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Die primäre immunhämolytische Anämie (pIHA) und primäre immunbedingte
Thrombozytopenie (pITP) sind Autoimmunerkrankungen
mit ungeklärter Ätiologie. Eine Prädisposition bestimmter
Rassen wie Cocker Spaniel und Irish Red Setter lässt vermuten, dass
neben Umweltfaktoren genetische Komponenten eine Rolle spielen.
In der Humanmedizin wurde neben einem familiären Auftreten ein Zusammenhang zwischen Allelen des Major Histocompatibility
Complex (MHC) und der pIHA sowie pITP gefunden. Studien stellten
ein gehäuftes Vorkommen von bestimmten MHC II-Allelen bei
an pIHA erkrankten Hunden fest.
Ziele der vorliegenden Studie waren: a) Durchführung einer
Segregationsanalyse anhand einer Cocker-Spaniel- und Irish-Red-
Setter-Familie mit gehäuftem Vorkommen von pIHA/pITP; b)
Nachweis, ob bestimmte kanine MHC-Allele (DLA; dog leukocyte
antigen) eine Prädisposition für die kanine pIHA und pITP darstellen;
c) Definition einer möglichen Risikogruppe für pIHA/pITP anhand
von MHC-Allelen.
Für die Segregationsanalyse wurden 5 Pedigrees anhand von
Züchterinformationen erstellt. Die statistische Berechnung erfolgte
mittels jPAP-Software. DNA wurde isoliert, die codierenden und
flankierenden nicht-codierenden Regionen des MHC I (DLA-12,
DLA-64 und DLA-79) und MHC II (DLA-DRA, DLA-DRB, DLADQA
und DLA-DQB) wurden bei kranken (n = 15) und gesunden
(n = 16) Cocker Spanieln und Irish Settern sowie einigen Fremdrassen
(n = 9), die als Kontrollgruppe dienten, sequenziert. Das
Alignment und statistische Analysen erfolgten mithilfe der Software
BIOEDIT und SPSS.
Die Auswertung der Cocker Spaniel- und Irish Setter-Pedigrees
ergab Hinweise auf eine autosomal-dominante Vererbung der
pIHA/pITP mit geringer Penetranz. Eine Vielzahl von Polymorphismen
wurde bei allen Rassen und innerhalb beider Familien gefunden.
Im MHC II waren hauptsächlich die beiden Haplotypen
DQA*005011/DQB*00701/DRB*00601 und DQA*00101/DQB*
00201/DRB*00103 vertreten. Ein kranker Cocker Spaniel und ein
gesunder Irish Setter wiesen eine deutlich Heterozygotie im DQA
auf. Im MHC I wurden beim DLA-12 sechs, beim DLA-64 neun und
beim DLA-79 sieben Polymorphismen im codierenden Bereich gefunden.
Sowohl im MHC I als auch im MHC II war es im Rahmen
der untersuchten Stichprobe nicht möglich, einen Polymorphismus
bzw. einen Haplotypen aufzuzeigen, der statistisch signifikant gehäuft
bei kranken Hunden auftrat. Im Umkehrschluss konnte eine
protektive Wirkung bestimmter Haplotypen nicht ermittelt werden.
Demgegenüber war eine deutliche rassenassoziierte Allelverteilung
sowohl im MHC I als auch im MHC II zu finden.
Nachfolgende Studien sollten die Testung einer größeren Anzahl
von erkrankten Hunden sowie die Untersuchung weiterer Komponenten
des Immunsystems beinhalten.