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Das Ziel der Arbeit bestand in der Charakterisierung der Virulenz von 3 KSPV-Feldisolaten, die in den 1990er Jahren vom Schwarzwild in den Bundesländern Mecklenburg-Vorpommern bzw. Brandenburg isoliert wurden. Neben der in vivo-Charakterisierung der Isolate vom Genotyp 2.3 Rostock (2 Isolate aus Mecklenburg-Vorpommern) sowie 2.3 Güstrow (1 Isolat aus Brandenburg) sollten dabei auch in vitro-Methoden auf ihre Eignung zur Identifizierung des Virulenzgrades hin überprüft werden. Die tierexperimentellen Studien zur Pathogenitätseinstufung der KSPV-Isolate erfolgten jeweils an Haus- und Wildschweinen, um dem Einfluss von Wirtsfaktoren auf das Krankheitsbild Rechnung zu tragen und eventuelle Unterschiede im Krankheitsverlauf bei den beiden Schweinearten herauszuarbeiten. Auf Grund von Verlaufsform und Schweregrad der KSPV-Infektion wurde der Virulenzgrad des Infektionsvirus für jedes einzelne Tier sowie zusammenfassend für die jeweilige Schweineart festgelegt. Bei allen infizierten Hausschweinen, unabhängig vom eingesetzten Feldvirusisolat, verlief die Erkrankung subakut mit letalem Ausgang. Die 3 untersuchten Feldisolate erwiesen sich somit bei allen Hausschweinen als hochvirulent. Im Gegensatz dazu traten bei den Wildschweinen teilweise stark variierende Krankheitsverläufe auf. Ein Tier zeigte dabei ein chronisches Geschehen mit über den gesamten Versuchszeitraum persistierender Virämie und Virusausscheidung. Die zu charakterisierenden Isolate wurden auf Grund der unterschiedlichen Verläufe als insgesamt moderatvirulent für Wildschweine eingestuft. Mögliche Ursachen für die beobachteten Virulenzunterschiede zwischen den Wildschweinen bzw. zwischen Haus- und Wildschweinen sowie die Bedeutung chronischer Verlaufsformen bei Wildschweinen für das Seuchengeschehen im Feld werden diskutiert. Die Ergebnisse verdeutlichen die Abhängigkeit des Erscheinungsbildes der KSP von den Eigenschaften des Wirtes. In die Verfahren zur in vitro-Charakterisierung wurden zu Vergleichszwecken zusätzlich mehrere ältere Laborstämme vom Genotyp 1.1 mit unterschiedlichen Virulenzgraden einbezogen sowie ein weiteres in vivo schwachvirulentes Feldisolat des Genotypes 2.3 vom Schwarzwild. Bei der Durchführung von Ein-Schritt-Wachstumskinetiken ergab sich eine deutliche Beziehung zwischen der Vermehrung in vitro und der Zuordnung der Stämme und Isolate zu den verschiedenen Genotypen 1.1 bzw. 2.3. Eine Verbindung der zur Auswertung herangezogenen Kriterien zur Virulenz der Viren lag hingegen nicht vor. Die Analyse der Expression des Glykoproteins E2 im Verlauf der Wachstumskinetiken spiegelte ebenfalls eine Abhängigkeit vom Genotyp der betreffenden Viren, jedoch nicht vom in vivo gezeigten Virulenzgrad wider. Bei der Bestimmung von Plaquegrößen in infizierten Zellkulturen wurden keine Unterschiede zwischen den untersuchten KSPV festgestellt. Die in der Arbeit angewandten in vitro-Techniken ermöglichten entweder keine Einteilung der untersuchten Viren oder ließen Übereinstimmungen zwischen den jeweils genetisch enger verwandten KSPV, jedoch nicht zwischen Viren mit vergleichbarem Virulenzgrad erkennen. Zur Charakterisierung der Virulenz erwies sich somit das Tierexperiment von den hier untersuchten Methoden als die am besten geeignete.