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Fachbereich Veterinärmedizin


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    Das Verhalten einer Pferdeherde (Liebenthaler Pferde) unter naturbelassenen Lebensbedingungen im Hinblick auf chronobiologische Aspekte, klimatische Einflüsse sowie deren Raumnutzung (2007)

    Art
    Hochschulschrift
    Autor
    Wollenweber, Katja
    Quelle
    Berlin: Mensch und Buch Verl, 2007 — 151 Seiten
    ISBN: 978-3-86664-298-0
    Verweise
    URL (Volltext): http://www.diss.fu-berlin.de/diss/receive/FUDISS_thesis_000000003218
    Kontakt
    Institut für Tierschutz und Tierverhalten

    Königsweg 67
    Gebäude 21, 1. OG
    14163 Berlin
    +49 30 838 62901
    tierschutz@vetmed.fu-berlin.de

    Abstract / Zusammenfassung

    Trotz einer umfangreichen pferdespezifischen Literatur bestehen immer noch erhebliche Defizite im Wissen über das Verhalten von Pferden, ihr Akklimatisationsvermögen und ihre Anpassungsfähigkeit an ihre Umwelt. Unabhängig davon ist, ob es sich um Wildpferde oder domestizierte Hauspferde handelt. Für die Gestaltung einer naturnahen Pferdehaltung ist das Verständnis für das Wesen Pferd von grundlegender Bedeutung. Für den optimalen Umgang mit Pferden bis hin zum Entwickeln seiner Leistung, ist es wichtig, mehr über das artspezifische natürliche Verhalten, seine Befindlichkeiten und Wünsche zu erfahren und dem Pferd so mehr Wohlbefinden und mehr Lebensqualität und Lebensfreude zu schenken. Das Ziel dieser Arbeit ist, Einblicke in die Lebensgewohnheiten, Tagesrhythmen und wetterbedingten saisonalen Verhaltensmuster einer Pferdeherde zu geben, welche neue Anregungen und größeres Wissen in die ganzjährige Weidehaltung bringen soll. Dazu wurde in einer einjährigen Beobachtungszeit das Nahrungsaufnahmeverhalten, das Ausruhverhalten, das Komfortverhalten, und das Bewegungsverhalten und die Wohnraumgestaltung und -nutzung von einer unter naturnahen Bedingungen lebenden Pferdeherde in der Schorfheide (Deutschland) im Rahmen einer visuellen Beobachtung untersucht. Analysen über die Nutzung verschiedener räumlicher Ressourcen stellen das spezifische Verhalten in Bezug auf klimatische Bedingungen dar. Zusätzlich wurden telemetrische Daten über das Speichersystem ETHOSYS gewonnen. Die Pferde leben so gut wie ohne menschliche Betreuung auf 80 ha Weideland und dienen vordergründig der Landschaftspflege. Daher sollen Aspekte im Hinblick auf die Bedürfnisse und das Wohlbefinden der Tiere in ihrem natürlichen Lebensraum dargestellt und beurteilt werden. Die Nahrungsaufnahme und das Ruheverhalten nehmen die meiste Zeit des 24-Stunden-Tages ein, jedoch verfügen die Pferde über eine gewisse kontinuierliche Dynamik, die in Jahres-, Monats- und Tagesverläufen dargestellt werden kann. Deutlich kristallisiert sich ein 4-Stunden-Rhythmus heraus mit dem Sonnenaufgang als ersten Bezugspunkt. Dieser Rhythmus wird alle vier Jahreszeiten durchgehalten und beginnt in dieser Arbeit mit der morgendlich ersten Fressperiode. Trotz äußeren klimatischen Einflüssen wie Kälte, Hitze, Nässe und Wind weichen die Liebenthaler Pferde nur geringfügig von diesem kontinuierlichen Tagesrhythmus ab. Leichte Verschiebungen ereignen sich bei extremer Hitze, wenn die Pferde stärkere Fressaktivität in die Abendstunden verlagern oder bei extremer Kälte, wenn die Pferde geschützte Bereiche aufsuchen und dort ruhen, um Energie zu sparen. Die Daten der telemetrischen Messungen über die Aktivität der Pferde bestätigen die visuelle Beobachtung. Die Darstellung der Aktivitätsmessungen zeigt darüber hinaus eine Jahresrhythmik mit Hauptfressperioden während des Sonnenaufgangs und vor dem Sonnenuntergang. Die Analyse des Wohnraumes ergibt, dass sehr große Hitze die Pferde weniger in ihrem Rhythmus beeinflusst als viel mehr eine hohe Insektenbelastung. Nässe ohne Wind stört die Pferde nicht, wohingegen sie bei Regen in Kombination mit Wind gerne geschützte Bereiche aufsuchen. Kälte, besonders in der Nacht, veranlasst die Tiere, sich in windgeschützte Bereiche zu begeben und erst im Morgengrauen auf die freie Fläche zurück zu kehren. Wichtiger ist also ein Schutz vor starkem Wind für die Tiere, als ein Schutz vor Nässe. Daher wäre das Beste, wenn beides den Pferden zur freien Verfügung stehen würde.