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Fachbereich Veterinärmedizin


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    Zur Mensch-Tier-Beziehung bei Kindern der 5 und 6 Klasse einer Berliner Grundschule (2002)

    Art
    Hochschulschrift
    Autor
    Nolte, Elisabeth
    Quelle
    Berlin, 2002 — 203 Seiten
    Verweise
    URL (Volltext): http://www.diss.fu-berlin.de/diss/receive/FUDISS_thesis_000000000831
    Kontakt
    Institut für Tierschutz, Tierverhalten und Versuchstierkunde

    Königsweg 67
    14163 Berlin
    +49 30 838 61146
    tierschutz@vetmed.fu-berlin.de

    Abstract / Zusammenfassung

    In der vorliegenden Arbeit wurde festgestellt, welches Tierbild den Schülern in den von ihnen verwendeten Schulbüchern und in einer Kinderbuchserie vermittelt wird. Unterschiede in dem Verhältnis zu Tieren wurden in erster Linie zwischen Heimtierbesitzern und Kindern ohne Heimtier durch eine Befragung mittels eines Fragebogens aufgedeckt. Außerdem wurde eine geschlechtsspezifische Analyse und ein Vergleich zwischen Kindern der Klassen ohne Tierhaltung und Kindern einer Klasse mit Tierhaltung durchgeführt.
    In der Schule sollte den Kindern ein objektives, realistisches Tierbild vermittelt werden. Nur so kann bei den Kindern die Grundlage für einen tierart- und damit tierschutzgerechten Um-gang mit dem Tier gelegt werden. Doch in der Untersuchung wurde festgestellt, dass in den Schulbüchern viele Klischees der Kinder über Tiere bestätigt werden. Auch Vermenschli-chungen von Tieren traten häufig in den Schulbüchern auf.
    Die Heimtierhaltung, die für Stadtkinder eine wichtige Rolle für einen unmittelbaren Tierkontakt spielt, wurde nicht ausreichend in den Schulbüchern dargestellt. Vor allen Dingen wurden Defizite in der Information zur Nagerhaltung und Haltung der Hasenartigen festgestellt. Dies ist deshalb zu bemängeln, weil die Nager und Hasenartigen die häufigsten gehaltenen Heimtiere der Kinder sind.
    Der Wissensstand über die befragten Tiere war gut, doch auf einige sehr einfache Fragen
    konnten manche Kinder nicht antworten. So weist das Wissen über Nutztiere bei den Kindern
    Lücken auf. Man sollte den Kindern innerhalb der Schule mehr Möglichkeiten bieten, Tiere
    nicht nur durch die Schulbücher kennenzulernen. Das Wissen über Tiere unterschied sich bei
    den Heimtierbesitzern und Kindern ohne Heimtieren zu Gunsten der Heimtierbesitzer. Kinder
    ohne Heimtier haben häufig nur Kontakt zu Tieren über die Medien. Da die Medien aber oft
    ein verfälschtes Tierbild liefern, das durch Vermenschlichungen und Klischees geprägt ist,
    sind gerade Kinder ohne Heimtier darauf angewiesen, dass ihnen in der Schule ein objektives
    Bild von Tieren vermittelt wird. Da man annehmen kann, dass der stärkere Medienkontakt der
    Kinder ohne Heimtier als Ersatz für die unmittelbare Begegnung mit dem Tier dient, muss in
    der Schule Tierkontakt ermöglicht werden. Dies wurde bei den befragten Klassen leider nur in einer Klasse verwirklicht. Von dieser Klasse wurden die Wissensfragen besser beantwortet als von den Klassen ohne Tiere, sowie auch die Mädchen ein besseres Wissen aufwiesen. Nicht nur das Wissen über Tiere war bei Kindern ohne Heimtier geringer, sondern auch die Tendenz zur Anthropomorphisierung war höher. Die Kinder ohne Heimtier hatten ein weniger objekti-ves Tierbild als die Heimtierbesitzer. Sie neigten mehr zu Vermenschlichungen. Die Grundlage für die Verantwortung für das Tier nach dem Tierschutzgesetz wird hauptsächlich nicht nur durch theoretische Wissensvermittlung geschaffen, sondern, wie in dieser Un-tersuchung gezeigt wird, war der direkte Kontakt zum Tier ein wichtiger Faktor, um Wissen zu festigen und einen tierschutzgerechten Umgang mit dem Tier zu fördern. Deshalb sollten die Kinder auch in der Schule über die Haltung ihrer Tiere möglichst umfassend informiert werden. Wie die Schulbuchanalyse zeigt, werden die Kinder über die am meisten gehaltenen Heimtiere zu wenig aufgeklärt. Um die Gestaltung der Schulbücher in Hinblick auf die Heim-tierhaltung zu optimieren, sollten die Redaktionen durch Tierärzte unterstützt werden.
    In der Schule wäre es sinnvoll, Tierärzte als Experten für Tierhaltung und Tierschutz zu engagieren, so wie es von der Erna-Graff-Stiftung durchgeführt wurde. Das weitreichendste Ziel wäre, das Fach „Tierschutz“ als Unterrichtsfach in der Schule einzuführen. Zur Zeit gibt es jedoch nur Projekte, deren Umsetzung und Einbindung in den Unterricht vom jeweiligen Lehrer abhängig ist. So sollte die Tierärzteschaft sich weiterhin bemühen, Informationsmaterialien für die Schulen zu erarbeiten und die Lehrerschaft für Tierschutzthemen zu interessieren. Denn nur so wird es möglich sein, Kinder zu einem tierschutzgerechten Umgang mit Tieren zu erziehen.
    Die Tierärzteschaft sollte dem Kind als Tierhalter bzw. dem Kind als zukünftigem Tierhalter
    auch in der Tierarztpraxis mehr Bedeutung beimessen. Informationsmaterialien, die sich speziell an Kinder richten, eine spezifische Ausrichtung auf das Kind als Patientenhalter, eventuell eine spezielle Sprechstunde für heimtierhaltende Kinder und solche, die es werden möchten. Der Tierarzt könnte sich frühzeitig im Bewusstsein der Kinder als kompetenter Ansprechpartner etablieren, wenn es um das Heimtier des Kindes geht.