta ist ein wichtiger Bestandteil der Abortdiagnostik besonders dann, wenn fetale Organe nicht zur Verfügung stehen. Des weiteren zeigten die Ergebnisse, dass Untersuchungen an formalinfixierten und in Paraffin eingebetteten Geweben mittels PCR sehr gut funktionieren und sich somit auch über mehrere Jahre archivierte Proben zu untersuchen lohnen.
    Was die Pathogenese betrifft, so konnten Daten früherer Untersuchungen bestätigt werden. Die Tatsache, dass mittels in situ-Hybridisierung der Nachweis von EHV-1 und -4 DNA im Trophoblastepithel der Plazenta gelang, lässt die Vermutung einer Infektion der Endothelzellen der Choriongefäße von Zelle zu Zelle zu, die sich im weiteren auf die fetalen Organe ausbreitet. Bei Untersuchungen von Abortsubstraten, die zur EHV-1-, -4- und EAV-Abklärung an das Institut für Virologie gelangten, wurde in einem von elf Fällen eine Doppelinfektion mit EHV-1 und EHV-4 und in einem Fall mittels PCR EHV-4 allein nachgewiesen, womit die Beteiligung von EHV-4 am Abortgeschehen gezeigt werden konnte.
    In keinem der Fälle ergaben die Ergebnisse von RT-PCR, Virusisolierung und Antigennachweis im Abklatschpräparat Hinweise auf eine EAV-Infektion. Die Ergebnisse der im Rahmen dieser Arbeit am Institut eingeführten RT-PCR und die des Antigennachweises im Abklatschpräparat müssen jedoch kritisch interpretiert werden, weil 67 Zusammenfassung Vergleichsuntersuchungen an positivem Referenzmaterial fehlen. Der Einsatz von mit EAV infizierten Verozellen brachte bei beiden Tests allerdings immer eindeutig positive Ergebnisse hervor. Mit Hilfe der RT-PCR zum Nachweis für EAV, wie sie auch im Rahmen der Abortdiagnostik eingesetzt wurde, gelang es, in Samenproben, die mit verschiedenen Konzentrationen von EAV versetzt wurden, noch positive Ergebnisse bei einer Viruskonzentration von 10 PFU/ml hervorzubringen. Damit liegt die Sensitivität dieser Methode durchaus in einem Bereich, wie er auch von anderen Autoren in früheren Arbeiten beschrieben wurde. Bei der serologischen Untersuchung archivierter Serumproben auf gegen EAV gerichtete neutralisierende Antikörper zeigten sechs (4%) von 150 Stuten einen erhöhter Titer. EAV ist in der lokalen Pferdepopulation verbreitet und darf als potentieller Aborterreger in der Zucht nicht vernachlässigt bzw. unterschätzt werden.
    Es konnten in dieser Arbeit bezüglich des Infektionsweges von EHV-1 und -4 Daten anderer Untersucher bestätigt und neue Aspekte aufgedeckt werden. Methoden zur EAV Diagnostik gelang es, unter gegebenen Laborbedingungen am Institut zu etablieren. Auch die Verbreitung von EAV konnte an nur einem Beispiel gezeigt werden. Die Ergebnisse sollten Anlass für weitere Arbeiten zur Klärung der Pathogenese des durch EHV-1 und -4 induzierten Abortes geben. Ferner sind Forschungsarbeiten auf dem Gebiet der Verbreitung von EAV in der (lokalen) Pferdepopulation gefragt, als Basis einer erfolgreichen Bekämpfung und Prophylaxe.