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Fachbereich Veterinärmedizin


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    Pacchionische Granulationen (Granulationes arachnoidales) bei Vögeln (Aves): Untersuchungen über Vorkommen und Formen sowie über morphologisch mögliche Abflusswege für den Liquor cerebrospinalis (2003)

    Art
    Hochschulschrift
    Autor
    Rabe, Hannes (WE 1)
    Quelle
    — 117 Seiten
    Verweise
    URL (Volltext): https://refubium.fu-berlin.de/handle/fub188/3616
    Kontakt
    Institut für Veterinär-Anatomie

    Koserstr. 20
    14195 Berlin
    +49 30 838 75784
    anatomie@vetmed.fu-berlin.de

    Abstract / Zusammenfassung

    In der vorliegenden Arbeit wurden die Meningen von 66 verschiedenen Vogelarten lichtmikroskopisch auf das Vorkommen und die Morphologie von PACCHIONIschen Granulationen untersucht. Ausserdem wurde die Morphologie der Hirnhäute und Nervenhüllen von Bulbus olfactorius und Nervi olfactorii bis zum Eintritt in das Riechepithel bei je zwei Säuger- (Ratte und Katze) und Vogelarten (Huhn und Taube) elektronenmikroskopisch untersucht, um die Eignung dieser Nervenhüllen als möglichen Abflussweg für Liquor cerebrospinalis auch beim Vogel zu überprüfen. Die vorhandene Literatur und die eigenen Untersuchungen wurden in bezug auf Methodik, biophysikalische Auswertbarkeit und Vereinbarkeit von Morphologie und Funktion der Granulationen bei Vogel, Säuger und Mensch diskutiert. Als Material standen Sektionsmaterial, Schlachtgeflügel und krankheitsbedingt euthanasierte Tiere zur Verfügung; bei der Elektronenmikroskopie konnte zum Teil auf Material des Instituts aus früheren Untersuchungen zurückgegriffen werden. Das Material wurde in Grossvögel (Hirngrösse mindestens wie beim Haushuhn) und Kleinvögel (Hirngrösse kleiner als beim Haushuhn) unterteilt. Granulationen fanden sich bei allen Grossvogelarten mit Ausnahme eines Pinguinkükens. Darüber hinaus kommen sie bei einigen Kleinvogelarten vor. Bei den meisten Kleinvogelarten finden sich keine Granulationen, beim Textorweber wurde je ein Exemplar mit und ohne Granulationen gefunden. Beim Vogel finden sich Granulationen im dorsalen Sinussystem der Dura mater. Sie liegen immer bilateral am Zusammenfluss der Sinus olfactorii in den Sinus sagittalis dorsalis und können bei Grossvögeln in einigen wenigen Fällen zusätzlich an anderen Zusammenflüssen grösserer Sinus oder Einmündungen grosser cerebraler Venen in das durale Sinussystem angetroffen werden. Es wurden insgesamt vier weitere Positionen für das Vorkommen von Granulationen gefunden: Caudal der Einmündung cerebraler Venen in den Sinus sagittalis dorsalis (unpaar), bilateral in den Sinus transversi an der Einmündung in den Sinus occipitalis resp. sagittalis dorsalis, im Sinus sagittalis olfactorius vor der Aufspaltung in die Sinus olfactorii (unpaar) und im Sinus sagittalis dorsalis direkt rostral der Epiphyse. Beim Vogel sind Granulationen meist zwischen 300 und 600 μm im Durchmesser, einige Exemplare zeigten kleinere (200 μm) oder grössere (bis über 1000 μm) Granulationen. Sie sind leptomeningeale Strukturen, die immer vollständig vom Sinusendothel überzogen sind, und bestehen aus drei Bauelementen: einem Stratum reticulare im Zentrum, das dem maschenartigen Bindegewebe der retikulären Arachnoidea entspricht, einem Stratum fibrosum, das keine Entsprechung in der übrigen Leptomeninx hat, und einem Stratum cellulare, das dem Neurothel und der Arachnoideagrenzschicht entspricht. Die elektronenmikroskopischen Untersuchungen ergaben, dass aus morphologischer Sicht beim Säuger und beim Vogel gleichermassen ein Abfluss von Liquor in den Hüllen der Riechnerven innerhalb des Perineuralepithels, also im Endoneurium möglich ist. Er kann dann von den Lymphgefässen der Nasenschleimhaut aufgenommen werden. Aufgrund der Morphologie und Lokalisation sind Granulationen als Resorptionsorte für den Liquor beim Vogel ungeeignet. Eine blutflussregulierende Funktion, wie sie auch von einigen Autoren in der Literatur für Menschen und Säuger vorgeschlagen wird, ist dagegen wahrscheinlich. Aus morphologischer Sicht stehen dem Vogel andere Abflusswege, z.B. über die Riechnerven, zur Verfügung. Die zum Teil sehr widersprüchlichen Angaben zu Morphologie und Funktion der Granulationen bei Mensch und Säuger in der Literatur sind auf schlechte Zugänglichkeit und hohe Empfindlichkeit des Materials ebenso zurückzuführen wie auf veraltete morphologische Studien und ungenaue biophysikalische Auswertung experimenteller Untersuchungen. Objektiv durchgeführte Studien mit modernen, gewebeschonenden Techniken und wissenschaftlich unangreifbarer Methodik sollten zukünftig angewendet werden.