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Der Zweck der Tierschutzethik liegt in der logischen Klärung von ethischen Normen für Tierschutz. Die deskriptive Ethik betreibt Recherche und Beschreibung von Tierschutznormen in Abhängigkeit von den sie vertretenden gesellschaftlichen Gruppen, während die präskriptive (normative) Ethik sich mit der Prüfung und Optimierung der Tierschutznormen im Hinblick auf allgemeine Plausibilität beschäftigt (auch im Vorgriff auf eine denkbare juristische Umsetzung). Ein beispielhafter aktueller Befund der deskriptiven Ethik besteht darin, dass die Bevölkerung in Deutschland sich zur Umsetzung des „sittlich verantworteten Umgangs des Menschen mit den Tieren“ ein im Tierschutzrecht verankertes „ethisches Mindestmaß“ wünscht. Heute allgemein von der Ethik anerkannt ist Folgendes:
– Tierschutznormen entspringen dem Perspektivenwechsel (Empathie, Mitleiden) und dem Gerechtigkeitsempfinden (Gleichheitsgrundsatz).
– D.h. weder ethische noch juristische Normen setzen eine Symmetrie von Rechten und Pflichten voraus.
– Ethische Normen müssen alle Wesen umfassen, mit denen Mitleiden bzw. Empathie möglich ist (= leidensfähige Wesen).
– (Zumindest höhere) Tiere gelten als schmerz- und leidensfähig.
– Ethische Normen für Tierschutz können – ohne Verletzung des Gerechtigkeitsempfindens – von zwischenmenschlichen Ethiknormen abweichen, wo unterschiedliche Bedürfnisse dies rechtfertigen (Gleichheitsgrundsatz).
– In Ergänzung von „pathozentrischen“ Schutzpflichten sind aus gesellschaftlicher Perspektive auch „anthropozentrische“ Tierschutznormen erwägenswert (Verrohungsargument).
Fazit: Es gibt ethische Normen für Tierschutz … auch wenn Seitens der präskriptiven Ethik noch Detailarbeit zu tun bleibt.