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In der vorliegenden Arbeit wurden Untersuchungen zur neurologischen Verlaufsform der EHV-1 Infektion des Pferdes durchgeführt. Hierzu wurde zum einen die Bedeutung zirkulierender Immunkomplexe untersucht und zum anderen der Gewebetropismus von EHV-1 im zentralen Nervensystem bei Pferden und zum Vergleich bei Mäusen untersucht.
Die Diagnostik von EHV-9 und der Vergleich dieses neurotropen Virus mit EHV-1 und EHV-4 war weiterer Bestandteil der Arbeit.
Die Bedeutung von zirkulierenden Immunkomplexen wurde anhand von 102 Serumproben von Pferden mit und ohne herpesbedingte neurologische Erkrankung analysiert. Die Immunkomplexe konnten mithilfe eines von mir aufgebauten ELISAs gemessen werden. Es wurde gezeigt, dass bei Pferden mit hohen Antikörpertitern gegen EHV-1 auch signifikant häufiger zirkulierende Immunkomplexe gemessen werden können. Es gab dabei keinen Zusammenhang zwischen den Tieren mit vorberichtlicher „Ataxie“ und den Tieren ohne neurologische Erkrankung. In Bezug auf die Impfung von Pferden gegen EHV-1/-4 zeigte sich, dass bei den geimpften Tieren mit hohen NT-Antikörpertitern häufig zirkulierende Immunkomplexe nachzuweisen sind, der Unterschied zu den nicht geimpften Tieren mit hohen NT-Antikörpertitern ist jedoch statistisch nicht relevant. Zudem konnte dargestellt werden, dass es mit zunehmendem Alter der Pferde auch eine Zunahme der IC positiven Tiere gibt.
Auch wenn der Nachweis von zirkulierenden Immunkomplexen im Blut von Pferden anhand der hier untersuchten Proben erstmal keinen konkreten Zusammenhang mit der neurologischen Verlaufsform der EHV-1 Infektion zeigte, sollte in Folgestudien deren Bedeutung weiterführend untersucht werden. Hier wäre z. B. der in situ Nachweis von Immunkomplexen direkt in den betroffenen Endothelgeweben des zentralen Nervensystems von Interesse. In weiteren Untersuchungen zur Bedeutung von zirkulierenden Immunkomplexen könnte die genauere Bedeutung von EHV- 4, sowie ein insgesamt größere Probenzahl aufschlussreiche Ergebnisse liefern.
Bei den Untersuchungen zum Tropismus von EHV-1 in Geweben des zentralen Nervensystems konnte EHV-1 mit der PCR in Teilen des Gehirns sowie des Rückenmarks gefunden werden. Bei den Pferden mit dem Verdacht auf die neurologische Form der EHV-1 Infektion war der Virusgenomnachweis bei 21 von 49 Proben positiv. Bei den 63 untersuchten Proben von nicht erkrankten Schlachthofpferden konnte in keinem Fall EHV-1 im ZNS nachgewiesen werden. Bei den experimentell infizierten Pferden konnte EHV-1 auch mit der in situ–Hybridisierung im ZNS gezeigt werden. Dabei konnte der Endotheliotropismus für EHV-1 bestätigt werden.
Bei den experimentell infizierten Mausgeweben war sowohl mit der PCR, als auch der ISH EHV-1 in ZNS Geweben zu detektieren. Hier konnte in 9 von 20 Proben per PCR und in 6 Gewebeschnitten mit der in situ-Hybridisierung EHV-1 DNA detektiert werden. Ein Endotheliotropismus war hier nicht zu bestätigen, vielmehr fand eine multifokale Infektion neuronalen Gewebes statt.
Bei den 2 untersuchten Feten konnte im ZNS sowohl ein Endotheliotropismus, als auch die multifokale Infektion von neuronalen Zellen gezeigt werden.
EHV-4 konnte in den Untersuchungen zum Gewebetropismus in keinem Fall im Zusammenhang mit der neurologischen Verlaufsform der EHV-Infektion gefunden werden.
Das equine Herpesvirus 9 wurde im Vergleich zu EHV-1 und EHV-4 untersucht. Dabei zeigten sich Unterschiede im Wachstumsverhalten von EHV-9 zu EHV-1 insbesondere auf Vero- und JK Milzzellen. EHV-4 war im Wachstumsverhalten am deutlichsten von den anderen beiden Viren abzugrenzen. Die REA konnten feine Unterschiede von EHV-9 und EHV-1 im Restriktionsenzymmuster zeigen. Mit der Kombination von EHV-9- und EHV-1 PCR war eine Abgrenzung dieser beiden Viren voneinander erfolgen.
Alle drei hier aufgeführten Untersuchungen zu dem neurotropen Virus EHV-9 zeigen dessen nahe Verwandtschaft zu EHV-1 und grenzt es deutlich ab von EHV-4.