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Fachbereich Veterinärmedizin


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    Grundlagen der homöopathischen Arzneimittelbilder in der Veterinärmedizin -
    historische Wurzeln und derzeitige Anwendung in der Praxis - am Beispiel von Arsenicum album, Atropa belladonna, Lachesis muta, Strychnos nux vomica und Pulsatilla pratensis (2005)

    Art
    Hochschulschrift
    Autor
    Röhrs, Kerstin (WE 19)
    Quelle
    Berlin, 2005 — IV, 180 Seiten
    Verweise
    URL (Volltext): http://www.diss.fu-berlin.de/diss/receive/FUDISS_thesis_000000001860
    Kontakt
    Tierklinik für Fortpflanzung

    Königsweg 65
    Haus 27
    14163 Berlin
    +49 30 838 62618
    fortpflanzungsklinik@vetmed.fu-berlin.de

    Abstract / Zusammenfassung

    Ziel der Arbeit war es, die veterinären Arzneimittelbilder (AMB) der homöopathischen Arzneien Arsenicum album, Atropa belladonna, Lachesis muta, Strynchnos nux vomica und Pulsatilla pratensis hinsichtlich der Herkunft ihrer Symptome (veterinär/ human) zu untersuchen und eine Aussage über die Grundlage der aktuellen AMB dieser Arzneien in der Veterinärhomöopathie zu treffen. Die Ergebnisse wurden unter verschiedenen Aspekten betrachtet und diskutiert. Die zur Auswertung herangezogene Literatur wurde gesichtet und die ausgewählten Arzneimittelsymptome auf das Vorhandensein oder Fehlen einer humanhomöopathischen Entsprechung untersucht. Bei der Bestimmung der Herkunft wurden Symptome, für die eine solche Entsprechung gefunden wurde und die nicht bei einer Arzneimittelprüfung (AMP) Genzkes beobachtet wurden, als Symptome humanhomöopathischer Herkunft geführt. Symptome, die von Genzke bei einer AMP beobachtet wurden und Symptome, für die keine humanhomöopathische Entsprechung gefunden werden konnte (Eingang in die veterinären AMB aufgrund praktischer Erfahrungen bei der Behandlung kranker Tiere), wurden als Symptome veterinären Ursprungs behandelt. Wurde ein Symptom von mehreren Autoren genannt, wurde die Chronologie der jeweiligen Nennungen berücksichtigt. Zur Darstellung der historischen Entwicklung der veterinären AMB wurde zwischen Symptomen, die nur in der Literatur vor oder nach 1950 genannt werden und Symptomen, die sowohl vor als auch nach 1950 genannt werden, unterschieden. Ergebnisse der Auszählung der Symptomlisten (AMB) Die Symptome der veterinären AMB wurden nach den oben genannten Kriterien ausgezählt und die Ergebnisse miteinander verglichen; Angabe in Prozent (gerundet auf ganze Zahlen) bezogen auf die Gesamtheit der Symptome (N=100%). Historische Zuordnung der Symptome Bei den AMB von Arsenicum, Belladonna, Nux vomica und Pulsatilla stammten 40-46% der Symptome aus der Literatur vor 1950, 44-49% aus der Literatur nach 1950; 10-11% werden sowohl vor als auch nach 1950 genannt. Bei dem AMB von Lachesis verschob sich die Verteilung deutlich zugunsten der Symptome aus der Literatur nach 1950 (89%). Diese Abweichung lässt sich durch die im Vergleich zu den anderen Mitteln späte Einführung als homöopathische Arznei erklären. Vorhandensein oder Fehlen humanhomöopathischer Verweise Der Anteil an Symptomen mit humanhomöopathischem Verweis überwog bei allen Arzneien mit 80-84% deutlich gegenüber dem Anteil ohne Verweis. Einfluss von Genzke auf die veterinären AMB Der Anteil der Symptome, die von Genzke genannt werden, lag bei 18-34%, der Anteil der AMP-Symptome bei 3-14%. Der Anteil der AMP-Symptome, die auch nach 1950 genannt werden, lag bei 1-4%. Auswertung der veterinären AMB hinsichtlich der Herkunft der Symptome Die ausgezählten Symptome wurden in sechs Gruppen eingeteilt, wobei sowohl die Herkunft als auch der Zeitraum, über den die Symptome aufgeführt werden, berücksichtigt wurde. Den sechs Gruppen wurden verschiedene Wertigkeiten zugeordnet, wodurch sich eine Rangfolge (Ränge 1-6) ergab, die eine Aussage über die Grundlage der veterinärhomöopathischen AMB (Herkunft der Symptome) der untersuchten Arzneien erlaubte. Grundlage der veterinären AMB bildeten die Symptome veterinären Ursprungs (AMP, praktische Erfahrungen) der Ränge 1-3 (11-16%) und die Symptome humanhomöopathischer Herkunft der Ränge 4-5 (43-46%). Die Symptome aus dem Rang 6 (Symptome unterschiedlicher Herkunft aus der Literatur vor 1950; 40-46%) waren für die aktuellen AMB ohne Bedeutung. Wurden nachfolgend die Symptome der Ränge 1-5 als Gesamtheit der Symptome der aktuellen AMB definiert, ergab sich eine Aufteilung in Symptome veterinären Ursprungs (17-26%) und Symptome humanhomöopathischer Herkunft (74-83%). Schlussfolgerung Derzeit basiert die Arzneimittelwahl in der Veterinärhomöopathie auf der Grundlage von AMB, die überwiegend Symptome humanhomöopathischer Herkunft beinhalten. Obwohl einige Symptome eines AMB bei Mensch und Tier vermutlich ähnlich sind, sind die Feinheiten, welche für die Arzneimittelwahl entscheidend sind, bei Mensch und Tier unterschiedlich. Eine Übertragbarkeit von Symptomen vom Mensch auf das Tier (und zwischen den einzelnen Tierarten) wird von verschiedenen Autoren unterschiedlich beurteilt. Die Frage, ob und unter welchen Umständen eine solche Übertragung möglich ist, konnte anhand des vorliegenden Datenmaterials nicht abschließend beantwortet werden. Die Frage scheint zudem (emotional) eng gekoppelt mit dem Verlangen nach AMP an Tieren. Obwohl ausführliche AMP an Tieren nach den Richtlinien der modernen Methodik eine Möglichkeit wären, veterinäre AMB unabhängig von der Humanhomöopathie zu entwickeln bzw. zu festigen, wurden derartige AMP bisher in größerem Umfang nicht durchgeführt. In der Praxis werden diesem Vorhaben durch den dazu notwendigen Aufwand Grenzen gesetzt, außerdem sind (auch in der Humanhomöopathie) noch Fragen hinsichtlich der Methodik offen. Symptome, die aufgrund praktischer Erfahrungen homöopathisch behandelnder Tierärzte in die veterinären AMB einfließen, erscheinen aufgrund der bisherigen Feststellungen von besonderer Bedeutung. Es erscheint sinnvoll, durch Sammlung sorgfältig dokumentierter Kasuistiken (d.h. nachvollziehbare Arzneimittelwahl anhand der erhobenen Befunde, genaue Beschreibung des Krankheitsverlaufs, Symptomauslöschung, Auftreten neuer Symptome...) und systematische Erfassung der so gewonnenen Symptome, die veterinärhomöopathischen AMB abzusichern. Dabei sollte auf größtmögliche Transparenz hinsichtlich der Herkunft der Symptome und Häufigkeit oder Stärke ihres Auftretens geachtet werden. Ein solches Vorgehen könnte zur Entstehung einer dynamischen, ständig aktualisierten Arzneimittellehre bzw. Materia Medica in der Tiermedizin führen.