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In einer großen Mutterkuhherde wurde durch Eutergesundheitskontrollen eine Mastitis-häufigkeit von 50 % der untersuchten Tiere festgestellt. Aus 90 % der BU-positiven Sekretproben wurde S. aureus isoliert. Aufgrund der angestrebten Vermarktungsstrategie mußte auf regelmäßige antibiotische Behandlungen und den Einsatz von Trockenstellern verzichtet werden. Eine praktikable Prophylaxe gegen Eutererkrankungen bei Mutterkühen wurde gesucht. Aus den Hauptmastitiserregern des Bestandes S. aureus, Sc. dysgalactiae und KNS wurde ein bestandsspezifischer Impfstoff hergestellt. Zum Einsatz kam eine formolinaktivierte Vakzine mit einer Keimdichte von 4 x 109 /ml für die zweifache, subkutane Applikation in der Trockenstehzeit und eine formolinaktivierte Vakzine mit einem Keimgehalt von 9 x 109 /ml für die intramuskuläre Boosterung zu Beginn der Laktation. Zu den Untersuchungen gehörten die Einstellungsuntersuchung in der Trockenstehzeit, die post partalen Kontrollen nach einem und nach sieben Tagen sowie monatliche Eutergesundheitsuntersuchungen. Insgesamt wurden 533 Mutterkühe klinisch untersucht, 3625 Euteruntersuchungen bzw. 14500 Eutervierteluntersuchungen durchgeführt. Es wurde eine adspektorische und palpatorische Euteruntersuchung, die Beurteilung der Sekretbeschaffenheit, der Zellzahl und der elektrischen Leitfähigkeit vorgenommen sowie eine Sekretprobe der bakteriologischen Untersuchung zugeführt. Das Besaugtsein und die Eutergröße wurden mit erfaßt. Stichprobenweise erfolgte die Bestimmung des IgG aus dem Kolostrum und die Feststellung eines Antikörpertiters aus dem Blut der Mutterkühe. Der Einsatz der stallspezifischen Vakzine in der Trockenstehzeit bei eutergesunden Mutterkühen hat zu der erhofften positiven Beeinflussung der S. aureus Prävalenz und der Häufigkeit klinischer Mastitiden geführt. Es konnte eine Senkung der BU-positiven Sekretproben um 10 % festgestellt werden. Die bakterielle und klinische Selbstheilungsrate stieg um 26 % und die Persistenz der Erreger sank um 18 % gegenüber der ungeimpften Vergleichsgruppe. Der Einsatz einer stallspezifischen Vakzine zur Beeinflussung der Eutergesundheit bei "euterkranken" Tieren erbrachte als negativ zu wertende Ergebnisse, z. B. eine Persistenz der Erreger von 56 % und die Senkung der klinischen Selbstheilungsrate um 27,5 %. Von einem therapeutischen Einsatz bei euterkranken Tieren ist nach den vorliegenden Ergebnissen abzuraten. Es werden praxisnah die Reaktion am Euter nach dem Einsatz einer stallspezifischen Vakzine mit der besonderen Herausstellung der klinischen Eutergesundheit und der Keimausscheidung beschrieben. Die Wirksamkeit eines Impfstoffes sollte grundsätzlich nur im Zusammenhang mit den im Rahmen einer Impfstrategie bzw. eines Prophylaxe- und Bekämpfungsprogrammes gestellten Anforderungen und Erwartungen beurteilt werden.