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In der vorliegenden Arbeit wurde die Einsatzfähigkeit der Farbmessung zur objektiven Bestimmung von Farbabweichungen im Fettgewebe von Schweineschlachttierkörpern geprüft. Als Ergebnis konnte ein Verfahren für die sichere, schnelle und somit kostengünstige Ikterusdiagnostik in der Schweineschlachtung entwickelt werden.
Die Auswertung der Fleischuntersuchungsstatistik eines Schlachthofes von 1994 bis 2000 zeigte, dass 4,45% aller untauglich beurteilten Schweineschlachttierkörper wegen der Ausprägung eines Ikterus verworfen wurden. Bei der visuellen Beurteilung unmittelbar nach der Schlachtung wurden 11,57% davon falsch positiv beurteilt. Diese Beurteilung wurde nach 24-stündiger Beschlagnahme und erneuter Beurteilung korrigiert. Diese Studie zeigte, dass der Ikterus einen nicht zu unterschätzenden Anteil am gesamten Verwurf hat. Die Entwicklung und Erprobung eines objektiven Verfahrens zur Ikterusdiagnostik ist damit gerechtfertigt.
Als objektive Verfahren zur Farbmessung stehen derzeit die Spektrophotometrie und das Dreibereichsverfahren zur Verfügung. Beide Verfahren wurden auf ihre Tauglichkeit für die Ikterusschnelldiagnose getestet. Die spektrophotometrischen Untersuchungen erfolgten mit dem Spektrophotometer CM 100 der Firma Shimadzu. Die Farbmessungen nach dem Dreibereichsverfahren wurden mit dem Chromameter CR 300 der Firma Minolta durchgeführt.
In den Vorversuchen zur Spektrophotometrie wurden die Proben der zu untersuchenden Pigmente nach der AVVFlH (Alkohol/Ether-Probe) aufbereitet. Die Spektrophotometrie ermöglicht die Unterscheidung von zweigipfligen Spektren der Karotine und eingipfligen Spektren der Gallenfarbstoffe. Für die Entwicklung eines Schnelltests ist die Spekrophotometrie ungeeignet, da die Probenaufbereitung zu zeit- und kostenintensiv ist. Der Einsatz der Spektrophotometrie könnte zur Objektivierung der Amtlichen Methode beitragen, da die zu untersuchenden Lösungen einer exakten Messung unterworfen und nicht subjektiv beurteilt werden.
Die Vorversuche mit dem Chromameter CR 300 der Firma Minolta zeigten, dass eine Unterscheidung der Pigmente mittels Farbmessung schnell und ohne zusätzliche Laborarbeit möglich ist.
Nachfolgende Messungen an tauglich beurteiltem Schweinefettgewebe von je 54 Mastsauen, Mastborgen und Zuchtsauen zeigten unterschiedliche Farbparameter für die einzelnen Gruppen. Aus den gemessenen Werten von Mastsauen und Mastborgen wurde folgender Mastschwein-Standard für die Farbe von Schweinefettgewebe (Mittelwert ± Standardabweichung) ermittelt:
L* = 67,81 ± 2,55; a* = 2,43 ± 0,66;
b* = 2,93 ± 0,69; C* = 3,85 ± 0,76;
H* = 50,18 ± 8,78.
In nachfolgenden Untersuchungen wurden 54 Schlachttierkörper von Ebern, einschließlich Binnenebern und Zwittern, gemessen. Eberfett ist mit einem Helligkeitswert von L* = 78,85 wesentlich heller als taugliches Fettgewebe. Es kann somit sicher von diesem unterschieden werden.
Die farbmetrischen Untersuchungen von 54 ikterischen Schlachttierkörpern ergaben, dass sich ikterisches Fett sicher in allen Farbwerten (Mittelwert ± Standardabweichung) von tauglichem Fett unterscheidet:
L* = 77,24 ± 3,05; a* = 0,92 ± 1,14;
b* = 8,48 ± 3,00; C* = 8,64 ± 3,00;
H° = 82,83 ± 9,36
Nur im Vergleich mit Eberfett weist es einen ähnlichen Wert für die Helligkeit L* auf.
Zur Anwendung der Farbmessung als Ikterusschnelltest wurden aus den o.g. Farbwerten Grenzwerte für die Helligkeit L* = 72,3 und den Gelbanteil b1* = 4,6 (mit Identifikation der Eber) oder b2* = 5 (ohne Identifikation der Eber) berechnet. Ein Ikterus liegt vor, wenn beide Grenzwerte überschritten werden.
Die Farbmessung mit dem Chromameter CR 300 der Firma Minolta ist in Verbindung mit den o.g. Grenzwerten zur Durchführung eines Ikterusschnelltestes an schlachtfrischen Schweineschlachttierkörpern geeignet.
Weitere Untersuchungen zeigten den Einfluss von technologischen Faktoren wie Zeit, Kühlung und schlachtbedingte Auflagerungen auf die Fettfarbe.