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Fachbereich Veterinärmedizin


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    Publikationsdatenbank

    Neurochemische und Verhaltensuntersuchungen nach 5,7-Dihydroxytryptamin-Läsion des dorsalen Raphekerns der Ratte (2002)

    Art
    Vortrag
    Autoren
    Rex, A.
    Thomas, H.
    Hörtnagl, H.
    Voits, M.
    Fink, H.
    Kongress
    12. Symposium deutschsprachiger Veterinärpharmakologen und -toxikologen
    Gießen, 26. – 27.09.2002
    Quelle
    Kontakt
    Institut für Pharmakologie und Toxikologie

    Koserstr. 20
    14195 Berlin
    +49 30 838 53221
    pharmakologie@vetmed.fu-berlin.de

    Abstract / Zusammenfassung

    Erkrankungen mit pathologisch gesteigerter Angst gehören durch ihre Folgeerscheinungen, z.B. Hyperaktivität und aggressives Verhalten, zu den häufigsten Euthanasiebegründungen bei kleinen Haustieren.
    Die Ursachen von Angsterkrankungen sind zur Zeit noch nicht bekannt. Der Neurotransmitter Serotonin (5-HT) spielt bei der Entwicklung und der Ausprägung von Angsterkrankungen jedoch eine bedeutende Rolle.
    Generell scheint eine Angst mindernde Wirkung mit einer Verringerung der Entladungsrate serotonerger Neurone verbunden zu sein, während ein aversiver Stimulus zu einer gesteigerten 5-HT-Freisetzung im ZNS führt. Die serotonergen Projektionen im Großhirn stammen fast ausschließlich aus den Raphekernen im Mittelhirn.

    In der vorliegenden Studie sollte überprüft werden, wie sich die Zerstörung der serotonergen Neurone des dorsalen Raphekerns mit dem Neurotoxin 5,7-Dihydroxytryptamin auf das Angstverhalten von Ratten im Elevated plus maze-Test auswirkt.

    Im Anschluss an die Neurotoxininjektion wurde einigen Ratten zusätzlich eine Mikrodialyse-Führungskanüle in den ventralen Hippokampus implantiert.
    Alle Tiere wurden nach 7-10 Tagen im Elevated plus maze getestet. Bei Tieren mit einer implantierten Mikrodialysesonde wurde vor, während und nach Verhaltenstestung der extrazelluläre 5-HT-Spiegel mit der in vivo Mikrodialyse bestimmt.
    Nach Beendigung der Versuche wurde der Serotoningehalt in der Region des dorsalen Raphekerns und zwei Projektionsgebieten (Kortex und Hippokampus) ermittelt.

    Es zeigte sich, dass bei den Tieren mit einer Läsion des dorsalen Raphekerns keine Veränderung des Angstverhaltens im Elevated plus maze-Test auftrat. Überraschend war, dass nicht nur bei unbehandelten und scheinlädierten Tieren, sondern auch bei den lädierten Tieren während des Aufenthaltes auf dem Elevated plus maze vermehrt 5-HT im Hippokampus freigesetzt wurde, obwohl die Serotoningehalte in dieser Region nach der Läsion um mehr als 50% vermindert waren.

    Eine mögliche Erklärung für das Ausbleiben einer Anxiolyse und den noch vorhandenen 5-HT-Anstieg während des Aufenthaltes auf dem Elevated plus maze bei den lädierten Tieren sind kompensatorische Mechanismen durch ausgleichende Wirkungen des intakten medianen Raphekerns, der auch zum dorsalen Raphekern projiziert.
    Obwohl verhaltenspharmakologische Untersuchungen in nichtlädierten Tieren auf eine dominierende Rolle des dorsalen Raphekerns hinweisen, zeigen unsere Ergebnisse, dass der Verlust serotonerger Neurone des dorsalen Raphekerns funktionell vollständig kompensiert werden kann.