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Zur Beobachtung stand ein Familienverband von Araberpferden, bestehend aus einem Hengst und neun Stuten. Die untersuchten Pferde wurden ganzjährig auf einer Koppel gehalten und mit Heu und Kraftfutter zugefüttert.
Die durchschnittliche Anzahl der Aktionen für jede erhobene Verhaltensweise und deren mittlere Dauer innerhalb von 24 Stunden sowie für die Licht- und Dunkelzeit eines Tages wurden ermittelt.
Die einzelnen Araberpferde fraßen im Mittel über das Jahr innerhalb von 24 Stunden für 8,61-11,36 Stunden Heu und sie grasten 2,63-6,34 Stunden. Dabei begannen die Pferde mit 16-24 Mal individuell verschieden oft täglich das Heufressen und fraßen durchschnittlich je Aktion für 21-37 Minuten Heu. Die Pferde grasten innerhalb von 24 Stunden 7-11 Mal für 17-34 Min. Die individuellen Unterschiede im Verhalten der Pferde wurden auch beim Ausruhen mit 13-23 Aktionen und einer mittleren Dauer je Aktion von 19-26 Minuten deutlich.
In ihrer Nahrungsaufnahme, speziell der Graseaktion, und im Ausruhverhalten ließen sich die Pferde stärker von der zur Verfügung stehenden Heumenge beeinflussen als von Regen oder Gewitter. Die Pferde, besonders die ranghohen Stuten, nutzten bei hohen Umgebungstemperaturen während des Grasens zum Teil die Luftbewegung der freien Koppelflächen. Einige Tiere, rangniedrige Stuten und der Hengst, fraßen trotz hoher Lufttemperatur vermehrt Heu. Alle Pferde zeigten unabhängig vom Nahrungsangebot und dem sozialen Rang verlängertes Ausruhverhalten an heißen Tagen. In der vegetationsarmen Jahreszeit versuchten die Pferde bei niedrigen Umgebungstemperaturen und hohen Windgeschwindigkeiten die Nahrungsaufnahme unabhängig von der zur Verfügung stehenden Heumenge zu erhöhen. Die Pferde zeigten unter Ausnutzung des Windschattens der Bäume verlängerte Graseaktionen. Windschutz war den Pferden an allen verglichenen Vormittagen wichtiger als Regenschutz, nur zum Dösen suchten die Tiere auch den Unterstand auf.
Die ausschließliche Angabe der Mittelwerte je Licht- und Dunkelphase eines Tages der einzelnen Verhaltensweisen ergeben keine Aussage über die individuellen Unterschiede in den Modalitäten der Verhaltensweisen. Die Anzahl der Aktionen und deren mittleren Dauer ermöglichen bei Pferden, welche aufgrund der geringen Koppelgröße und sonstiger Managementfaktoren keinen pferdespezifischen Tages- wie Jahresrhythmus entwickeln können, eine eindeutigere Beurteilung der individuellen Anpassungsstrategien.