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Die alleinige Beurteilung der Spermienmotilität lässt keine sichere Prognose hinsichtlich
der Befruchtungsfähigkeit von Hengstsperma zu. In der vorliegenden Untersuchung
sollte daher die Eignung des Mukuspenetrationstests und der Bestimmung
der Akrosinaktivität mittels Gelatinolyse für die Prüfung der Gefriertauglichkeit von
Hengstsperma untersucht werden. In einem Vorversuch an drei Hengsten erwies
sich die Durchführbarkeit beider Testverfahren.
Im Hauptversuch wurden 25 Ejakulate von 13 Hengsten (10 Warmblut, 2 Vollblut, 1
Traber) im Alter von 5 bis 21 Jahren untersucht. Das Nativsperma der Hengste zeigte
einen durchschnittlichen Anteil von 31,6 ± 10,7% vorwärtsbeweglicher Spermien,
der nach dem Tiefgefrieren auf 19,6 ± 13,6% abgesunken war. Der Unterschied zwischen
beiden Werten war statistisch signifikant (p < 0,05), es bestand aber kein Zusammenhang
zwischen der Motilität vor und nach der Kryokonservierung.
Mit Hilfe des Mukuspenetrationstests wurde eine signifikante Reduktion der Penetrationsstrecke durch das Tiefgefrieren nachgewiesen (Nativsperma: 48,5 ± 20,9 mm,
verdünntes Sperma: 55,5 ± 19,3 mm, Tiefgefriersperma: 35,5 ± 31,9 mm, p < 0,001).
Die Werte vor und nach dem Gefrieren waren zudem positiv miteinander korreliert (R
= 0,076, p < 0,001). Zum prozentualen Anteil vorwärtsbeweglicher Spermien bestand
eine positive Korrelation lediglich für das Tiefgefriersperma.
Auch mittels der Akrosinbestimmung durch Gelatinolyse wurden signifikante Unterschiede
zwischen Nativ- bzw. verdünntem Sperma und Tiefgefriersperma aufgezeigt.
Der Anteil an Spermatozoen, die eine Lysisaktivität zeigten, betrug im Nativsperma
63,2 ± 19,1%, im verdünnten Sperma 63,8 ± 19,1% und im aufgetauten Sperma
45,3 ± 21,9%. Es bestand keine Korrelation zwischen den Werten vor und nach dem
Tiefgefrieren. Im Vergleich mit der Motilitätsprüfung zeigte sich lediglich für das aufgetaute Sperma eine positive Korrelation. Die Messungen des Halodurchmessers
ergaben weder Wechselbeziehungen zwischen den Werten vor und nach dem Tiefgefrieren
noch zur Spermienmotilität.
Zusammenfassend konnte sowohl die Messung der Penetrationsstrecke beim Mukuspenetrationstest als auch die Bestimmung des Anteils lysisaktiver Spermatozoen
mittels Gelatinolyse Unterschiede zwischen Nativ- und Tiefgefriersperma aufdecken.
Diese Verfahren eignen sich folglich für die Prüfung der Gefriertauglichkeit von
Hengstsperma. Zur Festlegung von standardisierten Mindestanforderungen an ge67
friergeeignetes Hengstsperma sind weitere Testreihen mit grösseren Tierzahlen
sinnvoll.