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Da sich trotz der hohen Anzahl an Therapeutika zur intrauterinen Infusion bisher kein Mittel zur Endometritisbehandlung als deutlich überlegen etablieren konnte, sollte die vorliegende Arbeit unter der Aufgabenstellung "Untersuchungen zur Therapie der Endometritis des Rindes mit Metrasepton im Vergleich zu Uterofertil®neu und Lotagen®" klären, ob die Anwendung des aus Auszügen von Juniperus sabina bestehenden Metraseptons eine wirksame Alternative oder das Mittel der Wahl gegenüber zwei herkömmlichen Uterusdesinfektionsmitteln darstellt. Im Verlauf der Versuche sollten die Therapievarianten unter möglichst vergleichbaren Bedingungen getestet werden, wobei für die Auswertung die typischen Reproduktionsparameter sowie die Abgangsraten herangezogen wurden. Insgesamt erfassten die Untersuchungen 397 Kühe der Rassen Hollstein-Frisian und Schwarzbuntes Milchrind in drei Betrieben. Da es sich bei der vorliegenden Arbeit um einen Praxisversuch handelt, in dem eine inhomogene Gruppe von Tieren untersucht wurde, die diversen Einflüssen, wie Haltung, Fütterung, Stoffwechsellage, Keimspektrum, Pflege durch das Personal, allgemeinem Gesundheitszustand und weiteren Faktoren, unterliegen, und da diese Parameter stallspezifisch sind und sich nicht standardisieren lassen, können keine prinzipiellen statistischen Aussagen getroffen werden, die in einem beliebigen Betrieb nachvollziehbar sind. Die ermittelten Ergebnisse sind somit nur ichtungsweisend und auch innerhalb der untersuchten Bestände wegen wechselnder Umwelteinflüsse in ihrem Zahlenwert nicht konstant. Die Gesamtträchtigkeitsrate der mit Metrasepton behandelten Kühe lag, bei einem geringgradig höheren Anteil an Tieren mit einer diagnostizierten Endometritis puerperalis II., III. oder IV. Grades, mit 93,7% unter der aller anderen Gruppen (Kontrollgruppe 94,4%; Uterofertilgruppe 95,1%; Lotagengruppe 96,6%). Die höchste Trächtigkeitsrate nach Erstbesamung wurde im Gesamtversuch durch den Einsatz von Uterofertil®neu erreicht (48,0%). Diese Behandlungsvariante erzielte in den Betrieben zwischen 40,0% und 50,7%. Während die Metraseptongruppe im Gesamtdurchschnitt 36,9% erreichte und die Kontrollgruppe bei 38,9% lag, wurden in der Lotagengruppe nach der ersten Besamung nur 29,9% der Tiere tragend. Die Metraseptongruppe wies im Gesamtversuch mit 80,0 Tagen die längste mediane Rastzeit auf (Lotagengruppe 73,5 Tage; Uterofertilgruppe 70,0 Tage; Kontrollgruppe 74,5 Tage). Die tendenziell vergleichbaren Werte der Trächtigkeitsraten, bei im Vergleich zu den anderen Therapievarianten verlängerten Rastzeiten, sprechen für die gute therapeutische Wirksamkeit von Metrasepton, bei allerdings verlängerten Ausheilungszeiten unabhängig vom Endometritisgrad. Für die Tiere der Metraseptongruppe wurde im Gesamtversuch mit 77,0 Tagen das höchste mediane Intervall Erstbesamung bis Konzeption errechnet (Lotagengruppe 70,5 Tage; Uterofertilgruppe 71,0 Tage; Kontrollgruppe 53,5 Tage). Für das schlechtere Abschneiden der Gruppe im Verhältnis zu den anderen Therapievarianten kann der hohe Anteil an Kühen mit stark verlängertem Intervall Erstbesamung bis Konzeption verantwortlich gemacht werden. Somit war die Ausheilung nach Metrasepton-Behandlungen bei einem Großteil der Tiere zwar etwas verzögert, aber sehr gründlich. Die relativ große Anzahl an Tieren mit deutlich unvollständiger Ausheilung spricht aber gegen einen generellen, alleinigen und diagnoseunabhängigen Einsatz von Metrasepton zur Endometritistherapie post partum. Weiterhin erbrachten die Untersuchungen einen tendenziellen Hinweis auf den besseren Ablauf der Selbstheilung ohne Desinfektionsmitteleinsatz. Trotz des überdurchschnittlich hohen Anteils an Kühen mit einer diagnostizierten Endometritis puerperalis II. Grades in der Kontrollgruppe (28 von 34 Tieren) blieben mindestens 50% der Kontrolltiere unbehandelt, und 75% der Kühe dieser Gruppe konzipierten nach 29,5 oder weniger Tagen. Deshalb muss ein prophylaktischer Desinfektionsmitteleinsatz im Puerperium nicht nur aus tierschutzrechtlicher, sondern auch aus medizinischer und ökonomischer Sicht abgelehnt werden. Bei der Frage nach dem generellen Einsatz eines Uterustherapeutikums unabhängig vom Endometritisgrad wäre von den untersuchten Substanzen am ehesten die Nutzung der Peressigsäure möglich, da sie unter den vorliegenden Bedingungen im diagnoseunabhängigen Gesamtversuch die besten Fruchtbarkeitsergebnisse erbrachte. Allerdings ist keines der von mir getesteten Uterustherapeutika in der Lage, alle Endometritisformen und -grade optimal zu behandeln. Deshalb ist vor der Therapiewahl eine eingehende Diagnosestellung notwendig.