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Die von Tsetsefliegen (Diptera, Glossinidae) zyklisch, alimentär übertragenen Trypanosomosen der Rinder (Nagana) hemmen die landwirtschaftliche Entwicklung in weiten Teilen Afrikas südlich des Sahel. Zur Therapie der Nagana wird das aromatische Diamidin Diminazenaceturat und zur Prophylaxe das Phenanthridinderivat Isometamidiumchlorid eingesetzt. Aufgrund des langen und intensiven Einsatzes dieser Medikamente häufen sich Berichte über Trypanozidresistenzen. Berichte über Einfachresistenzen liegen aus 14 Ländern vor; über Mehrfachresistenzen (Resistenzen gegen beide Wirkstoffgruppen) wird in jüngster Zeit vermehrt berichtet. In den Regionen mit Chemoresistenz sollten daher vermehrt Tsetsefliegen bekämpft werden. Bei Kontrollmaßnahmen in der Vergangenheit stand der großflächige Einsatz von Insektiziden im Vordergrund. Die Anwendung chlorierter Kohlenwasserstoffe (DDT, Endosulfan) aus der Luft oder am Boden ist ökologisch jedoch bedenklich und wird nicht mehr verfolgt. Eine Weiterentwicklung dieser Methode wird zur Zeit in Botswana angewandt, wo GPS-gesteuerte Flugzeuge gezielt synthetische Pyrethroide auf einer Fläche von 15.000 km2 versprühen. Die direkte Applikation von Pyrethroiden auf Rindern („Pour-on“, „Sprays“) bzw. der Einsatz insektizidimprägnierter Fallen und Tücher, die strategisch im Lebensraum der Fliege aufgestellt werden, sind zur Zeit die bevorzugten Methoden. Technisch ausgereift und ökologisch wenig bedenklich, führen sie in wenigen Monaten zu einer signifikanten Reduktion der Tsetsefliegendichte und damit einhergehend zu einer Reduktion der Trypanosomenprävalenzen in den betroffenen Rinderherden. Die Wirtschaftlichkeit einer Tsetsefliegenbekämpfung erscheint jedoch in Regionen mit einer niedrigen landwirtschaftlichen Produktivität fraglich. Auch ist das Problem der Nachhaltigkeit von Kontrollmaßnahmen (Tsetsefliegenbekämpfung wird von den Betroffenen als Allgemeingut angesehen) weiterhin ungelöst.