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Fachbereich Veterinärmedizin


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    Ein Aggressionstest bei Berliner Stadthunden:
    Feststellung vorkommender Aggressionsformen, Reizschwellen und Einflussfaktoren für aggressives Verhalten (2008)

    Art
    Hochschulschrift
    Autor
    Iversen, Sigrun (WE 11)
    Quelle
    Berlin: Mensch und Buch Verlag, 2008 — IV, 167 Seiten
    ISBN: 978-3-86664-475-5
    Verweise
    URL (Volltext): https://refubium.fu-berlin.de/handle/fub188/13222
    Kontakt
    Institut für Tierschutz, Tierverhalten und Versuchstierkunde

    Königsweg 67
    14163 Berlin
    +49 30 838 61146
    tierschutz@vetmed.fu-berlin.de

    Abstract / Zusammenfassung

    In der vorliegenden Arbeit wurde das Aggressionsverhalten von 102 Berliner Stadthunden unterschiedlicher Rassen geprüft. Dazu wurde ein aus 31 Testsequenzen sowie einer körperlichen Untersuchung bestehender Aggressionstest entwickelt.
    Ziel des Tests war es, die von Hunden gegenüber Menschen gezeigten Formen aggressiven Verhaltens zu prüfen und eventuell vorhandene Reizschwellen für aggressives Verhalten festzustellen.
    Von den Hundebesitzern wurde vor der Testdurchführung ein Fragebogen ausgefüllt. Dieser enthielt Informationen über die Individualmerkmale der Hunde und deren Besitzer, der Haltungsbedingungen und des Verhaltens der Hunde. Die Angaben aus dem Fragebogen wurden mit den Testergebnissen verglichen und Einflussfaktoren auf das aggressive Verhalten der Hunde untersucht.
    Die Mehrheit der Testsequenzen wurde aus dem niederländischen Aggressionstest von Netto und Planta (1997) übernommen. Unterschiedlich viele einzelne Testsequenzen bildeten eine Testeinheit, die jeweils eine bestimmte Form aggressiven Verhaltens prüfte.
    Zur Feststellung von Reizschwellen wurde versucht, die Testsequenzen innerhalb einer Testeinheit nach ihrem Aggression auslösenden Potential zu ordnen, aufsteigend von schwachen zu starken Reizen.
    Bei der Testbewertung wurde zwischen den Aggressionsstufen „keine Aggression“, „Knurren und/ oder Bellen“, „Zähneblecken“, „Schnappen“ und „Beißen“ unterschieden.
    Für die Testauswertung wurde das gezeigte aggressive Verhalten mit Punkten bewertet und so eine Gesamtsumme aggressiver Verhaltensweisen pro Hund bestimmt.
    Es zeigte sich, dass der Test ein hohes Potential besaß, aggressives Verhalten beim Hund auszulösen. Während des Tests zeigten 70 Prozent der Hunde mindestens einmal aggressives Verhalten, 33,3 Prozent der Hunde bissen mindestens einmal zu.
    Hunde, die sich laut Besitzerangabe in der Vergangenheit aggressiv gegenüber Menschen verhalten hatten, hatten im Test signifikant (p<0,01) höhere Gesamtsummen als Hunde ohne aggressive Vorgeschichte. 86,5 Prozent dieser Hunde verhielten sich in Übereinstimmung mit dem Vorbericht im Test aggressiv.
    61 Prozent der Hunde, bei denen im Vorbericht nicht über aggressives Verhalten gegenüber Menschen berichtet wurde, zeigten im Test aggressives Verhalten unterschiedlicher Aggressionsstufen und Häufigkeiten. Diese „Falsch-Positiven“ wurden vor allem auf die Tatsache zurückgeführt, dass es sich um einen Test mit starken, nicht alltäglichen Reizen handelte.
    Besonders häufig wurde in den Testeinheiten „Angstbedingte Aggression“ und „Schutzaggression“ aggressives Verhalten gezeigt. „Rangbezogene Aggression“, „Spielaggression“, „Ressourcenverteidigende Aggression“ und „Jagdverhalten“ wurden hingegen kaum beobachtet.
    30 Prozent der Hunde reagierten im gesamten Test kein einziges Mal aggressiv, es konnte somit keine Reizschwelle nachgewiesen werden, die bei Überschreitung bei allen Hunden zu aggressiven Verhalten geführt hätte.
    Angst vor Menschen scheint einen Einfluss auf das aggressive Verhalten des Hundes gegenüber Menschen zu haben und ist möglicherweise auch für die Reizschwelle eines Hundes mitbestimmend.
    Des Weiteren wurden die Hunde für die Testauswertung in die jeweils alternativen Gruppierungen „Beißer - Nichtbeißer“ und „aggressiv - nicht aggressiv“ zusammengefasst.
    Im gesamten Test waren tendenziell (p<0,08) mehr Rüden in der Gruppe der „Beißer“ vertreten. Insgesamt zeigten die Rüden aber nicht häufiger aggressives Verhalten im Vergleich zu den Hündinnen.
    „Schutzaggression“ wurde signifikant (p<0,01) häufiger von kleinen Hunden gezeigt, gebissen haben kleine Hunde jedoch nicht häufiger als große Hunde.
    Mischlinge zeigten signifikant (p<0,05) häufiger „Angstbedingte Aggression“ im Vergleich zu den Rassehunden.
    Auch die Bedingungen der Hundehaltung scheinen einen Einfluss auf das Aggressionsverhalten zu haben. Hunde, die mit einem oder mehreren Kindern in einem Haushalt lebten, zeigten im Test signifikant (p<0,05) weniger häufig „Angstbedingte Aggression“.
    Hunde, die in der Regel nie allein gelassen wurden, haben im Test signifikant weniger häufig Angriffsverhalten („Schnappen“ und „Beißen“) gezeigt.
    Demgegenüber scheint das Alter und das Geschlecht des Besitzers, das Alter des Hundes, die Haltung eines oder mehrerer Hunde und die Dauer des täglichen Spaziergangs keinen Einfluss auf das Aggressionsverhalten des Hundes zu haben.