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Fachbereich Veterinärmedizin


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    Publikationsdatenbank

    Insektizidbehandelte Netze zur Bekämpfung von tiermedizinisch bedeutenden Vektorenseuchen (2009)

    Art
    Vortrag
    Autoren
    Rohrmann, K. M. A.
    Geerike, N.
    Clausen, P-H
    Bauer, B.
    Mehlitz, D.
    Schein, E.
    Mathis, R.
    Mauer, W.
    Frenzel, K.
    Rößler, B.
    Peters, K. J.
    Kongress
    Tagung der DVG-Fachgruppe "Parasitologie und parasitäre Krankheiten" : Diagnostik, Epidemiologie und Bekämpfung von Parasitosen bei Nutz-, Haus- und Heimtieren
    Leipzig, 17. – 19.06.2009
    Quelle
    LBH: Proceedings Tagung der DVG-Fachgruppe "Parasitologie und parasitäre Krankheiten" : Diagnostik, Epidemiologie und Bekämpfung von Parasitosen bei Nutz, Haus und Heimtieren — Jörg R. Aschenbach ; Gotthold Gäbel ; Arwid Daugschies (Hrsg.)
    Leipzig: Leipziger Universitätsverlag GmbH, 2009. Leipziger blaue Hefte ; 5 — S. 24–25
    ISBN: 978-3-86583-377-8
    Kontakt
    Institut für Parasitologie und Tropenveterinärmedizin

    Robert-von-Ostertag-Str. 7-13
    14163 Berlin
    +49 30 838 62310
    parasitologie@vetmed.fu-berlin.de

    Abstract / Zusammenfassung

    Bluetongue, die ursprünglich aus Afrika kommende Virusinfektion der Wiederkäuer, trat nach einer schnellen Verbreitung über den Mittelmeerraum im Jahre 2006 erstmal auch in Deutschland auf. Das ubiquitäre Vorkommen effizienter Virusüberträger (Gnitzen, Culicoides spp.), in der Tendenz ansteigende Temperaturen, insbesondere milde Winter, begünstigen das Überleben von Gnitzen und erhöhen somit das Übertragungsrisiko. Maßnahmen zur Verhinderung der Virusausbreitung und weiterer Krankheitsausbrüche in den folgenden Jahren waren nur bedingt erfolgreich. Die durchgeführten Impfmaßnahmen und die zusätzlich empfohlene pour-on Behandlung mit Insektiziden bieten keinen ausreichenden Schutz. Ziel der Untersuchungen ist es, die Wirksamkeit insektizidbehandelter Netze gegen den Eintrag von Gnitzen sowie Lästlingsinsekten in Rinderhaltungen zu bewerten und ggf. durch Weiterentwicklung zu optimieren.
    Material & Methoden: Die mit Insektizid behandelten Netze wurden sowohl im Feld als auch im Labor getestet. Bei den Feldversuchen wurde einerseits auf zwei Milchviehbetrieben je ein Stall durch das mit Deltamethrin ausgerüstete Polyesternetz der Maschenweite 2 x 2 mm geschützt (Fenster und Tore). Andererseits wurden Kälbergruppen in ?Iglus? mit einem Lambda-Cyhalothrin-haltigen Polyesternetz der Maschenweite 1,6 x 1,7 mm umzäunt. Eine Versuchseinheit mit 5 Kälbern wurde vollständig (inklusive Dach), eine weitere 2 m hoch vernetzt. Ebenso wie bei den Milchviehanlagen gab es auch eine Kontrolleinheit ohne Netz, welche sich auf dem gleichen Gelände befand. Die Insektenfänge erfolgten mittels Biogents Sentinel UV-Lichtfallen®. Zur Überprüfung der biologischen Wirksamkeit des insektizidbehandelten Netzes wurden vor der Ausbringung und dann im vierwöchigen Abstand Netzproben auf den Betrieben entnommen. Im Labor wurden die Untersuchungen mit Hilfe der Testinsekten Musca domestica und Culicoides nubeculosus durchgeführt (bio-assay). Die Testung von M. domestica erfolgte in der FlyBox®. Diese Box war mit der entsprechenden Netzprobe ausgekleidet. Nach einer 10-sekündigen Exposition wurden die Paralyseraten in bestimmten Zeitabständen erhoben. Ein ähnliches Verfahren kam bei der Testung mit C. nubeculosus zum Einsatz. Für die Beurteilung der biologischen Wirksamkeit der Netze wurde der T-50-Wert (Zeitpunkt, an dem 50% der Testinsekten paralysiert sind) bestimmt.
    Ergebnisse: Die auf den Betrieben verwendeten Netze zeigten im bio-assay eine gute biologische Wirksamkeit über einen Zeitraum von 5 Monaten. Zum Ende der Untersuchungen ließ sich auf Grund von Verschmutzungen des Netzes bei beiden Testinsekten ein Anstieg des T 50 und damit ein scheinbarer Wirkungsverlust nachweisen. In weiterführenden Untersuchungen konnte gezeigt werden, dass eine Erhöhung der Wirkstoffkonzentration und die Verwendung von Deltamethrin als Emulsion zu einem schnelleren Wirkungseintritt bei beiden Testspezies führte. Bei der Wirksamkeitsprüfung verschiedener Insektizide (Lambda-Cyhalothrin, Deltamethrin) zeigte der Wirkstoff Lambda-Cyhalothrin den schnellsten Wirkungseintritt und damit die beste biozide Wirksamkeit.
    Auf den Milchviehanlagen ergab die Ausbringung der Netze am Interventionsstall keine nachhaltige Reduktion der Fliegen- und Gnitzenzahlen. Auch wiesen die Kühe im Interventionsstall nicht weniger Abwehrbewegungen auf als die Kühe im Kontrollstall. Bei den geschützten Kälbereinheiten waren Trends zur Reduktion von Fliegen und Gnitzen sowohl in den vollständig als auch teilweise vernetzten Einheiten zu verzeichnen. Die in den geschützten Einheiten gehaltenen Kälber zeigten signifikant weniger Abwehrbewegungen.
    Die Intervention hatte keinen Einfluss auf den Deltamethringehalt im Tränkewasser oder in den untersuchten Sammelmilchproben. Unter den Netzen entnommene Bodenproben wiesen nur sehr geringe Belastungen mit Deltamethrin auf. Auffällig waren die relativ hohen Belastungen von Kotproben auf einem Kontrollbetrieb, die möglicherweise zeitlich korreliert mit einer topikalen Applikation von Deltamethrin der Tiere (nicht versuchsbedingt) zurückzuführen ist.
    Schlussfolgerungen: Verantwortlich für die noch nicht befriedigende Wirkung der Netze im Feld erscheinen eine nachgewiesene Resistenz bzw. Toleranz der Fliegenpopulationen auf den Milchviehanlagen gegenüber dem Pyrethroid Deltamethrin, die Zunahme der Verschmutzung der Netze zum Saisonende und die daraus resultierende Maskierung des Wirkstoffes sowie die für Gnitzen evtl. zu große Maschenweite. Die Untersuchungen in 2009 dienen der weiteren Optimierung der Netztechnologie.