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Fachbereich Veterinärmedizin


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    Etablierung eines in vitro Modells des caninen malignen Hämangioendothelioms (2009)

    Art
    Hochschulschrift
    Autor
    Kühn, Detlef (WE 1)
    Quelle
    Berlin: Mensch und Buch Verlag, 2009 — IV, 111 Seiten
    ISBN: 978-3-86664-670-4
    Verweise
    URL (Volltext): https://refubium.fu-berlin.de/handle/fub188/1831
    Kontakt
    Institut für Veterinär-Anatomie

    Koserstr. 20
    14195 Berlin
    +49 30 838 75784
    anatomie@vetmed.fu-berlin.de

    Abstract / Zusammenfassung

    Das maligne Hämangioendotheliom ist eine häufige viszerale Tumorform des Hundes. Es ist ein hochmaligner Tumor der Blutgefäße, der von deren Endothelzellen abstammt. Aufgrund des aggressiven Verhaltens des Tumors ist eine kurative Therapie in der Regel nicht möglich, generell ist die Prognose schlecht. Nach Diagnose der Erkrankung leben nur wenige der Patienten länger als ein Jahr. Methoden zur Früherkennung gibt es derzeit nicht.
    Ziel dieser Arbeit war es ein in vitro Modell des malignen Hämangioendothelioms zu etablieren. Hierfür sollten Zellen des Tumors isoliert, identifiziert und charakterisiert werden. Das Modell soll einerseits dazu dienen neue Erkenntnisse zur zellulären Entstehung dieses hochmalignen Tumors zu gewinnen und andererseits künftig die Prüfung neuer Chemotherapeutika mit einem Minimum an Tierversuchen zu ermöglichen.

    Da die Milz bevorzugte und häufigste Entstehungslokalisation des Tumors ist, wurde neoplastisch entartetes Milzgewebe mehrerer Hunde in vitro kultiviert. Zum Vergleich wurden auch Endothelzellen aus einer gesunden Milz isoliert.

    Es wurde eine Strategie zur Identifizierung der Zellen erarbeitet. Diese setzte sich aus folgenden Arbeitsschritten zusammen: 1. dem immunzytochemischen Nachweis der endothelzellspezifischen Marker vWF, CD31, Tie-2 und CD51/61; 2. dem Nachweis bestimmter Lektine; 3. der Analyse des Wachstumsmusters der Zellen.

    Isoliert und in vitro kultiviert wurden Endothelzellen aus neoplastisch entartetem Gewebe der Milz von drei Hunden und der unveränderter Milz eines vierten Hundes.
    Die Zellen aus den tumorös entarteten caninen Milzen konnten bis zu 145 Tagen reproduzierbar kultiviert werden. Die Zellen, die aus einer unveränderten caninen Milz isoliert waren, konnten nur 80 Tage lang in vitro kultiviert werden.

    Im Laufe der in vitro Kultivierung wurden deutliche Unterschiede der Kulturen aus den malignen Hämangioendotheliomen und der Kultur aus einer unveränderten Milz beobachtet.
    Die neoplastisch entarteten Zellen zeichneten sich in vitro durch eine hohe Proliferationsrate bei annähernd exponentiellem Wachstum aus. Im Gegensatz hierzu zeigten die Zellen aus der gesunden Milz eine deutlich niedrigere Proliferationsrate bei fast linearem Wachstum.

    Ein weiterer Unterschied zwischen den neoplastischen und den gesunden Zellen zeigte sich in der Tatsache, dass erstere bereits deutlich früher dreidimensionale Netze aus kapillarähnlichen Strukturen bildeten. Der Ab- bzw. Aufbau neuer gefäßähnlicher Strukturen (vaskuläres Remodelling) konnte in den Kulturen aus den entarteten Milzen mehrfach beobachtet werden, während dies bei den Endothelzellen aus der gesunden Milz nicht beobachtet werden konnte. Die Zellkulturen aus den entarteten Geweben waren außerdem ohne exogene Bereitstellung extrazellulärer Matrixkomponenten in der Lage dreidimensionale Netze auszubilden. Diese Fähigkeit besaßen die Zellen der Kultur CSC nur in eingeschränktem Maß.

    Die endotheliale Identität der in dieser Arbeit charakterisierten Zellen wurde mit dem Nachweis der spezifischen Endothelzellmarker vWF, CD31 und Tie-2 bewiesen. Die Mehrzahl der Zellen aus den Kulturen der gesunden Milz reagierte mit den verwendeten Endothelzellmakern intensiv immunopositiv. Auch von den Zellen der tumorös entarteten Milzen wurden diese Endothelzellmarker exprimiert. Während Tie-2 mit gleicher Intensität von den malignen Zellen exprimiert wurde, zeigten sie eine deutlich schwächere Markierung mit vWF und CD31. Die letztgenannten Ergebnisse wurden als Hinweis für die Entdifferenzierung dieser Zellen gewertet. Im Gegensatz dazu war das Integrin CD51/61 in den tumorös entarteten Zellen stärker exprimiert als in den Zellen aus dem normalen Milzgewebe. Da CD51/61 auch als Tumormarker eingesetzt wird, indizierte dieses Ergebnis die Transformation und Malignität der Zellen.

    Lektinzytochemische Untersuchen wurden mit vier verschiedenen Lektinen (UEA I, Con A, DBA und WGA) durchgeführt. Die verwendeten Lektine zeigten eine deutliche Affinität zu den isolierten Zellen der drei untersuchten Kulturen, es konnten aber keine signifikanten Unterschiede zwischen den Endothelzellpopulationen herausgearbeitet werden.

    Transmissionselektronenmikroskopisch konnte der endotheliale Charakter der untersuchten Zellen anhand der Lumenbildung nachgewiesen werden. Ein elektronenmikroskopischer Nachweis endothelzelltypischer Zellorganellen (Weibel-Palade-Körperchen) konnte nicht erstellt werden.

    Dieses in vitro Modell stellt ein kostengünstiges System dar, mit dem weiterführende Untersuchungen zur Entstehung und speziellen Charakterisierung des caninen malignen Hämangioendothelioms durchgeführt werden können. In Zukunft soll dieses Modell zur Identifizierung spezifischer und therapeutisch nutzbarer Inhibitoren eingesetzt werden. Im Hinblick auf eine Reduktion von Tierversuchen durch Ersatz- und Ergänzungsmethoden kommt dem in der vorliegenden Arbeit etablierten in vitro Modell des malignen Hämangioendothelioms damit eine besondere Bedeutung zu.