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Das Ziel einer Metaanalyse ist,
Ergebnisse vergleichbarer Studien zu einer Fragestellung mit quantitativen, statistischen Mitteln auszuwerten und
übergreifende Schlussfolgerungen zu ziehen. So können beispielsweise Behandlungseffekte nachgewiesen und
quantifiziert oder widerlegt werden.
Mittlerweile wurden von unterschiedlichen Institutionen Vorgaben für die Erstellung von Metaanalysen erstellt. Die
Bekannteste Organisation auf dem Gebiet der Metaanalysen und Evidenzbasierten Medizin (EBM) ist die Cochrane
Collaboration (http://www.cochrane.de). Diese Organisation bietet unter anderem Weiterbildungen zur EBM an
und verwaltet die so genannte Cochrane Library, in der seit 1992 mehr als 2200 Metaanalysen gesammelt werden.
Weiterhin werden in einem weiteren Register kontrollierte klinische Studien dokumentiert.
Im Internet oder auf CD-Rom kann der interessierte Humanmediziner die Ergebnisse kostenpflichtig einsehen und
für die Entscheidungsfindung nutzen. Behilflich dabei sind ihm geeignete Suchmechanismen, mit denen er gezielt
nach den gewünschten Informationen suchen kann.
Metaanalysen in der Veterinärmedizin
In der Veterinärmedizin sind bisher nur etwa 40 Metaanalysen durchgeführt worden. Eine Literaturliste mit diesen
Metaanalysen finden Sie auf der Website www.buiatrik.de. Der Großteil beschäftigt sich mit Fragestellungen rund
um das Rind.
Dies ist zum einen darin begründet, dass zu gleichen Fragestellungen bei weiteren Tierarten bisher meist nur
wenige randomisierte, kontrollierte Studien durchgeführt worden sind. Für die Erstellung aussagekräftiger
Metaanalysen ist jedoch die Einbeziehung einer Vielzahl hochwertiger Studien nötig.
Es ist dabei zu berücksichtigen, dass die Konzeption geeigneter Studien und die exakte Durchführung nach dem
Versuchsprotokoll in der Veterinärmedizin auf viele Schwierigkeiten stoßen können. Zu nennen sind vor allem die
hohen Kosten und die oft nicht ausreichende Patientenzahl. Dennoch ist zu erwarten, dass künftig auch in der
Veterinärmedizin hochwertige Studien an Bedeutung gewinnen werden.
Ein weiterer Grund für den Mangel an Metaanalysen in der Veterinärmedizin ist, dass auf diesem Fachgebiet bisher
kaum eine systematische Aufarbeitung von vorhandenen hochwertigen wissenschaftlichen Ergebnissen stattfindet.
Für eine adäquate Auswertung wäre die Einrichtung von Expertenkommissionen nötig, die anhand festgelegter
Kriterien geeignete Studien auswählen und umfassend auswerten. Die Erstellung und stetige Aktualisierung der
Informationen wird jedoch einen beachtlichen logistischen und finanziellen Aufwand bedeuten.
Diskussion
Metaanalysen werden derzeit kontrovers diskutiert. Eine Untersuchung von Jefferson et al. (2002) ergab, dass
auch Metaanalysen beträchtliche Schwachstellen in der Methodik und in der Berichterstattung aufweisen können.
Während vieler der oben aufgeführten Arbeitsschritte können Fehler auftreten. Beispielsweise bei der
Studienauswahl und der statistischen Auswertung.
Daher ist es bedeutsam, einem klar formulierten Studienprotokoll zu folgen, welches Fehlermöglichkeiten
möglichst minimiert. Dennoch wird oft kritisiert, dass nicht ausgeschlossen werden kann, dass Studien
unterschiedlicher Qualität und nicht ganz identischen Designs miteinander in Beziehung gesetzt werden
(Brosteanu und Löffler, 1998). Daher ist es unabdingbar, dass die durchführenden Personen weitgehende
Erfahrungen auf dem Fachgebiet besitzen, zu dem die Metaanalyse erstellt werden soll. Nur so können die
Vergleichbarkeit von Studien und der Bezug der Ergebnisse zur Praxis gewissenhaft eingeschätzt werden.
Wichtig ist ebenfalls, sich stets bewusst zu machen, dass die Ergebnisse von Metaanalysen kein abschließendes
Ergebnis darstellen. In regelmäßigen Abständen müssen neue Studienergebnisse eingebunden werden, sodass
sich Ergebnisse weiter verfestigen oder verschieben können. Metaanalysen sind stets von retrospektiver Natur.
Aufgrund aller dieser Kritikpunkte empfehlen SACKETT et al. (1996), das Konzept der Evidenz-Basierten Medizin
nicht mit dem strengen Befolgen eines ?Kochrezeptes? zu verbinden.
Künftig wird dennoch die weitere Etablierung der Metaanalysen in der Veterinärmedizin die Wissenschaft effektiver
und hochwertiger gestalten. Der wissenschaftlich tätige Tierarzt könnte sich über den aktuellen Forschungsstand
und möglichen Forschungsbedarf informieren. Dem praktisch tätigen Tierarzt würde die Möglichkeit eröffnet, die
Informationen als verlässliche Entscheidungshilfe für die zu verwendende Intervention an seinen klinischen
Patienten zu nutzen.
Diese wertvollen Informationen sollten die klinischen Erfahrungen der Tierärzte nicht ersetzen sondern ergänzen.