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Fachbereich Veterinärmedizin


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    Publikationsdatenbank

    Metaanalysen in der Veterinärmedizin (2007)

    Art
    Vortrag
    Autoren
    Arlt, S.
    Dicty, V.
    Heuwieser, W.
    Kongress
    Tagung Deutsche Buiatrische Gesellschaft - DVG
    Fulda, 18. – 19.05.2007
    Quelle
    Tagung Deutsche Buiatrische Gesellschaft - DVG
    Gießen: DVG Service GmbH, 2007 — S. 44–47
    Kontakt
    Tierklinik für Fortpflanzung

    Königsweg 65
    Haus 27
    14163 Berlin
    +49 30 838 62618
    fortpflanzungsklinik@vetmed.fu-berlin.de

    Abstract / Zusammenfassung

    Das Ziel einer Metaanalyse ist,
    Ergebnisse vergleichbarer Studien zu einer Fragestellung mit quantitativen, statistischen Mitteln auszuwerten und
    übergreifende Schlussfolgerungen zu ziehen. So können beispielsweise Behandlungseffekte nachgewiesen und
    quantifiziert oder widerlegt werden.
    Mittlerweile wurden von unterschiedlichen Institutionen Vorgaben für die Erstellung von Metaanalysen erstellt. Die
    Bekannteste Organisation auf dem Gebiet der Metaanalysen und Evidenzbasierten Medizin (EBM) ist die Cochrane
    Collaboration (http://www.cochrane.de). Diese Organisation bietet unter anderem Weiterbildungen zur EBM an
    und verwaltet die so genannte Cochrane Library, in der seit 1992 mehr als 2200 Metaanalysen gesammelt werden.
    Weiterhin werden in einem weiteren Register kontrollierte klinische Studien dokumentiert.
    Im Internet oder auf CD-Rom kann der interessierte Humanmediziner die Ergebnisse kostenpflichtig einsehen und
    für die Entscheidungsfindung nutzen. Behilflich dabei sind ihm geeignete Suchmechanismen, mit denen er gezielt
    nach den gewünschten Informationen suchen kann.
    Metaanalysen in der Veterinärmedizin
    In der Veterinärmedizin sind bisher nur etwa 40 Metaanalysen durchgeführt worden. Eine Literaturliste mit diesen
    Metaanalysen finden Sie auf der Website www.buiatrik.de. Der Großteil beschäftigt sich mit Fragestellungen rund
    um das Rind.
    Dies ist zum einen darin begründet, dass zu gleichen Fragestellungen bei weiteren Tierarten bisher meist nur
    wenige randomisierte, kontrollierte Studien durchgeführt worden sind. Für die Erstellung aussagekräftiger
    Metaanalysen ist jedoch die Einbeziehung einer Vielzahl hochwertiger Studien nötig.
    Es ist dabei zu berücksichtigen, dass die Konzeption geeigneter Studien und die exakte Durchführung nach dem
    Versuchsprotokoll in der Veterinärmedizin auf viele Schwierigkeiten stoßen können. Zu nennen sind vor allem die
    hohen Kosten und die oft nicht ausreichende Patientenzahl. Dennoch ist zu erwarten, dass künftig auch in der
    Veterinärmedizin hochwertige Studien an Bedeutung gewinnen werden.
    Ein weiterer Grund für den Mangel an Metaanalysen in der Veterinärmedizin ist, dass auf diesem Fachgebiet bisher
    kaum eine systematische Aufarbeitung von vorhandenen hochwertigen wissenschaftlichen Ergebnissen stattfindet.
    Für eine adäquate Auswertung wäre die Einrichtung von Expertenkommissionen nötig, die anhand festgelegter
    Kriterien geeignete Studien auswählen und umfassend auswerten. Die Erstellung und stetige Aktualisierung der
    Informationen wird jedoch einen beachtlichen logistischen und finanziellen Aufwand bedeuten.
    Diskussion
    Metaanalysen werden derzeit kontrovers diskutiert. Eine Untersuchung von Jefferson et al. (2002) ergab, dass
    auch Metaanalysen beträchtliche Schwachstellen in der Methodik und in der Berichterstattung aufweisen können.
    Während vieler der oben aufgeführten Arbeitsschritte können Fehler auftreten. Beispielsweise bei der
    Studienauswahl und der statistischen Auswertung.
    Daher ist es bedeutsam, einem klar formulierten Studienprotokoll zu folgen, welches Fehlermöglichkeiten
    möglichst minimiert. Dennoch wird oft kritisiert, dass nicht ausgeschlossen werden kann, dass Studien
    unterschiedlicher Qualität und nicht ganz identischen Designs miteinander in Beziehung gesetzt werden
    (Brosteanu und Löffler, 1998). Daher ist es unabdingbar, dass die durchführenden Personen weitgehende
    Erfahrungen auf dem Fachgebiet besitzen, zu dem die Metaanalyse erstellt werden soll. Nur so können die
    Vergleichbarkeit von Studien und der Bezug der Ergebnisse zur Praxis gewissenhaft eingeschätzt werden.
    Wichtig ist ebenfalls, sich stets bewusst zu machen, dass die Ergebnisse von Metaanalysen kein abschließendes
    Ergebnis darstellen. In regelmäßigen Abständen müssen neue Studienergebnisse eingebunden werden, sodass
    sich Ergebnisse weiter verfestigen oder verschieben können. Metaanalysen sind stets von retrospektiver Natur.
    Aufgrund aller dieser Kritikpunkte empfehlen SACKETT et al. (1996), das Konzept der Evidenz-Basierten Medizin
    nicht mit dem strengen Befolgen eines ?Kochrezeptes? zu verbinden.
    Künftig wird dennoch die weitere Etablierung der Metaanalysen in der Veterinärmedizin die Wissenschaft effektiver
    und hochwertiger gestalten. Der wissenschaftlich tätige Tierarzt könnte sich über den aktuellen Forschungsstand
    und möglichen Forschungsbedarf informieren. Dem praktisch tätigen Tierarzt würde die Möglichkeit eröffnet, die
    Informationen als verlässliche Entscheidungshilfe für die zu verwendende Intervention an seinen klinischen
    Patienten zu nutzen.
    Diese wertvollen Informationen sollten die klinischen Erfahrungen der Tierärzte nicht ersetzen sondern ergänzen.