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Das Gesetz über das Halten und Führen von Hunden in Berlin vom 29. September 2004 (GVBl. Nr. 42 vom 9.10.2004, S. 424) wurde erlassen, um Gefahren, die für Mensch und Tier von Hunden ausgehen können, zu verhindern. Im §4 des
LHundG Berlin werden „gefährliche Hunde“ definiert. Für 10 in der Liste des §4 Abs. 2 genannten Rassen wird eine Gefährlichkeit auf Grund rassespezifischer Merkmale unterstellt.Die Gefährlichkeit einer Rasse ist nicht identisch mit der Gefährlichkeit von Individuen. Gegenstand dieser Studie ist ein mögliches Gefährdungspotenzial
von Rassen (§4 Abs.2 LHundG Berlin) und nicht die individuelle
Gefährlichkeit (§4 Abs.1 LHundG Berlin).
Die Studie beruht auf der Zwischenfallstatistik der Hund-Mensch-Zwischenfälle
der Jahre 1998 bis 2004 für Berlin.Die Populationsgröße einer Rasse in Berlin
wurde auf der Grundlage der steuerlich erfassten Hunde in Berlin per 1. Januar
2005 und der Tierdokumentation von zwei Tierkliniken und vier Tierarztpraxen
hochgerechnet.Mit dem Chi-Quadrat-Unabhängigkeitstest wurde die Anzahl der
registrierten Zwischenfälle von zwei statistisch unabhängigen Rassen verglichen.
Im Jahre 2004 wurden bei einer Gesamthundepopulation von 107.804 steuerlich
registrierter Hunde 0,9 % durch Zwischenfälle mit Menschen auffällig.Von 1998
bis 2004 gingen die von Hunden gelisteter Rassen verursachten Hund-Mensch-
Zwischenfälle um 68 % und die von Hunden nicht gelisteter Rassen verursachten
Zwischenfälle um 41 % zurück.
Es wurden die Anteile der auffällig gewordenen Hunde einer Rasse mit der Population
dieser Rasse verglichen. Die sich daraus ergebenden Wahrscheinlichkeiten
für Hunde der einzelnen Rassen, auffällig zu werden,wurden mittels Odds Ratio
verglichen. Dabei erwies sich die Wahrscheinlichkeit auffällig zu werden für
Hunde der Rassen Schäferhund, Rottweiler, Dobermann, Pitbull Terrier und American
Staffordshire Terrier, im Jahre 2004 in der Tendenz identisch.
Es wird die Auffassung begründet, dass eine rasseneutrale Gesetzgebung möglich
und ausreichend ist. Es werden Anregungen zur Reduzierung der Zwischenfälle
mit Hunden gegeben, da die meisten Zwischenfälle im häuslichen Bereich auftreten,
welche bisher nicht von der Zwischenfallstatistik erfasst werden.Deshalb
sollten auch die Maßnahmen konsequent gefördert werden, die die Kenntnisse
und Fähigkeiten von Hundehaltern verbessern.