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Im Zeitraum von Mai 2004 bis Juli 2005 wurden 279 Masthähnchenherden verschiedener Haltungssysteme auf das Vorkommen von thermophilen Campylobacter spp. beprobt. Hierzu wurde pro Herde der Blinddarmkot von zehn Tieren als Pool- und/oder Einzelproben untersucht. Alle gewonnenen Campylobacter- Isolate wurden durch eine Multiplex- PCR bestätigt. 79 Campylobacter- Isolate wurden durch Mikrodilution auf ihr Verhalten gegenüber acht Antibiotika (-Kombinationen) getestet, 236 Campylobacter- Isolate wurden mittels der AFLP- Analyse feintypisiert. Zuletzt wurden 75 Mastanlagen anhand eines Fragebogens auf mögliche Einflussfaktoren für den Campylobacter- Eintrag in die Herden untersucht. 44% der Herden waren Campylobacter- positiv. C. jejuni wurde mit 77% als dominierende Spezies detektiert, gefolgt von C. coli mit 23%. Das Vorkommen von Campylobacter spp. in den Masthähnchenherden war jahreszeitlichen Schwankung unterworfen mit hohen Prävalenzen in den warmen Sommer- und Herbstmonaten. Die Innerherdenprävalenz variierte von 10% bis 100%. Bei 33% der Herden waren alle zehn Blinddarmpaare positiv. Während in den Campylobacter- positiven Herden aus konventionellen und Louisiana- Ställen vor allem C. jejuni detektiert wurde, war in den Herden aus Freiland- und biologischer Haltung C. coli vorherrschend. Durch Untersuchung von Poolproben wurden 93% der durch Einzeluntersuchung als Campylobacter- positiv befundenen Herden erkannt. Von den 79 untersuchten Campylobacter- Isolaten waren 30% Ampicillin- resistent, 13% resistent gegen Ampicillin in Kombination mit Sulbactam, 10% Ceftazidim- resistent, 41% Ciprofloxacin- und Nalidixinsäure- resistent und 30% Tetrazyklin- resistent. Alle Isolate waren empfindlich gegenüber Gentamicin. Gegenüber Erythromycin waren alle C. jejuni- Isolate sensibel, wohingegen 28% der C. coli- Isolate resistent waren. Es wurden 34 Cluster für 61 C. jejuni- Isolate und 11 Cluster für 18 C. coli- Isolate identifiziert. Dies verdeutlicht die genetische Diversität von Campylobacter spp. bei Mastgeflügel. Das Vorfinden von dominierenden und wiederkehrenden AFLP- Genotypen in aufeinander folgenden Herden verdeutlicht das Bestehen von persistierenden Infektionsquellen in der Umwelt. Das Vorkommen von Campylobacter- negativen Herden nach Campylobacter- positiven Herden zeigt, dass eine Infektion der Herde verhindert werden kann. Die Präsens von verschiedenen Campylobacter- Spezies in einer Herde und in aufeinander folgenden Herden eines Stalles deutet auf verschiedene Infektionsquellen hin und beschreibt die Dynamik der Kolonisation. Anhand der Fragebogenaktion konnten drei Einflussfaktoren für eine Campylobacter- Belastung von Masthähnchenherden erkannt werden: die Haltungsform, die Herdengröße und die Tränkeform. Andere Variablen, wie Hygienemaßnahmen, Alter, Serviceperiode und Wasserquelle hatten keinen signifikanten Einfluss auf die Campylobacter- Prävalenz.